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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Jetzt kam das einzige wirkliche Risiko der ganzen Unternehmung. Wenn ihn jemand sah, verließ er die Insel wahrscheinlich nicht mehr lebend. Schnell trug er Carlina den Pfad hinunter bis zur Anlegestelle und holte das Boot herüber. Eine halbe Stunde später ritt er von der Insel des Schweigens weg, Carlinas schlaffen Körper über den Rücken seines Packtiers gelegt. Er hatte es ihr so bequem gemacht, wie er konnte, aber er wollte möglichst schnell eine möglichst große Entfernung zwischen sich und die Insel legen. Wenn er Glück hatte, vermißten sie Carlina nicht vor morgen früh, und Reitpferde hatte er auf der Insel keine gesehen. Aber früher oder später würde Carlina wieder zu sich kommen und in irgendeiner Art telepathisch um Hilfe rufen. Und bis dahin wollte er so weit weg sein, daß es nicht mehr darauf ankam.
    Sie schien immer noch bewußtlos zu sein, als sie die Stelle in den Bergen erreichten, wo Paul seine Eskorte zurückgelassen hatte. Seine Männer hatten bereits gesattelt. Eine Pferdesänfte stand bereit.
    Er winkte ihnen. »Steigt auf und haltet euch zum Aufbruch bereit. Habt ihr ein frisches Pferd für mich? Ja, und Extrapferde für die Sänfte, damit wir nirgendwo wegen Postpferden anhalten müssen.« Er stieg ab, hob das regungslose Bündel, das Carlina war, in die Sänfte und schloß die Vorhänge.
    »Vorwärts!«
     
    Die Sonne ging auf, als sie haltmachten, um die Pferde verschnaufen zu lassen. Paul stieg ab und aß ein paar kalte Bissen – es war keine Zeit, Feuer zu machen und Essen zu kochen. Dann trat er an die Sänfte und zog die Vorhänge zurück.
    Carlina war bei Bewußtsein. Sie hatte den Knebel aus ihrem Mund herausbekommen. Sie lag auf der Seite und bemühte sich verzweifelt, die Stricke um ihre Handgelenke zu lösen.
    »Schmerzen Euch die Fesseln, Lady? Ich werde sie lockern, wenn Ihr erlaubt«, sagte Paul.
    Vor dem Klang seiner Stimme wich sie zurück.
    »Bard«, flüsterte sie. »Ich hätte mir denken können, daß du es warst. Wer sonst wäre verrucht genug, den Zorn Avarras herauszufordern!«
    »Ich fürchte keine Göttin«, erklärte er, der Wahrheit entsprechend.
    »Das glaube ich dir, Bard mac Fianna. Aber du wirst nicht straflos davonkommen.«
    »Über dies Thema«, meinte Paul »beabsichtige ich nicht zu diskutieren. Eure Göttin, falls es sie gibt, hat nicht eingegriffen, um Eure Entführung von der Insel zu verhindern. Und ich glaube nicht, daß sie Euch jetzt helfen wird. Wenn der Gedanke, daß sie mich strafen wird, Euch Trost gibt, mißgönne ich ihn Euch nicht. Ich kam nur, um Euch zu sagen, daß ich die Fesseln lockern will, wenn Ihr ihrer müde seid. Ihr braucht mir nur Euer Ehrenwort zu geben, daß Ihr nicht entfliehen werdet.«
    Sie funkelte ihn mit unbeschreiblicher Herausforderung an. »Ganz bestimmt werde ich entfliehen, wenn ich kann.«
    Verdammt sei die Frau , dachte Paul fassungslos, weiß sie nicht, wann sie geschlagen ist? Ihn erfüllte ein bisher unbekanntes Gefühl, das er nicht als Schuld erkannte. Er wollte ihr nicht weh tun, er wollte sie nicht einmal fester binden. Mit einem Fluch zog er die Vorhänge zusammen und ging davon.

 
5
     
    Auf dem Rückweg nach Burg Asturias erhielt Bard eine weitere schlechte Nachricht: Sein Stellvertreter teilte ihm mit, daß sämtliche Söldnerinnen der Schwesternschaft vom Schwert drei Tage nach der Schlacht zu ihm gekommen seien, ihre Bezahlung verlangt und das Lager verlassen hatten.
    Bard konnte es nicht fassen. »Ich habe sie großzügig bezahlt, und was mehr ist, ich habe sie unter meinen persönlichen Schutz gestellt!« erklärte er wütend. »Haben sie irgendeinen Grund angegeben?«
    »Ja. Sie sagten, Ihr hättet die Männer nicht bestraft, die die weiblichen Kriegsgefangenen vergewaltigt haben. Um Euch die Wahrheit zu sagen, Lord General, ich halte es nur für gut, daß wir sie los sind. Sie haben etwas an sich, das mich nervös macht. Sie sind …« er zögerte, dachte eine Minute nach und fuhr dann fort – »… besessen, das sind sie. Ich will Euch was sagen, mein Lord. Wißt Ihr noch, wie wir gegen die Insel des Schweigens ritten und die alte Hexe dort uns verfluchte? Diese verdammten Schwertschwestern erinnern mich an sie und ihre Göttin!«
    Bards Gesicht verfinsterte sich. Bei der Erwähnung der Insel des Schweigens fiel ihm ein, daß Paul inzwischen zurückgekehrt sein müßte. Es sei denn, der Fluch der Insel und Avarras habe auch Paul ereilt. Sein Offizier deutete den düsteren Ausdruck

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