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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und deshalb sind wir quitt«, schleuderte Carlina ihm mit flammenden Augen entgegen.
    Bard fand sie schöner, als sie je zuvor ausgesehen hatte, mit den geröteten Wangen und zornblitzenden Augen. Auch andere Frauen hatten ihn schon abgewiesen oder ihm Trotz geboten, aber auf keine von ihnen hatte er so lange gewartet wie auf Carlina. Jetzt war die Zeit des Wartens vorbei. Sie würde diese Suite erst verlassen, wenn er sie in Wahrheit seine Frau nennen konnte, wie sie es dem Gesetz nach schon seit so vielen Jahren war. Er war erregt von ihrer Nähe und der Herausforderung in ihrer Stimme und ihren Augen. Nicht einmal Melisandra hatte sich ihm auf diese Weise widersetzt. Keine Frau war je fähig gewesen, sich ihm zu widersetzen, ausgenommen Melora, und sie – wütend verbannte er den Gedanken an Melora. Sie bedeutete ihm nichts mehr. Sie war fort.
    »Bard, ich kann nicht glauben, daß du mir etwas zuleide tun wirst. Wir waren Kinder zusammen. Ich habe nichts gegen dich. Laß mich zu der Insel und zur Mutter zurückkehren, und ich will mich für dich einsetzen, so daß dich keine Strafe und kein Fluch trifft.«
    Er schnippte mit den Fingern. »Ich gebe nicht soviel auf einen Fluch, komme er von Avarra oder irgendeinem anderen Spuk!«
    Carlina schlug entsetzt ein frommes Zeichen. »Ich bitte dich, nicht solche Blasphemien auszusprechen! Bard, schick mich auf die Insel zurück.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Was auch geschehen mag, das ist vorbei. Du gehörst hierher, zu mir. Ich verlange von dir, daß du mir gegenüber deine Pflicht erfüllst und heute nacht meine Frau wirst.«
    »Nein. Niemals.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »O Bard, ich hasse dich nicht. Du warst mein Pflegebruder, zusammen mit Geremy und dem armen Beltran! Wir waren alle Kinder zusammen, und du warst immer freundlich zu mir. Sei auch jetzt freundlich zu mir und bestehe nicht darauf. Es gibt so viele Frauen, die du haben kannst, Damen von hohem Rang, Leroni , schöne Frauen – da ist Melisandra, die die Mutter deines Sohns ist, und er ist ein so prächtiger kleiner Junge –, warum willst du mich , Bard?«
    Er sah ihr offen in die Augen und sagte ihr die buchstäbliche Wahrheit.
    »Ich weiß es nicht. Aber es hat nie eine Frau gegeben, nach der es mich so verlangte wie nach dir. Du bist meine Frau, und ich will dich haben.«
    »Bard …« Sie erbleichte. »Nein. Bitte.«
    Er sagte: »Es ist dir gelungen, die Verlobung durch einen Trick zu brechen, weil unsere Ehe nicht vollzogen wurde, und diesen Streich wirst du mir nicht noch einmal spielen. Du wirst deine Pflicht erfüllen, Carlina, freiwillig oder unfreiwillig.«
    »Willst du damit sagen, daß du die Absicht hast, mich zu vergewaltigen?«
    Er setzte sich auf die Bettkante zu ihr und faßte nach ihrer Hand. »Ich möchte dich lieber willig als unwillig haben. Aber so oder so werde ich dich haben, Carlie, damit mußt du dich abfinden.«
    Sie riß ihre Hand aus seiner und warf sich auf das Bett nieder, so weit wie möglich von ihm entfernt. Sie zog den schweren Mantel um sich, und Bard konnte sie unter diesem Schutz schluchzen hören. Er riß ihr den Mantel weg, sosehr sie sich auch daran klammerte, und warf ihn zornig zu Boden. Er konnte es nicht ertragen, Carlina weinen zu sehen. Nie hatte er es ertragen können, und wenn sie auch bloß weinte, weil ein Kätzchen sie gekratzt hatte. Er sah sie noch vor sich, neun Jahre alt, mager wie ein Stock, das Haar in dünnen Zöpfen wie schwarze Schnüre eingeflochten, wie sie an ihrem zerkratzten Daumen saugte und weinte.
    »Verdammt noch mal, hör auf zu weinen, Carlie! Das halte ich nicht aus! Glaubst du, ich könnte dir jemals weh tun? Ich will dir nicht weh tun, aber ich muß vollendete Tatsachen schaffen, damit du mir nicht wieder unter diesem Vorwand weglaufen kannst. Du wirst hinterher nicht mehr böse auf mich sein, das verspreche ich dir, Noch keine Frau hat hinterher etwas einzuwenden gehabt.«
    »Das glaubst du wirklich, Bard?«
    Er machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Er glaubte es nicht, er wußte es. Frauen suchten immer alle möglichen Vorwände, um das nicht tun zu müssen, was sie in Wirklichkeit tun wollten. Lisarda fiel ihm ein, diese elende kleine Schlampe. Auch sie hatte hinterher nichts mehr dagegen einzuwenden gehabt, es hatte ihr gefallen! Aber Frauen wurden nicht dazu erzogen, in diesen Dingen ehrlich zu sein. Statt Carlina zu antworten, beugte er sich über sie und nahm sie in seine Arme. Aber sie

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