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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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damals noch geglaubt, Varzil sei ein Verbündeter König Carolins von Thendara.
    Es kann nicht leicht sein, in einer vom Krieg zerrissenen Welt Neutralität zu geloben! Wenn das ganze Land um einen in Flammen aufgeht ist es bestimmt einfacher, sich der einen oder anderen Seite anzuschließen .
    Bard hatte Varzil als jung in Erinnerung, aber der Mann, der ihm in dein kleinen Arbeitszimmer mit Steinfußboden gegenüberstand, statt in die zeremonielle Robe seines Amtes in ein einfaches Gewand und Sandalen gekleidet, wirkte alt. Tiefe Furchen zogen sich durch das besorgte Gesicht, mochte es auch jung sein, und das leuchtendrote Haar ergraute bereits. Und so jung konnte Varzil auch gar nicht mehr sein. Er hatte Neskaya neu aufgebaut, nachdem es durch Feuerbomben zerstört worden war, und das war vor Bards Geburt gewesen, obwohl Varzil, wie Bard gehört hatte, damals noch sehr jung gewesen war.
    »Willkommen, Bard mac Fianna. Ich werde gleich mit dir reden, aber zuvor habe ich noch etwas zu erledigen. Setz dich dorthin«, sagte Varzil und fuhr fort, mit dem jungen Mann in den Hastur-Farben zu sprechen. Im ersten Augenblick ließ das Bards Haut prickeln – soviel für die angebliche Neutralität Varzils und des Turms! –, aber nachdem er ein paar Worte gehört hatte, entspannte er sich.
    »Ja, sag den Leuten von Hali, wir werden für die Fälle mit den schwersten Brandwunden Heiler und Leroni schicken, aber sie müssen sich klar darüber sein, daß die körperlichen Wunden, die man sehen kann, nicht die einzigen sind. Die schwangeren Frauen müssen überwacht werden. Die meisten von ihnen werden eine Fehlgeburt haben, und das sind noch die glücklicheren, denn von den Kindern, die vom Zeitpunkt der Katastrophe ab geboren werden, wird mindestens die Hälfte verunstaltet oder deformiert sein. Auch sie sind von Geburt an zu überwachen. Frauen im gebärfähigen Alter müssen so schnell wie möglich aus dem Gebiet weggebracht werden, oder sie gehen das gleiche Risiko ein, wenn sie empfangen, bevor das Land sich geheilt hat, und das mag noch viele Jahre dauern.«
    »Es wird den Leuten nicht gefallen, ihre Güter oder Höfe zu verlassen«, sagte der Hastur-Mann. »Was sollen wir ihnen dann erzählen?«
    »Die Wahrheit«, antwortete Varzil seufzend. »Das Land ist verseucht und wird auf Jahre hinaus so bleiben, ohne daß man etwas dagegen unternehmen kann. Niemand kann dort leben, die Besiegten nicht und nicht die Sieger. Nur ein Gutes ist aus all dem erwachsen.«
    »Etwas Gutes? Und was ist das, vai laranzu ?«
    »Der Dalereuth-Turm hat sich unserem Neutralitätsgelübde angeschlossen«, berichtete Varzil. »Sie haben geschworen, keine Laran -Waffen mehr herzustellen, wie schmackhaft man ihnen die Sache auch machen mag. Und ihr Oberherr Marzan von Valeron ist dem Vertrag beigetreten, ebenso Königin Darna von Isoldir. Und Valeron und Isoldir haben Lehnstreue unter den Hasturs beschworen.«
    Bard knirschte mit den Zähnen. Würde das ganze Land eines Tages unter Hastur-Herrschaft geraten? Und doch … wenn die Hasturs sich verpflichteten, nur noch die im Vertrag erlaubten Kriege zu führen, würde es keine Greuel wie in Hali mehr geben. Bard war sein ganzes Leben lang Soldat gewesen, und er fühlte sich nicht besonders schuldig der Männer wegen, die er im Nahkampf mit seinem Schwert getötet hatte. Sie hatten die gleiche Chance gehabt, ihn niederzustrecken. Aber keine Entschuldigung gab es für die durch Zauberei umgekommenen Männer, für die von Feuerbomben verbrannten Frauen und Kinder. Zudem war Bard überzeugt, seine Männer könnten die Hastur-Armee mit jeder Waffe, die der Gegner bestimmte, besiegen. Wozu brauchten sie dann Zauberer?
    Als Varzil sein Gespräch mit dem Hastur-Gesandten beendet hatte, bat er ihn: »Richte Domna Mirella aus, daß ich sie gern sprechen möchte.« Bard dachte sich bei dem Namen nichts – er war nicht ungewöhnlich –, aber als die junge Frau eintrat, erkannte er sie sofort wieder. Sie war immer noch schlank und hübsch, und sie trug das weiße Gewand einer Überwacherin.
    »Arbeitest du in den Relais, Kind? Ich dachte, du ruhtest dich nach den schrecklichen Erlebnissen in Hali einfach aus«, sagte Varzil. Mirella wollte ihm antworten, doch da sah sie Bard.
    » Vai dom , ich hörte von Melora, daß Ihr jetzt Lord General von Asturias seid – verzeiht mir, Lord Varzil, darf ich mich nach Neuigkeiten von meiner Familie erkundigen? Geht es meinem Großvater gut, Sir, und auch

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