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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bin nicht der Hüter deines Gewissens. Und ich sehe während meiner Lebenszeit und noch viele Generationen nach mir keinen Frieden in Aldaran und keine Sicherheit für Tramontana voraus. Aber wenn es dir auferlegt ist, nach Tramontana zu gehen, Mirella, dann seien alle Götter mit dir, Kleines.« Er erhob sich, nahm Mirella in die Arme und drückte sie an sich. »Nimm meinen Segen, Schwester. Und vergiß nicht, mit Melora zu sprechen, bevor du gehst.«
    Als er sie losließ, sprach sie noch einmal Bard an.
    »Bringt meinem Großvater und Melisandra meine Grüße, vai dom . Und sagt ihnen, wenn wir uns nicht wiedersehen, sind das die Wechselfälle des Krieges. Ihr, der Ihr Kommandant wart, als ich das erste Mal als Leronis in den Krieg zog, werdet das verstehen.« Sie betrachtete ihn genauer, und es war etwas in seinem Gesicht, das ihren Blick weicher werden ließ. Sie sagte: »Jetzt, da Ihr einer von uns seid, werde ich um Euren Frieden und Eure Erleuchtung beten, Sir. Die Götter mögen Euch schützen.«
    Sie verließ das Zimmer, und Bard wandte sich in seiner Verwirrung an Varzil.
    »Was, zum Teufel, hat sie damit gemeint – einer von uns?«
    »Nun, sie sah, daß du neuerdings mit Laran begabt bist«, erklärte Varzil. »Meinst du, eine Leronis erkennt jemand anders, der Donas hat, nicht?«
    »Kann man – beim Wolf Alars –, kann man das sehen ?« Seine Verblüffung war so offensichtlich – drückte sich das, was er geworden war, in einem sichtbaren Zeichen aus? -. daß Varzil beinahe gelacht hätte.
    »Nicht mit den Augen des Körpers. Aber sie sieht es, wie es jeder von uns tun würde – du mußt wissen, wir betrachten uns gegenseitig kaum mit den Augen des Körpers, wir sehen es an … an der Außenseite deines Geistes. Keiner von uns würde unaufgefordert deine Gedanken lesen, nicht einmal ich. Aber im allgemeinen erkennen wir uns gegenseitig.« Er lächelte. »Glaubst du vielleicht, der Bewahrer von Neskaya erteile jedem eine Audienz, der hierherkommt, und sei es der Lord General von Asturias und Marenji und Hammerfell und wer weiß wie vielen kleinen Ländern im aufständischen Gebiet sonst noch? Ich gebe nicht soviel für den Lord General …« – sein Lächeln nahm den Worten die Spitze – »… aber mit Bard mac Fianna, dem Freund Meloras, die ich liebe, dem Mann, der sich gerade erst seines Larans bewußt geworden ist – mit Bard mac Fianna ist es etwas anderes. Als Laranzu habe ich dir gegenüber eine Pflicht zu erfüllen. Du bist – wie soll ich es ausdrücken? – ein Drehzapfen.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Ich auch nicht«, gestand Varzil, »und ebensowenig weiß ich, von woher mir dies Wissen gekommen ist. Ich weiß nur, daß ich, als ich dich zum ersten Mal sah, erkannte, daß sich viele große Ereignisse unserer Zeit um dich drehen werden. Ich bin auch einer dieser Drehzapfen, einer der Leute, die die Geschichte ändern können und die die Pflicht haben, es zu tun, wenn es möglich ist, was auch geschehen mag. Das ist der Grund, glaube ich, warum du Lord General von Asturias geworden bist.«
    »Das hört sich für mich ein bißchen zu mystisch an, vai dom «, brummte Bard. Aus eigener Kraft hatte er sich aus der Gesetzlosigkeit befreit, und die metaphysische Vorstellung, er sei nichts anderes als eine Schachfigur des Schicksals, gefiel ihm gar nicht.
    Varzil zuckte die Schultern. »Das glaube ich dir gern. Ich bin mein ganzes Leben lang Laranzu gewesen – und eine meiner Gaben ist das Erkennen von Zeitlinien. Nun, ich sehe nur wenige, und diese nicht sehr deutlich, durchaus nicht so, daß ich mich klar zwischen den vielen verschiedenen Wegen, die ich einschlagen könnte, zu entscheiden vermag. Ich hörte davon, daß es einmal eine Gabe dieser Art gegeben hat, aber sie ist ausgestorben. Manchmal kann ich jedoch einen Drehzapfen erkennen, wenn ich ihn sehe, und eine Entscheidung fällen, was getan werden muß, um eine günstige Gelegenheit nicht zu verschwenden.«
    Bards Mund zuckte. »Und einmal angenommen, Ihr könnt keinen anderen von Eurer Vorstellung, was geschehen sollte, überzeugen? Sagt Ihr ihnen einfach, sie müßten das und das tun, oder die Welt würde zusammenbrechen?«
    »O nein! Ach, das wäre zu leicht, und ich glaube nicht, daß nach dem Willen der Götter unter den Menschen Vollkommenheit herrschen soll«, antwortete Varzil. »Nein, jeder andere tut sein Bestes, wie er es sieht, und das ist nicht immer so, wie ich es sehe. Andernfalls wäre ich ein Gott, nicht

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