Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
weit von ihnen, saß der Feind mit seinen schweren Karren und Packtieren im Schnee fest.
    Neben ihm sagte Beltran leise: »Ich wünschte, Geremy wäre bei uns, Pflegebruder.«
    Bard lachte beinahe lautlos. »Das wünschte ich mir anfangs auch. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Vielleicht sind zwei grüne Jungen mit Befehlsgewalt genug, und Meister Gareths Erfahrung und Weisheit kommen uns sehr zustatten. Dafür reitet Geremy, der ein unerfahrener Laranzu ist, mit deinem Vater, der ein fähiger Kommandant ist … Möglicherweise dachte er, wenn wir drei zusammen wären, sähe das Ganze zu sehr nach einem der Jagdausflüge aus, die wir als Jungen unternahmen …«
    »Ich denke oft an die Zeit«, sagte Beltran, »als wir drei noch jünger waren und wie jetzt hinausritten. Wir lagen zusammen und blickten ins Feuer und redeten von der Zukunft, wenn wir Männer sein und zusammen ins Feld ziehen würden, in einen richtigen Krieg und nicht in die Scheinschlachten mit Chervine-Herden … Weißt du das noch, Bard?«
    Bard lächelte in der Dunkelheit. »Das weiß ich noch. Was planten wir für großartige Feldzüge, wie wollten wir das ganze Land von den Hellers bis zu den Ufern des Carthon und noch das jenseits des Meers unterwerfen … Nun, soviel ist wahr geworden von unseren Träumen, wir reiten alle in den Krieg, genauso, wie wir es vorhatten, als wir noch kaum wußten, an welchem Ende man ein Schwert anfassen muß …«
    »Und jetzt ist Geremy ein Laranzu , der mit dem König reitet, und er denkt nur noch an Ginevra, und du bist des Königs Bannerträger, wegen Tapferkeit ausgezeichnet und verlobt mit Carlina, und ich …« Prinz Beltran seufzte in der Dunkelheit. »Nun ja, zweifellos werde ich eines Tages wissen, was ich vom Leben verlange, und wenn ich es nicht tue, wird mein Vater und König es mir sagen.«
    »Ach, du«, lachte Bard, »eines Tages wird dir der Thron von Asturias gehören.«
    »Das ist keine Sache, über die man lacht«, verwies ihn Beltran, und seine Stimme klang ernst. »Zu wissen, daß ich nur über meines Vaters Grab und durch seinen Tod an die Macht kommen werde … Ich liebe meinen Vater, Bard, und doch glaube ich manchmal, ich werde wahnsinnig, wenn ich an seinem Schemel stehen und darauf warten muß, daß ich etwas Richtiges zu tun bekomme … Ich kann nicht einmal das Königreich verlassen und auf Abenteuer ausziehen, was jedem anderen Untertan freisteht.« Bard spürte, daß der Jüngere erschauerte. »Mir ist so kalt, Pflegebruder.«
    Einen Augenblick lang hatte Bard das Gefühl, Beltran sei nicht älter als sein kleiner Bruder, der sich an ihn geklammert und geweint hatte, als er an den Hof des Königs geschickt wurde. Unbeholfen klopfte er Beltrans Schulter. »Hier, da hast du noch ein Stück Decke, ich empfinde die Kälte nicht so stark wie du, das war schon früher so. Versuch zu schlafen. Morgen kommt es vielleicht zum Kampf, zu einem richtigen Kampf, nicht zu einer der Scheinschlachten, an denen wir soviel Spaß hatten, und wir müssen dafür bereit sein.«
    »Ich habe Angst, Bard. Ich habe immer Angst. Warum fürchtet du und Geremy euch nie?«
    Bard stieß ein kurzes, schnaubendes Lachen aus. »Wie kommst du auf den Gedanken, wir fürchteten uns nicht? Wie es bei Geremy ist, weiß ich nicht, aber ich hatte Angst genug, um meine Hosen wie ein Baby naß zu machen, und zweifellos wird es wieder so kommen. Nur habe ich, wenn es geschieht, nicht die Zeit und hinterher nicht den Wunsch, darüber zu reden. Mach dir keine Sorgen, Pflegebruder. Ich weiß doch, daß du dich bei Snow Glen gut gehalten hast.«
    »Warum hat dann mein Vater dich und nicht mich befördert?«
    Bard setzte sich in der Dunkelheit halb auf und starrte ihn all. »Beißt dieser Floh dich immer noch? Beltran, mein Freund, dein Vater weiß, daß du alles hast, was du brauchst. Du bist sein Sohn und sein legitimer Erbe, du reitest an seiner Seite, deine Stellung, nur einen Atemzug vom Thron entfernt, ist bereits anerkannt. Er hat mich ausgezeichnet, weil ich sein Pflegesohn und ein Bastard bin. Bevor er mir den Befehl über seine Männer geben konnte, mußte er mich zu jemandem machen, den er von Rechts wegen befördern durfte. Und indem er mich beförderte, schärfte er ein Werkzeug, das er zu benützen wünschte, mehr nicht. Es war kein Zeichen seiner Liebe oder seiner Rücksichtnahme! Bei dem kalten Wirbelwind in Zandrus dritter Hölle, ich weiß es, wenn du es nicht weißt! Bist du ein solcher Narr, daß du auf mich

Weitere Kostenlose Bücher