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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Brücke von London fällt ein« hieß und symbolisch den Ritualmord und das Einmauern der Leiche in den Fundamenten der Brücke nachvollzog, die das Kinderlied überlieferte. Unter aufgeregtem Gekicher und vielen Ermahnungen, mit niemandem zu sprechen, führten sie ihn in den Stadtteil, in dem die ganz Armen lebten, und Forrester verteilte all sein Kleingeld an blasse Gestalten, die ihm mit zitternder Stimme traurige Schicksale von Sonnenbrand auf dem Merkur und bankrott gegangenen Tiefkühlversicherungen erzählten. Sie gingen mit ihm in einen unterirdischen, überdachten Park, wo die Landschaft allen topographischen Wahrscheinlichkeiten spottete, ein murmelnder Bach unter einem Hügel hindurch und auf der anderen Seite wieder bergauf floß und Enten, Frösche und gefiederte Venusfische sich von den Kindem füttern ließen. Sie zeigten ihm ein Museum, in dem stark vergrößerte, belebte Zellen mit einem ›Blubb‹, als zöge eine Kuh den Fuß aus dem Morast, die Zellteilung vorexerzierten und ein nachgeschaffener Tyrannosaurus röchelte und bellte und klirrend mit den Füßen stampfte, wobei er Forrester aus rotglühenden Augen anstarrte. Sie zeigten ihm all ihre Schätze und Freuden. Aber sie zeigten ihm nicht eine einzige Fabrik, nicht ein einziges Bürohaus, nicht ein einziges Geschäft – so etwas schien einfach nicht mehr zu existieren. Sie führten ihn in ganz Shoggo herum, bis ihre Joker zu schelten begannen und Forresters eigener streng sagte: »Mensch-Forrester! Es ist Zeit, daß die Kinder ihren Nachmittagsschlaf halten. Und Sie müssen jetzt wirklich Ihre Nachrichten empfangen.«
    Die Kinder sahen ihn tränenerfüllt an. »Ist doch nicht schlimm«, tröstete Forrester. »Wir können doch ein andres Mal wiederkommen. Wie kommen wir denn nun von hier aus nach Hause?«
    »Mit einem Taxi«, sagte das Mädchen zweifelnd, aber der Junge schrie: »Wir gehen zu Fuß! Ich weiß, wo wir sind – in zehn Minuten sind wir zu Hause. Frag deinen Joker, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Ich glaube dir ja«, sagte Forrester.
    »Dann müssen wir hier lang, Charles. Komm, Tunt.« Und der Junge ging ihnen voran auf zwei hochaufragende Gebäude zu, am Rande einer grasbewachsenen Landebahn entlang, auf der riesige Luftkissenfahrzeuge mit enormer Geschwindigkeit vorbeisausten.
    »Mensch-Forrester«, beklagte sich der Joker. »Ich habe widersprüchliche Anweisungen. Bitte entscheiden Sie.«
    »Was ist denn nun schon wieder los?« fragte Forrester müde und irritiert.
    »Sie haben mich beauftragt, alle Nachrichten zurückzuhalten, aber ich habe mehrere eilige Prioritätsmeldungen. Bitte bestätigen Sie Ihre Anweisung, wenn möglich mit Nennung einer Frist, oder nehmen Sie die Meldungen jetzt an.«
    Der Junge kicherte. »Weißt du auch, warum er es so eilig hat, Charles?« fragte er. »Es kitzelt die Joker, wenn sie Nachrichten festhalten müssen. Ungefähr so, als wenn man auf die Toilette muß.«
    Der Joker sagte: »Der Vergleich ist unzutreffend, Mensch-Forrester. Bitte gestatten Sie mir dennoch, mich meiner Nachrichtenbürde zu entledigen.«
    Forrester seufzte und machte sich bereit, den Realitäten ins Auge zu sehen. Aber er wurde abgelenkt.
    Außer dem unaufhörlichen wschscht, wschscht der vorbeisausenden Luftkissenschiffe und gedämpftem Chorgesang – sie kamen gerade an einer Art Kirche vorbei – war noch ein anderes Geräusch vernehmbar. Forrester blickte hoch.
    Der piepsende Ton, den er gehört hatte, schien zu einer Sprechanlage zu gehören und kam aus einem weißen Luftfahrzeug mit verglasten Seitenwänden, das über ihnen schwebte. An der Seite trug es den leuchtend roten Äskulapstab, und ein dunkelhäutiger Mann in Blau blickte hinter der Glaswand ernst auf Forrester herab.
    Forrester schluckte.
    »Joker«, forschte er, »ist das da oben ein Lebensrettungsfahrzeug?«
    »Ja, Mensch-Forrester.«
    »Bedeutet das –«, er räusperte sich, »bedeutet das, daß dieser wahnsinnige Marsianer wieder hinter mir her ist?«
    »Mensch-Forrester«, sagte der Joker steif, »unter Ihren eiligen Meldungen befindet sich eine amtliche Benachrichtigung. Da der vierundzwanzigstündige Waffenstillstand abgelaufen ist und die erforderlichen Dokumente hinterlegt wurden, hat Heinzlichen Jura de –«
    »Genug! Ist er hinter mir her?«
    »Ja, Mensch-Forrester. Die Frist ist vor siebzehn Minuten abgelaufen.«
    Wenigstens ist der verrückte Kerl nirgends zu sehen, dachte Forrester und musterte scharf die wenigen Fußgänger. Aber die

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