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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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ein. In jeder seiner Ansprachen war von Dir die Rede, und er gewann die Wahl spielend.
    Und ich … ich bin jetzt neunundsiebzig.
    Da Du nun seit vierzig Jahren tot bist, mein lieber Charles, kann ich mich nicht mehr gut genug an Dich erinnern, um zu wissen, ob das, was ich Dir jetzt sagen will, Dir sehr weh tun wird. Drei Jahre nach Deinem Tod habe ich wieder geheiratet. Mein Mann – mein zweiter Mann – war Arzt, das heißt, er ist es noch, aber er praktiziert nicht mehr. Auch wir sind sehr glücklich miteinander gewesen. Wir bekamen noch zwei Kinder, beides Mädchen. Du kanntest ihn nicht, aber er war mir ein guter Mann, wenn man davon absieht, daß er eine Zeitlang zuviel getrunken hat. Er hat es später aber wieder aufgegeben. Er sieht Dir ein wenig ähnlich –
    Das heißt, wenn ich mich richtig entsinne.
    Meine Gesundheit läßt zu wünschen übrig, und ich glaube, dies wird das letzte Mal bleiben, daß ich Dir schreibe. Vielleicht treffen wir uns einmal wieder. Ich frage mich, wie das dann wohl sein wird.
    Noch immer in Liebe
    Dorothy
     
    Forrester legte den Brief weg und brüllte: »Joker! Hat es einmal einen Präsidenten namens Forrester gegeben?«
    »Präsident wovon, Mensch-Forrester?«
    »Präsident der Vereinigten Staaten.«
    »Welcher Vereinigten Staaten, Mensch-Forrester?«
    »Herrgott! Der Vereinigten Staaten von Amerika! Kennst du die Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika?«
    »Ja, Mensch-Forrester. Washington, George. Ad ams, John. Jefferson, Thomas –«
    »Später! Fang mal mit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts an.«
    »Ja, Mensch-Forrester. Truman, Harry S.; Eisenhower, Dwight D.; Kennedy –«
    »Noch später. Ab 1990.«
    »Ja, Mensch-Forrester. Williams, Harrison E.; Knapp, Leonard; Stanchion, Karen P.; Forrester, Wilton N.; Tschirky, Leon –«
    »So was«, sagte Forrester leise und schüttelte fassungslos den Kopf, während der Joker weiter seine Namen herunterrasselte und am Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts abbrach.
    Der kleine zweijährige Willy. Sein kleiner Bill – Senator und Präsident. Es war ein aufregender Gedanke.
    Der Joker sagte: »Mensch-Forrester! Anmeldung eines physischen Besuchs. Adne Bensen ist auf dem Wege hierher; Zweck des Besuches ungenannt, Ankunft in einer knappen Minute.«
    »Fein«, nickte Forrester. »Laß sie nur rein.« Er dachte sich aus, was er ihr erzählen wollte, aber er kam nicht weit damit. Genealogie war das letzte, wonach ihr im Augenblick der Sinn stand. Adne war wütend.
    »Du elender Schinder!« schrie sie. »Was hast du mit meinen Kindern angestellt?«
    »Wieso – nichts. Wovon redest du überhaupt?«
    »Verdammte Schinderei!« Die Tür flog krachend hinter ihr ins Schloß. »Du mickriger Kamikaze!« Sie schleuderte zornig ihr Cape gegen die Wand; es fiel auf einen Stuhl und legte sich säuberlich in glatte Falten. »Du perverses Geschmeiß, das könnte dir so passen, was? Willst wohl meine Kinder zu dem machen, was du selber bist? Zu jämmerlichen, schuftenden, geschundenen, feigen –«
    Forrester drückte sie in einen Sessel und versuchte einen Drink zu bekommen.
    »Liebling, sei doch bitte mal einen einzigen Augenblick ruhig!«
    »Schinderei! Gib her –« Sie produzierte die Drinks, ohne sich auch nur eine Sekunde lang zu unterbrechen. »Meine Kinder! Willst du sie denn ganz und gar ruinieren? Vor einer Herausforderung davonzulaufen!«
    »Es tut mir leid, Adne, aber ich wollte sie nicht in Gefahr –«
    »Gefahr! Geh doch krabbeln! Wer redet hier von Gefahr!«
    »Jedenfalls ist ihnen nichts zugestoßen –«
    »Schinderei!«
    »Kann ich denn dafür, wenn ein so wahnsinniger Marsianer –«
    »Verdammte Schinderei!« Sie trug einen hautengen Coverall, der von oben bis unten aus parallel laufenden Fasern zu bestehen schien, die auf nicht ersichtliche Weise zusammengehalten wurden; bei jeder ihrer Bewegungen, bei jedem Sichheben und -senken ihrer Brust zeigten sich in höchst beunruhigender Weise schmale Streifchen ihrer Haut.
    »Du bist ja nicht mal ein richtiger Mann! Was verstehst du überhaupt von –«
    »Ich hab doch gesagt, es tut mir leid. Und wenn ich auch nicht weiß, was ich falsch gemacht habe, will ich gern versuchen, es wiedergutzumachen.«
    Sie lachte verächtlich.
    »Nein, wirklich – ich weiß! Es gibt doch sicher etwas, was sie sich wünschen. Ich hab Geld genug, da kann ich –«
    »Charles, du bist pathetisch! Du hast nicht mal das Geld, einen kranken Welpen durchzufüttern – geschweige den

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