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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sobald es die Berührung mit seiner Haut verlor, erstarrte es wieder zu steif gestärkten Falten. »Und das?« fragte sie, nahm die Halskrause ab und schlüpfte statt dessen in etwas, was im Karton wie geölte Seide ausgesehen hatte. Sobald sie es jedoch anhatte, schien es sich völlig aufzulösen und verlieh lediglich ihrer Haut Farbe und erhöhten Glanz.
    »Oder das hier?«
    »Ich finde alles hübsch«, sagte er. »Wie meinst du das – dein Job?«
    »Ich bin Eindruckstester«, sagte sie stolz. »Werde bei fünfzig Millionen mit 92prozentiger Sicherheit eingestuft.«
    »Und das heißt?«
    »Ach, du weißt schon. Wenn mir etwas gefällt, dann besteht die Wahrscheinlichkeit, daß 92 Prozent der anderen es auch mögen.«
    »92 Prozent von fünfzig Millionen?«
    Sie nickte glücklich.
    »Und davon lebst du?«
    »Damit verdiene ich sogar viel Geld«, berichtigte sie ihn. »Paß mal auf! Ich denke gerade darüber nach – es muß doch jede Menge Leute geben, die wie du gerade erst aus dem Sanatorium kommen. Vielleicht kannst du einen ähnlichen Job kriegen. Ich könnte ja mal fragen.«
    Er streichelte ihr amüsiert und nachsichtig die Hand. »Laß nur«, sagte er und vermied geflissentlich zu erwähnen, daß er ja reich war. Allerdings glaubte er sich zu erinnern, daß er am vergangenen Abend weit weniger zurückhaltend gewesen war. Er hatte auf dieser Party überhaupt eine Menge falsch gemacht – das bewies schon sein Ärger mit dem Marsianer.
    »Was ich dich immer fragen wollte«, sagte Adne und legte die Kleider zusammen, »woran bist du eigentlich gestorben?«
    »Das war so«, erwiderte er. Er setzte sich und wartete, bis sie sich neben ihm niederließ. »Ich bin bei einem Brand umgekommen. Ich glaube, ich war sogar so was wie ein Held.«
    »Tatsächlich?« Adne war offensichtlich beeindruckt.
    »Ja, weißt du, ich war nämlich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Eines Nachts gab es einen Brand in einem Wohnhaus – es war im Januar, eisig kalt; wenn man sich in eine Pfütze stellte, fror man in zwei Minuten fest – und im obersten Stockwerk war ein Kind zurückgeblieben. Zufällig stand ich auf der Leiter gerade am nächsten daran.«
    Er nippte an seinem Drink und bewunderte die milchig-goldene Färbung des Getränks. »Ich hatte meine Gasmaske vergessen«, gestand er. »Da hat mich dann der Rauch erwischt. Vielleicht war es auch die Kombination von Qualm und Hitze. Ein bißchen Alkohol kam wahrscheinlich auch noch dazu – ich war nämlich direkt von einer Party zur Brandstelle gekommen. Hara sagt, ich muß die Flammen geradezu eingeatmet haben, denn meine Lunge war vollkommen verbrannt. Du kannst es ja nicht wissen, aber ich bilde mir ein, irgendwie anders auszusehen als früher: schlanker und wohl auch etwas jünger. Und meine Augen waren auch nicht ganz so blau wie jetzt.«
    Sie kicherte. »Hara kann das Retuschieren einfach nicht lassen. Die meisten haben ja auch nichts gegen ein paar Verbesserungen.«
    Das Essen erschien, wie am Morgen das Frühstück, durch eine Art Speiseaufzug in der Wand. Adne entschuldigte sich für einen Augenblick, während der Tisch sich deckte.
    Sie blieb länger weg, als er gedacht hatte, und als sie endlich zurückkam, schien sie sich über irgend etwas zu amüsieren. »Das hätten wir«, sagte sie ohne nähere Erklärung. »Jetzt wollen wir aber essen.«
    Die Speisen waren Forrester fast alle unbekannt. Ih re Struktur erinnerte ein wenig an fernöstliche Gerichte; knusprige Bestandteile – fast wie Wasserkastanien – und zähe wie Suki-yaki mischten sich mit der Frische von Salatblättern und weicheren Teigwaren. Alles war fremdartig gewürzt, aber durchaus genießbar. Während sie aßen, erzählte er von sich – von seinem Beruf, seinen Kindern und von seinem Tode.
    »Du mußt einer der ersten gewesen sein, die über haupt eingefroren wurden«, meinte sie. »1969? Da hat te es doch gerade erst angefangen.«
    »Stimmt! Ich war der allererste in unserem Viertel«, nickte er. »Es kam wohl daher, daß ich bei der Feuerwehr war. Wir hatten gerade erst den neuen Lebensrettungswagen bekommen. Ein Millionär aus der Nachbarschaft hatte ihn gestiftet; er wollte gern einen in der Nähe haben. Ich hätte mir allerdings nie träumen lassen, daß ausgerechnet ich ihn einweihen würde.«
    Er belud seine Gabel mit etwas, was nach Pastete mit einer Füllung von pürierten Zwiebeln schmeckte, und fuhr fort: »Für Dorothy muß es ein komisches Gefühl gewesen sein.«
    »Das war deine Frau?«
    Er

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