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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Charakter, einen anständigen Hund aus ihm zu machen. Laß dich doch einfrieren!«
    »Jetzt hör aber auf! Wie redest du eigentlich mit mir! Schließlich sind wir nicht verheiratet!« Er stand auf und trat neben sie, sein Glas in der Hand. Langsam wurde er nun auch ärgerlich. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und machte eine zornige Bewegung.
    Ein halbes Glas voll eiskalter, klebriger Flüssigkeit ergoß sich über ihr Gesicht.
    Sie starrte ihn an und begann plötzlich zu lachen.
    »Ach, Charles!« Sie setzte ihr Glas ab und versuchte sich das Gesicht abzuwischen. »Weißt du wenigstens, was für ein Idiot du bist?« Aber es klang fast zärtlich.
    »Bitte verzeih«, sagte er. »Einmal, zweimal – also mindestens dreimal: daß ich dir den Drink ins Gesicht gekippt habe, daß ich die Kinder in Schwierigkeiten gebracht habe, daß ich dich angeschrien –«
    Sie stand auf und gab ihm einen flüchtigen Kuß. Die Fasern des sonderbaren Gewebes teilten sich verführerisch, als sie die Arme hob. Sie drehte sich um und verschwand in dem kleinen Badezimmer, das sich gefällig hinter ihr schloß.
    Forrester trank den Rest aus, der in seinem Glas verblieben war, trank dann auch ihr Glas leer und bestellte sorgfältig zwei neue Drinks aus der gemeinsamen großen Speisekammer. Seine Stirn war gefurcht.
    Als sie wieder zurückkam, fragte er: »Sag mal, Liebling, was hast du eben gemeint, als du sagtest, ich hätte kein Geld?«
    Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und sah abwesend aus. Aber er ließ nicht locker.
    »Ehrlich – ich denke, du bist mit Hara befreundet. Da muß er dir doch von mir erzählt haben.«
    »Ja sicher, schon.«
    »Na siehst du. Es ist doch so: Ich hatte diese Versicherung, als ich starb. Man hat das Geld irgendwie für mich angelegt, und es hat 600 Jahre lang Zeit gehabt, sich zu vermehren, wie John Jones Dollar, wenn dir das was sagt. Zu Anfang war es nicht viel, aber als sie mich aus der Gefriertruhe holten, war es auf über eine Viertelmillion angewachsen.«
    Sie griff nach ihrem neuen Drink, zögerte und nippte daran. Dann meinte sie: »Um genau zu sein, Charles – es war viel mehr. Zwei Millionen siebenhunderttausend, sagt Hara. Hast du dir denn nie deine Abrechnung angesehen?«
    Forrester traten die Augen aus dem Kopf. »Zwei Millionen sieben – zwei Millionen –«
    »Aber ja.« Sie nickte. »Sieh es dir doch selbst mal an. Gestern im Teeraum hattest du die Papiere noch bei dir.«
    »Aber – aber, Adne! Dann muß ja jemand – deine Kinder haben doch gesehen, wie ich vorhin den Scheck eingezahlt hab. Er war wirklich nur für zweihundert und ein paar tausend.«
    »Lieber Charles. Willst du dir nicht bitte einmal die Abrechnung ansehen?« Sie stand auf und sah sich ärgerlich und fast verlegen im Zimmer um. »Wo hast du sie denn bloß hingelegt? Es war von Anfang an ein dummer Scherz, und ich hab ihn jetzt satt.«
    Betäubt stand er auf, suchte die Mappe des West Annex Discharge Center heraus und drückte sie ihr in die Hand. Von was für einem Scherz redete sie nur? Er wußte jedenfalls von keinem, aber schon jetzt hatte er ein ungutes Gefühl.
    Sie zog das Aktenbündel aus der Mappe und begann, es ihm Blatt für Blatt hinzureichen. Das erste Blatt trug die Überschrift: CRYOTHERAPIE, INSTANDHALTUNG, LISTE 1. Es folgte eine Aufstellung von Gebühren unter Rubriken wie Jahresmiete, Biotest, Zellerneuerung und Entgiftung sowie anderen, häufiger erscheinenden, die ihm gar nichts sagten – Schlick-Tolhaus-Verfahren, Homilektik und so weiter. Das zweite Blatt wies die Gebühren für finanzielle Beratung aus: offenbar ging es hier um Anlage und Verwaltung seines Kapitals. Das dritte Blatt beschäftigte sich mit diagnostischen Vorgängen; auf einigen waren, wie ihm schien, diverse Operationen aufgeführt, auf anderen Pflegekosten und Medikamente … Alles in allem waren es nahezu dreißig Bogen, und die Summen am Fuß eines jeden waren eindrucksvoll genug, aber das letzte Blatt benahm Forrester den Atem.
    Es war eine einfache rechnerische Aufstellung:
    Summe der umgewandelten Vermögenswerte $ 2 706 884,72
    Summe der Bogen 1 bis 27 $ 2 443 182,09
    Guthaben des Patienten zum Zeitpunkt der Entlassung $ 263 702,63
    Forrester verschluckte sich; er mußte husten und krächzte schließlich mit halb erstickter Stimme: »Zweieinhalb Millionen für ärztliche – lieber Gott im Himmel!« Er schluckte und starrte fassungslos vor sich hin. »Heilige AMA ! Wer kann sich denn so was

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