Die Zeit der Katzenpfoten
Charles kennst du ja, nicht?«
Forrester warf ihr einen Blick zu und wandte sich wieder zu Heinzlichen. Er war im Begriff gewesen, ihm die Hand zu geben, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und blieb auf den Fußspitzen stehen – halb bereit, die Hand hinzustrecken, halb in einer Stellung, die der Karate-Angriffsposition glich. »Oh, ja, wir sind uns schon begegnet. Viel zu oft, wenn du mich flagst.«
Heinzlichen trat ins Zimmer, ließ die Tür hinter sich zufallen und betrachtete Forrester aufmerksam, als hätte er ein Ausstellungsstück in einem Museum vor sich. Adne hatte anscheinend mit der Beleuchtung herumgespielt, und gelbe und rote Farb-flecken huschten über sein Gesicht. Sie entsprachen weitgehend seiner eigenen Farbgebung; er war groß und massig, mit rotem Haar und einem kurzen roten Bart, der der Maske eines Schimpansen glich und von seinem Gesicht nur Augen, Nase und Lippen freiließ. Er rieb sich gedankenvoll den Bart, während er Forresters Gesicht studierte, anerkennend seine Arme und seinen Körper musterte und schließlich die Stellung der Füße begutachtete. Endlich nickte er. Er ließ den Blick zu einem Punkt auf Forresters Brust wandern, deutete mit dem Zeigefinger darauf und sagte: »So werde ich dich töten. An dieser Stelle. Durchs Herz!«
Forrester stieß heftig den Atem durch die Nase. Er war erregt und spürte förmlich, wie eine Welle von Adrenalin in sein Blut strömte. Er öffnete den Mund, aber Adne unterbrach ihn, bevor er etwas sagen konnte.
»Bitte, Heinzie. Du hast es doch versprochen!«
»Versplochen? Was heißt versplochen! Ich habe versplochen, die Sache zu beleben, weiter nichts. Also leden wir.«
»Aber Charles versteht doch noch gar nichts, Heinzie. Setz dich. Was möchtest du trinken?«
»Sicher, ich tlinke gern was. Such mir was Schönes aus. Aber beeil dich, ich hab nicht viel Zeit.« Er wandte sich wieder an Forrester. »Na? Nun led schon!«
Charles sagte angriffslustig: »Du hast verdammt recht, daß ich mir dir reden will. Übrigens, Adne – für mich keinen Drink. Jetzt hör mal gut zu, du –« Er zögerte, weil ihm das richtige Wort nicht einfiel. »Was ich vor allen Dingen von dir wissen will: Warum zum Teufel willst du mich töten?«
Der Marsianer war verdutzt. Er sah hilflos erst Adne und dann wieder Forrester an. »Schindelei – keine Ahnung«, erklärte er. »Bei der Party neulich hast du mir auf die Füße getlampelt – aber ich schätze, ich hatte gleich was gegen dich. Walum flagst du so was?«
»Warum? Es geht schließlich um mein Leben!«
Der Marsianer knurrte: »Ich wußte doch, daß die Idee nichts taugte. Ich geh, Adne. Je mehr ich von diesem Kerl sehe, desto weniger gefällt er mir.«
Aber Adnes Hand lag schon auf seinem Arm. »Bitte, Heinzie. Komm, setz dich.« Sie reichte ihm ein sprudelndes Orangengetränk in einem Glas, das wie ein Kognakschwenker mit hohlem Stiel aussah. »Du weißt doch, daß Charles gerade erst aus der Gefriertruhe kommt. Ich fürchte, er begreift ein bißchen langsam.«
»Das ist seine Sache. Mich intellesiert bloß, ihn umzublin-gen.«
Aber der Marsianer griff doch widerwillig nach dem Drink. Das Mädchen versuchte sofort, die Gelegenheit zu nützen.
»Ja aber, Heinzie, Lieber – wo ist denn der Witz an der Sache, wenn er nicht mal kapiert, worum es geht?«
»Verdammte Gemäßigte!« knurrte Heinzie. »Für mich wird es dadurch überhaupt erst spannend. Ich kann mir nicht helfen – mir scheint, uns geht etwas Wesentliches velolen, wenn das Killen leine Loutine wird.«
»Vielleicht hast du ja recht, Heinzie. Aber es gibt doch auch noch so was wie Fairplay. Sieh mal, ich glaube, Charles weiß nicht mal, was er für Rechte hat.«
Der Marsianer schüttelte den Kopf. »Kann mir doch egal sein. Er hat ja einen Joker; soll er sich doch erkundigen.«
Adne blinzelte Forrester beruhigend zu, was allerdings vergebliche Mühe blieb. Aber sie wirkte jetzt wesentlich gelassener und entspannter. Sie lehnte sich zurück, nippte an ihrem Drink und sagte schmeichelnd: »Wäre es nicht nett, wenn du mit Charles darüber reden könntest? Erzähl ihm doch mal ganz genau, was du mit ihm vorhast.«
»Oh, das ist kein Ploblem.« Der Marsianer setzte sein Glas ab, kratzte sich nachdenklich den Bart und sagte: »Also gut. Ich will ihn kläftig verplügeln, und dann will ich auf seiner Blust lumtlampeln, bis die Lippen blechen, und ihm das Herz zelleißen. Ich hab es mir genau überlegt: So tut es ihm am meisten weh, und
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