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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Luftangriff?«
    »Eine Übung, Mensch-Forrester.«
    »Ach so. Und wie lange dauert die?«
    »Etwa fünf Minuten, Mensch-Forrester.«
    »Na ja, das geht ja noch. Während ich warte, könntest du mir eigentlich meine Nachrichten durchgeben.«
    »Jawohl, Mensch-Forrester. Eine private und neun geschäftliche Meldungen liegen vor. Die private Botschaft ist von Adne Bensen und folgt.« Forrester spürte die leichte Berührung von Adnes Hand und hörte den sanften Klang ihrer Stimme: »Lieber Charles«, flüsterte die Stimme, »komm mich bald wieder besuchen, du Drachen! Und denkst du auch daran, daß wir uns etwas überlegen müssen? Wir müssen uns über einen Namen einig werden.«
     
     

8
     
    Als er zu Adnes Wohnung kam, machten die Kinder ihm auf. »Tag, Tunt«, sagte er. »Hallo, Mim.«
    Sie starrten verwundert erst ihn und dann einander an. Wieder verkehrt, dachte er resigniert; Tunt muß das Mädchen sein und Mim der Junge. Aber er hatte schon vor längerer Zeit festgestellt, daß er zu gar nichts mehr kommen würde, wenn er versuchte, all diese kleineren Mißverständnisse aufzuklären, und war entschlossen, sich durch nichts ablenken zu lassen. »Wo ist eure Mutter?« fragte er.
    »Nicht zu Hause.«
    »Wißt ihr, wo sie ist?«
    »Hmhm.«
    Forrester sagte geduldig: »Könntet ihr mir dann bitte sagen, wo ich sie finde?«
    Die Kinder blickten einander an und schienen zu überlegen. Dann sagte der Junge: »Ehrlich gesagt haben wir jetzt eigentlich was anderes vor.«
    Forrester hatte sich immer für einen Kinderfreund gehalten, aber das Lächeln, mit dem er die beiden jetzt bedachte, war reichlich gezwungen. »Ich kann sie ja sicher auch über den Joker erreichen«, sagte er.
    Der Junge sah schockiert aus. » Jetzt ?Wo sie beim Krabbeln ist?«
    Forrester seufzte. »Hört mal her, ihr zwei. Ich muß unbedingt mit eurer Mutter reden. Wie mache ich das eurer Meinung nach am besten?«
    »Du könntest vielleicht hier warten«, sagte der Junge zögernd. »Wenn es sein muß«, setzte das Mädchen hinzu.
    »Ich habe entschieden den Eindruck, ich bin hier überflüssig. Was macht ihr eigentlich?«
    »Och –«, der Junge brachte seine Schwester mit einem Blick zum Schweigen und sagte verlegen: »Wir haben eine Zusammenkunft.«
    »Aber bitte erzähl Taiko nichts davon!« rief das Mädchen.
    »Der hat nämlich was gegen unseren Club«, ergänzte der Junge.
    »Was ist das für ein Club? Nur ihr zwei?«
    »Du liebe Schinderei, nein!« lachte der Junge. »Laß mich mal nachdenken – zusammen sind wir elf.«
    »Zwölf!« krähte das Mädchen. »Ich wette, du hast wieder den Roboter vergessen.«
    »Kann sein. Du und ich, Tunt. Vier Jungs. Drei Mädchen. Ein Erwachsener, ein Marsmensch – und der Roboter. Doch, zwölf.«
    »Ihr meint ein Marsianer wie Heinzlichen Wieheißternoch?«
    »Nicht doch, Charles. Heinzie ist unmöglich, aber er ist jedenfalls ein Mensch. Nein, wir meinen so einen großen grünen mit vier Armen.«
    Forrester durchforschte eilig sein Gedächtnis und fragte: »So einer wie bei Edgar Rice Burroughs? Aber – aber ich dachte, die gibt es in Wirklichkeit nicht.«
    Der Junge sah ihn höflich fragend an: »Ja? Was war denn mit denen?«
    »Was meinst du mit ›Wirklichkeit‹, Charles?« erkundigte sich das Mädchen.
     
    In den alten Zeiten vor seinem Tod hatte Forrester alles Technische bewundert. Er hatte es immer herrlich aufregend gefunden, in einem Zeitalter zu leben, in dem elektrischer Strom aus einem Stecker in der Wand und bewegte Bilder aus einer Kiste auf einem Tischchen kamen. Er hatte sich gern mit einem Gefühl von Mitleid und Herablassung ausgemalt, wie völlig hilflos einer der großen Geister der Vergangenheit, ein Newton oder ein Archimedes, den Erklärungen eines Sechsjährigen gegenüberstehen würde, wenn es darum ging, ein Fernsehgerät einzustellen oder eine elektrische Eisenbahn in Gang zu setzen. Jetzt bin ich also der Buschmann auf dem Times Square, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor. Sehr komisch finde ich das nicht.
    Durch wohlüberlegtes, zielstrebiges Fragen kriegte er schließlich ungefähr heraus, wovon die Kinder sprachen. Ihre Spielgefährten waren nicht ›wirklich‹, aber doch sehr viel wirklicher als zum Beispiel eine Sprechpuppe. Es waren Simulacra, Scheinbilder; die Kinder selbst erklärten auf eindringliches Befragen, es seien ›Simulogs‹. Das kleine Mädchen behauptete stolz, interpersonelle Beziehungen seien ihre besondere Stärke. »Schön«, sagte Charles.

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