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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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nicht absichtlich so eingerichtet. Es tut mir ja leid, Jura, ehrlich, aber –«
    »Schnauze!« bellte der Marsianer. »Ich hab keine Zeit, hier noch länger lumzusitzen. Ich muß zur Probe; wir singen die Schumann-Lieder, und ich bin der Solist. Willst du kneifen? Ja oder nein?«
    »Also dann …«, sagte Forrester. Er spielte mit seinem Glas und warf Adne einen verstohlenen Blick zu. »Ja.«
    »Feigling! Dleckiger, geschundener Feigling!«
    »Ich verstehe deine Gefühle vollkommen. Ich würde wahrscheinlich genauso denken.«
    »Zur Hölle mit deinen Gefühlen. Jetzt hör mal zu. Ich verspleche nichts, aber ich lede noch mal mit dem Lechtsanwalt, und dann werden wir ja sehen, was los ist. Inzwischen verschaffst du dir einen Job, verstanden?«
    Forrester brachte den Marsianer zur Tür. Er wußte selbst nicht warum, aber er fühlte sich in gehobener Stimmung.
    Er blieb an der Tür stehen und versuchte, das Gefühl zu analysieren. Für einen Mann, der eben erst entdeckt hat, daß er keinen Pfennig besitzt, und der sich endgültig die Feindschaft eines Menschen zugezogen hat, der fest entschlossen ist, ihn zu töten, war er in blendender Laune. Wahrscheinlich bilde ich mir alles nur ein, dachte er fatalistisch.
    Adne hatte sich auf der Couch zusammengeringelt und beobachtete ihn. Sie hatte schon wieder die Beleuchtung verändert; in dem blauen Dämmerlicht schimmerte ihre Haut durch das spitzenähnliche Gewebe ihres Anzugs. Vielleicht hatte sie auch diesen manipuliert – er schien jetzt viel mehr von ihr zu zeigen als zuvor. Forrester entschuldigte sich; er ging in den kleinen Waschraum und ließ kaltes Wasser über sein Gesicht laufen. Und plötzlich wußte er den Grund seiner Hochstimmung.
    Zum erstenmal hatte er die Oberhand behalten.
    Er war sich keineswegs sicher, ob es ein nennenswerter Sieg gewesen war oder was er dabei überhaupt gewonnen hatte, aber wie dem auch sein mochte – Heinzlichen Jura de Syrtis Major hatte den kürzeren gezogen. Seit Tagen war er nichts als ein treibender Kork gewesen, hilflos den Launen jedes Vorübergehenden ausgesetzt – jetzt endlich fing er an, zurückzuschlagen. Er ging lächelnd ins Zimmer zurück und erklärte: »Jetzt möchte ich einen Drink.«
    Adne saß noch immer auf der Couch und murmelte ihrem Joker etwas zu. »– denkt auch dran, die Tür abzuschließen«, sagte sie gerade. »Und vergeßt eure Prophylaxe nicht. Gute Nacht, Mim.« Sie legte den Joker weg und blickte auf. Sie schmollte, wirkte aber keineswegs gelangweilt.
    »Die Kinder?« Sie nickte. »Meine Güte, ist es schon so spät?« Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. »Tut mir leid. Was wird denn nun mit ihrem Abendessen?«
    Sie wirkte jetzt schon lebhafter und nicht mehr so verdrießlich. »Aber Charles! Du glaubst doch nicht im Ernst, ich müßte Haferflocken kochen oder Kartoffeln schälen! Sie haben natürlich schon gegessen.«
    »Ach so. Ja, für uns wird es wohl jetzt auch langsam Zeit.«
    »Noch nicht.«
    Forrester schaltete schnei! und sagte: »Auch gut. Wie wär’s dann mit einem Drink?«
    »Ich habe keinen Durst, du Dummer. Komm, setz dich.« Sie hob ihren Joker, betrachtete Forrester aus schmalen Augen, küßte ihn auf die weiche Stelle am Halsansatz und berührte sie dann mit ihrem Joker.
    Forrester spürte, wie eine Welle ihn durchpulste. Es fühlte sich an wie ein leichter elektrischer Schlag, wie eine Mischung aus Sauerstoff und einem Hauch Moschus.
    Adne beobachtete ihn kritisch, beugte sich vor und küßte ihn auf den Mund.
    Augenblicke später sagte er: »Tu das noch mal.«
    Sie ließ sich nicht lange bitten. Dann sank sie zurück und legte den Kopf an seine Schulter.
    »Lieber Charles«, sagte sie, »was bist du doch für ein Dummkopf. «
    Er streichelte sie und küßte sie aufs Haar. Das sonderbare Gewebe fühlte sich weder rauh noch drahtig an; er spürte es kaum. »Ich weiß nicht, ob das richtig war, was du mit Heinzie gemacht hast«, sagte sie nachdenklich. »Es war irgendwie – du verstehst schon. Ein kleines bißchen feige –« Dann drehte sie sich in seinem Arm herum und küßte ihn aufs Ohr. »Ich weiß ja, du wirst immer verlegen, wenn ich von Biologie anfange. Nur – daß ich den Naturrhythmus habe, das kommt eben daher, daß ich ein ganz natürliches Mädchen bin. Verstehst du, was ich meine?«
    »Sicher«, log er, obwohl er gar nicht richtig hingehört hatte.
    »Weißt du, man kann natürlich Pillen und Chemosimulanten nehmen, und die Wirkung ist ungefähr

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