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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Unglück, ob es nun Mißernten, die Pest oder brutale Straßenräuber waren. Als im Mittelalter darüber hinaus merkwürdige Geschichten zu kursieren begannen, in denen sich Menschen in Wolfsfelle hüllten, verbreitete sich in einem Europa, dessen weltliche und kirchliche Instanzen alles daransetzten, um das herrschende apokalyptische Klima des Hexenwahns und der Teufelsbündelei noch weiter anzufachen, der Aberglaube an Wer-wölfe wie ein Buschfeuer. Die grausamen Einzelheiten der Geständnisse angeklagter Mörder trugen ebenfalls dazu bei, dem Lykanthro-pen-Mythos Glaubwürdigkeit zu verschaffen, so daß sich bald jeder, von dem das - oft absichtlich verbreitete - Gerücht ging, er oder sie sei ein Werwolf, sich auf dem Scheiterhaufen wiederfand. Besonders in Frankreich und Deutschland forderte der Werwolfwahn etliche Opfer. In Frankreich sind den Gerichtsarchiven zufolge zwischen 1520 bis 1630 mehr als dreißigtausend Werwolfprozesse geführt worden, die nahezu immer mit dem Todesurteil des Beklagten endeten.
    Nachdruck erhielt der Glaube der Menschen an Werwölfe durch den Umstand, daß in der damaligen Zeit einige besonders kaltblütige Mörder selbst davon überzeugt waren, sich in Wölfe verwandeln zu können. Nachdem im Herbst 1573 ein Parlamentsbeschluß die Bauern in der Gegend des französischen Dole dazu autorisierte, auf Werwölfe Jagd zu machen, dauerte es nicht lange, bis sich der »Eremit von St. Bonnot«, Gilles Garnier, dafür verantworten mußte, nach eigenen Angaben als Wolf mehrere Kinder getötet zu haben. Garnier sagte aus, zwei Mädchen und einen Jungen mit den Händen und Zähnen umgebracht zu haben. Um seinen »Wolfshunger« zu stillen, hätte er das Fleisch ihrer Bäuche, Schenkel, Arme und Beine gefressen. Gefaßt wurde Garnier, nachdem er nahe des Ortes Perrouze einen Jungen erdrosselte und die Leiche in ein Gebüsch geschleift hatte, um sich dort daran zu laben, woran er allerdings von einigen Passanten gehindert wurde, die später vor Gericht einhellig erklärten, Garnier hätte zu diesem Zeitpunkt seine menschliche Gestalt be-sessen. Gilles Garnier wurde wegen vierfachen Mordes und Lykan-thropie zum Tode verurteilt und bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
    Ein ähnlicher Fall trug sich im Jahre 1598 bei Caude zu, wo eine Gruppe französischer Bauern in den Wäldern die schrecklich zerfleischte Leiche eines fünfzehnjährigen Jungen fanden, an der sich zwei Wölfe vergingen, die flüchteten, als die Männer sich näherten. Obgleich die Bauern ihnen sofort nachstellten, verloren sie die Spur der Tiere rasch. Dafür entdeckten sie in einem Dickicht einen verwilderten Jugendlichen mit langem Haar, zottigem Bart und blutigen Händen, unter deren krallenartigen Nägeln Fleischfetzen klebten. Da einige der Männer behaupteten, gesehen zu haben, wie der geistig zurückgebliebene Knabe, ein gewisser Jacques Rollet, der sich seinen kargen Lebensunterhalt zusammen mit seinem Cousin Julien und seinem Bruder Jean in den umliegenden Dörfern erbettelte, zusammen mit den beiden Wölfen flüchtete, als die Bauern sich dem Leichnam näherten, wurde er in Angers vor Gericht gestellt. Im Verhör gab Rollet an, daß er sich wie sein Cousin und sein Bruder mit Hilfe einer Salbe, die er von seinen Eltern bekommen habe, in einen Wolf verwandeln könne. Er gestand, daß er den Jungen überfallen und erdrosselt hätte, um sich zusammen mit den zwei Wölfen, bei denen es sich um Julien und Jean handelte, über ihn herzumachen und sich an seinem Fleisch zu laben, woraufhin der Lieutenant crimi-nel den vermeindlichen Werwolf zum Tode verurteilte.
    Doch das Parlament in Paris hob dieses Urteil später auf, da der Richter, der den Fall in der von Jacques Rollet erbetenen Berufungsverhandlung behandelte, nicht davon überzeugt war, es mit einem Werwolf zu tun zu haben, weil sich herausstellte, daß Rollet bereits zwei Wochen vor seiner Festnahme von Zuhause fortgelaufen war und sich seitdem in den Wäldern aufhielt, wo es wenig zu essen gab. Der Richter argumentierte, daß in Wahrheit wohl die flüchtenden Wölfe den Fünfzehnjährigen gerissen hatten und Rollet sich vor Hunger an dem bereits Toten verging, und erklärte, daß »weitaus mehr Tollheit in dem armen Idioten stecken würde als Bosheit und Zauberei«. Er ordnete an, Rollet für mehrere Jahre in einer Irrenanstalt unterzubringen, »damit er unterrichtet und zur Erkenntnis Gottes zurückgeführt werde, die er in seiner großen und

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