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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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würde hier in Santa Fé eine weitere Anhörung geben, bei der er seine Pläne darlegen konnte, und eine weitere Gelegenheit für Grace Bigod und Diego Ferron, ihr Gegenprojekt vorzustellen. Drei Jahre nach der Brandkatastrophe in der Gottesmaschinen-Manufaktur hofften Grace und Ferron noch immer, dass Colón, der sich eindeutig für einen vom Schicksal Ausersehenen hielt, dazu bewegt werden konnte, ein neues Heer zu einem letzten Krieg gegen den Islam nach Osten zu führen.
    Und James, hoch in der Luft, war bereit, seine Rolle dabei zu spielen. James’ Flugmaschine war bei der Sabotage der Manufaktur nicht beschädigt worden. Der Plan sah also vor, am Wendepunkt der neuen Debatte über Colóns Schicksal die Menschen bei Hofe geistig und seelisch durch den Anblick einer Menschmaschine am Himmel zu erbauen, an deren hauchfeinen Flügeln das leuchtend rote Christuskreuz prangte und die in der Luft hing wie ein Bild der wiedergekehrten
Jungfrau Maria, die in der Endzeit am Himmel erscheinen würde, mit dem Mond zu ihren Füßen.
    Graces und Ferrons Eifer hatte James zunehmend beunruhigt. Es fiel ihm weiterhin schwer, einen Krieg gegen die Muslime mit seiner persönlichen Beziehung zu Christus, dem Friedensfürsten, zu vereinbaren. Sie jedoch sehnten sich nach dem letzten reinigenden Krieg gegen den Islam, der mit Graces Maschinen geführt werden sollte – und Ferron, der von der grausamen moralischen Gewissheit eines Inquisitors glühte, schien mittlerweile wirklich zu glauben, dass die Endzeit kurz bevorstand.
    Aber James verbannte seine Zweifel und Ängste, indem er alle Energie und Fantasie darauf verwandte, seinen Menschenvogel zu meistern. Er konnte nicht glauben, dass die schiere Schönheit der Flugmaschine sündig sein sollte, ganz gleich, wozu Menschen sie benutzen wollten.
    So flog er hoch über Santa Fé dahin und drehte einen Kreis über dem glänzenden Waffenhaufen. Er sah ein paar nach oben gewandte Gesichter, helle, zum Himmel gehobene Punkte. Er war so hoch oben, dass sie ihn sicherlich für einen Adler oder Bussard halten würden, denn man rechnete ja nicht damit, Menschen in der Luft hängen zu sehen. Es würde ein gewaltiger Schock für sie sein, wenn James aus dem Himmel herabtauchte und alle sehen konnten, dass er kein Vogel war, sondern ein Mensch, der dank des Erfindungsreichtums des menschlichen Geistes schwebte, und dass das Christuskreuz auf seinen Schwingen brannte.
Er grinste bei diesem Gedanken und merkte sich innerlich vor, seinem Beichtvater die Sünde des Hochmuts zu bekennen.
    Dann zog er an den Seilen, die seine Schwingen steuerten, tauchte ab, segelte über die Alhambra hinweg und hielt auf seinen Landeplatz zu.

XXIV
    Auf dem Boden, im Herzen von Santa Fé, spähte Harry Wooler zu dem schwebenden Vogel hinauf – wenn es ein Vogel war. Er hatte nicht vergessen, was er an jenem dramatischen Tag der Zerstörung vor drei Jahren in der Luft über Derbyshire gesehen hatte. »Wenn er eines dieser Feuereier fallen lässt«, sagte er zu Geoffrey, »wird diese Stadt aus Holz und Stoff wie ein hundert Jahre alter Holzstapel brennen.«
    Geoffrey Cotesford blickte desinteressiert nach oben. »Eine einzige Spielzeugmaschine in der Luft macht nicht viel aus. Der Junge, der dieses Ding fliegt, ist ein Franziskaner, wisst Ihr. James von Buxton, seinem Abt zufolge ein aufgeweckter Bursche. Jetzt haben ihm diese Apparaturen und das ganze Gerede vom Krieg den Kopf verdreht. Bei meinen Nachforschungen über diese Prophezeiungen habe ich herausgefunden, dass sie eine besonders verderbliche Wirkung auf Gelehrte und heilige Männer haben, die es eigentlich besser wissen müssten. Ein Priester namens Sihtric, der während der Eroberung Englands durch die Normannen gelebt hat. Ein Gelehrter aus Oxford namens Peter, der während der Belagerung Sevillas verbrannt ist. Und jetzt dieser James. Eine Vergeudung kluger
Köpfe, eine stetige Verführung, von Gottes wahren Zielen abzuweichen …«
    Sie gingen eine breite Straße aus festgestampfter Erde entlang. Dies war ein Militärlager, und in den niedrigen Gebäuden um sie herum taten die Soldaten, was Soldaten immer taten: Sie aßen, schliefen, trugen Ringkämpfe aus, knibbelten an ihren Füßen und beschwerten sich übers Essen. Es gab hier eine überraschende Anzahl von Muslimen, die in dicht gedrängten, nervösen Gruppen mit christlichen Offizieren sprachen. Trotz der fortdauernden Belagerung Granadas führte Boabdils Hof bereits Verhandlungen mit den

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