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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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flüsterte Eadgyth. »Von Hastings zu diesem abgelegenen Ort mit seinen Bauern, Schafen und Rindern.«
    Orm hörte laute Rufe. »Wir haben keine Zeit mehr«, sagte er.

    »Dann musst du dir deinen Sold verdienen.«
    Er blickte in ihre ruhigen Augen, die so sehr denen Godgifus ähnelten.
    »Was ist das?« Die Stimme war schwerfällig, mit einem groben französischen Akzent.
    Zu seiner Bestürzung sah Orm Roger fitz Gommery über sich stehen. Roger war ein einfacher Soldat, ein Paket gestählter Muskeln von den Zehenspitzen bis zum Gehirn und ein leidenschaftlicher Vergewaltiger. Der Schritt seiner ledernen Hose war mit Blut und Kot beschmiert, weil er an diesem Tag schon ausführlich seinem Lieblingszeitvertreib gefrönt hatte. »Störe ich dich bei einem kleinen Techtelmechtel, Orm Egilsson? Mal sehen, was wir da haben.«
    Er schloss seinen Lederhandschuh über Eadgyths kurzen Haaren und zog sie hoch. Sie schrie und strampelte; ihre Beine waren zu schwach, um ihr Gewicht zu tragen.
    »Roger …«
    »Du kommst schon nicht zu kurz, Orm.«
    Mit seiner behandschuhten Hand zerrte Roger am Kragen von Eadgyths Kutte. Der alte, häufig geflickte Stoff gab sofort nach. Sie stand nackt da, bis auf eine Unterhose aus fleckiger Wolle, die Roger ihr herunterzog. Ihr Körper war knochendürr, die Haut von blauen Flecken übersät, und die Brüste waren eingeschrumpfte Hügel hinter harten Brustwarzen. Sie wimmerte mit geschlossenen Augen und schien zu beten:
    Und der Täuberich wird ostwärts fliegen,
Mit starken Schwingen, festem Herzen und klarem Verstand.
Gottes Maschinen werden unseren Ozean verbrennen
Und das Land der Gewürze in Flammen setzen.
All dies habe ich miterlebt
Und meine Mütter auch …
    Während sie diese Worte vor sich hinbrabbelte, musterte Roger sie verächtlich von oben bis unten. »Haut und Knochen. Hühnerbeine. Weißt du was, Däne? Ich hab keine Lust auf sie; mir reicht’s für heute. Aber wir können uns trotzdem ein bisschen amüsieren. Hast du schon mal ein Hähnchen zerlegt?« Er zog ein Messer aus seinem Gürtel und fuhr damit beinahe nachdenklich über Eadgyths Rücken. Sie richtete sich vor Schmerz starr auf, und warmes Blut floss.
    Und ihre Augen klappten auf.
    Sie starrte Orm direkt an. »Egilsson«, sagte sie. »Orm Egilsson. Hörst du mich? Bist du da? Bist du da?« Trotz Rogers brutalem Griff, mit dem er sie an den Haaren aufrecht hielt, und trotz der Wunde, die sich über ihren Rücken zog, war auf einmal jegliche Schwäche aus ihrer Stimme verschwunden. Sie klang nicht einmal mehr wie ihre Stimme, sondern tiefer, schwerer, mit verfälschtem Akzent. »Bist du da , Orm Egilsson?«
    Roger starrte sie mit offenem Mund an. »Ist sie besessen?«

    »Orm Egilsson. Höre, was ich dir zu sagen habe. Hör zu und merk es dir. Auch deine Söhne und deren Söhne sollen es auswendig lernen.« Dann intonierte sie erneut ihr unheimliches, fremdes Gebet.
    Am Ende der Zeit
Wird er kommen
Zum Schweif des Pfaus:
Die Spinnenbrut, der Christusträger
Der Täuberich.
Und der Täuberich wird ostwärts fliegen …
    Roger bekreuzigte sich. »Bei Gottes Wunden, sie ist eine Prophetin.«
    Sie sprach mit dieser klaren, fremdartigen Stimme weiter, von Feuern, die ein Meer verschlangen, vom Krieg.
    All dies habe ich miterlebt
Und meine Mütter auch.
Schickt den Täuberich nach Westen! Oh, schickt ihn nach Westen!
    Orm verspürte eine unerklärliche Angst vor dieser nackten, hilflosen Frau. »Was für ein Pfau, was für ein Täuberich? Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Finde ihn«, sagte Eadgyth, und ihre Stimme war jetzt ein Zischen.
    »Wen?«
    »Sihtric.«

    Es war der Name von Godgifus Bruder, dem Priester. Orm hatte Eadgyth nichts von ihm erzählt. Der Name erschreckte ihn bis ins Mark. »Aber Sihtric ist in Spanien«, sagte er schwach.
    »Finde ihn. Und gebiete ihm Einhalt.«
    Roger verlor die Nerven. Er ließ die Haare der Frau los, und sie sackte in sich zusammen. »Nimm sie, töte sie oder heirate sie, sie gehört dir allein, Däne. Ich will nichts mehr davon hören.« Er drehte sich um und stampfte davon, ein massiger Mann in seiner Rüstung, der sich wie wild bekreuzigte.
    Die Frau hockte zusammengesunken da; ihr Rücken glänzte blutig rot. Orm hob ihr Gesicht mit einer behandschuhten Hand hoch. Speichel sprenkelte ihre Lippen, und er sah Blut auf ihrer Zunge. Sie hatte sich beim Sprechen gebissen. »Wer bist du?«, fragte er. »In wessen Namen soll ich Sihtric Befehle erteilen?«
    Sie sah ihn an.

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