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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Orm?«
    »Wer bist du? «
    »Ich bin Eadgyth. Nur Eadgyth.« Sie runzelte die Stirn. »Ich – bin ich hingefallen?«
    »Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?«
    »Was ich gesagt habe … was ist mit mir passiert, Orm Egilsson?«
    Er stand auf. Um ihn herum verlor der strahlend helle Februartag an Substanz, und ein grelleres Licht schien durch seine spärlichen Fäden. Er erinnerte sich an Sihtrics Geschwätz in den Tagen vor Hastings, an das mystische Geplapper eines möglicherweise häretischen Priesters: das Gerede über den Zeitteppich,
dessen Gewebe von einem Gott oder einem Menschen mit genug Macht – Sihtric hatte ihn den Weber genannt  – aufgeräufelt und neu gewirkt werden könne. Und nun waren Sihtric und seine Rätsel in Orms Leben zurückgekehrt.
    Doch vor ihm auf dem Boden lag eine hilflose, nackte, zitternde und blutende Frau. Das war die Wirklichkeit. Er langte nach oben, nahm eine Decke vom Sattel seines Pferdes und legte sie ihr um die Schultern. Angelockt von Rogers wirrem Bericht, versammelten sich die von Blut und Vergewaltigung berauschten normannischen Soldaten neugierig um sie.

ERSTER TEIL
MUSTA’RIB
1085 N. CHR.

I
    Das Land im Norden Spaniens interessierte Robert, Orms Sohn, nicht im Geringsten.
    Warum sollte es auch? Grün, feucht und selbst im Juli mild, hatte es zu große Ähnlichkeit mit England. Und außerdem glaubte der vierzehnjährige Robert, dass seine Seele sich nicht nach landschaftlichen Schönheiten, sondern nach spiritueller Nahrung sehnte. Darum war er froh, als er mit seinem Vater Santiago de Compostela erreichte, die Stadt des heiligen Jakob vom Sternenfeld, wo er sich inmitten der versammelten Pilger vor dem Grab des Apostels – Santiago Matamoros, Jakob der Maurentöter – auf den Bauch werfen konnte.
    Wie sich herausstellte, sollte er in dieser Stadt nicht seine Seele, sondern sein Herz verlieren, und zwar nicht an die staubigen Gebeine eines Heiligen, sondern an das süße Gesicht eines halb maurischen Mädchens.
    Die drei, Robert, Orm und Ali Ibn Hafsun, ihr Führer, saßen auf kleinen Steinbänken im Schatten eines Apfelbaums, ruhten ihre Körper aus, die nach dem Tagesritt von der Küste hierher müde waren, und tranken den scharf gewürzten Tee eines Straßenhändlers.
Die Stadt des heiligen Jakob war klein, schäbig und ziemlich verfallen, als hätte seit dem Abzug der Römer niemand eine Mauer ausgebessert oder einen zerbrochenen Dachziegel repariert. Auf diesem kleinen Platz herrschte jedoch reges Leben; Pilger in von der Reise schmutzigen Kleidern standen Schlange, um ihre Reverenz zu erweisen, Kinder jagten Hühner, Frauen kauften Lebensmittel ein, und Männer in weiten weißen Kleidern machten in verschiedenen Sprachen Geschäfte.
    Und im Schatten der gedrungenen Kirche rempelten sich Kamele stöhnend an. Die Kamele waren außergewöhnlich. Robert fand, dass sie irgendwie falsch aussahen, als wären sie aus Stücken anderer Geschöpfe zusammengesetzt.
    Orm lachte über die Kamele. »Ich habe immer gehört, Afrika beginne jenseits der Pyrenäen. Jetzt weiß ich’s.«
    Ibn Hafsun musterte Robert. Er war ungefähr in Orms Alter – irgendwo in den Vierzigern – und kleidete sich wie ein Maure, hatte aber dennoch ergrauende blonde Haare und blaue Augen. Er schien Roberts Rastlosigkeit zu spüren. »Du bist mit den Gedanken woanders, mein Junge. Das merke ich daran, wie du diesen heißen Tee in dich hineinschüttest, wie dein Blick durch die Gegend schweift, alles anschaut und nichts sieht.«
    Orm hatte immer gesagt, Robert habe die spirituelle Seele seiner längst verstorbenen Mutter, Eadgyth, die einst eine Einsiedlerin gewesen war. Aber Robert hatte
auch die Statur und das Temperament seines Vaters, eines Soldaten. »Was geht dich das an?«, blaffte er zurück, vierzehn Jahre alt und äußerst ungehalten.
    Ibn Hafsun hob die Hände. »Es war nicht böse gemeint. Ich bin euer Führer in diesem seltsamen Land. Dafür werde ich bezahlt. Und obwohl ich deinen Körper hierher gebracht habe, mache ich meine Sache schlecht, wenn ich zulasse, dass dein Geist herumirrt wie ein Hühnchen, das nicht mehr zu seinem Nest findet.« Er sprach einen lateinischen Dialekt mit starkem Akzent. Robert hatte erwartet, dass jedermann Arabisch redete, aber es gab zwei Sprachen in Spanien, Arabisch und dieses stark abgewandelte Latein, das die Leute aljami oder latinia nannten.
    »Ich bin kein verirrtes Hühnchen.«
    Ibn Hafsun lächelte. »Als was siehst du dich

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