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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dann?«
    »Ich bin ein Pilger. Und ich bin in der Stadt des heiligen Jakob, um das Grab des Bruders Christi zu besuchen, der zum Sterben hierher gekommen ist.«
    »Du musst ihm vergeben, Ibn Hafsun«, sagte Orm leise. »Frömmigkeit ist heutzutage in Mode. Eine Generation nach der Eroberung sind die englischen Könige vergessen, und jeder Junge in England will ein Gotteskrieger wie König William sein.«
    »Aber dies ist nur eine Zwischenstation«, sagte Ibn Hafsun in aller Unschuld zu Robert. »Euer erster Halt in Spanien. Euer Ziel ist Córdoba. Und soweit ich weiß, seid ihr nicht in Santiago, um einen längst toten Apostel zu treffen, sondern einen lebendigen Priester.«

    Robert schnaubte. »Sofern das nicht alles ein raffinierter Schwindel ist, den sich irgendein Betrüger ausgedacht hat, um meinem Vater die Taschen zu leeren.« In England hatten sie sich oft über den Zweck der Reise gestritten.
    Orm rutschte auf der Bank herum. Er war noch immer ein großer, schwerer Mann, aber sein von zu vielen Feldzügen lädierter und zernarbter Körper war steif und schmerzte selbst im Ruhezustand. »Ich habe Sihtric geschrieben«, sagte er mit fester Stimme. »Er hat mir geantwortet, und ich habe seine Schrift erkannt. O ja, Sihtric lebt. Da bin ich mir sicher.«
    Und er wechselte einen Blick mit Robert, denn die zentrale Wahrheit blieb unausgesprochen: Der eigentliche Grund ihrer Reise war Orms Geschichte von dem »Testament«, das Eadgyth, Roberts Mutter, nach ihrer Entdeckung durch Orm in einem Erdloch von sich gegeben hatte, in dem sie sich vor den Normannen versteckt hatte. Nachdem sie nun jahrelang gespart und die erforderlichen Vorbereitungen getroffen hatten, war Orm bereit, ihren Befehl auszuführen und Sihtric aufzusuchen.
    Robert glaubte das alles nicht so ganz. Doch seine Mutter war schon in seiner frühen Kindheit zur alten Kirche der heiligen Agnes in der Nähe des von den Normannen inzwischen wieder aufgebauten York zurückgekehrt und erneut in dieses Erdloch gekrochen, ohne sich um ihren beunruhigten Gemahl und ihren verzweifelten kleinen Sohn zu kümmern. Und sie war gestorben, als Robert gerade einmal sechs gewesen
war; die Jahre ihrer Flucht vor den Normannen hatten ihre Lungen zu sehr angegriffen.
    Ibn Hafsun beobachtete den stummen Austausch zwischen ihnen, und Robert sah eine berechnende Neugier in seinen hellen Augen. »Nun, du bist hier, Robert, aus welchen Beweggründen auch immer. Und was hältst du von dem Land?«
    »Nicht viel. Es hat große Ähnlichkeit mit England.«
    Ibn Hafsun lachte. »Das will ich nicht abstreiten. Ja, diese Ecke ist wie England oder Irland. Nass, windig, geprägt vom Seewetter aus dem Westen. Aber das gilt nur für einen sehr kleinen Teil dieser Peninsula. Du wirst schon sehen.«
    »Ich glaube, er weiß nicht, was eine ›Peninsula‹ ist, Ibn Hafsun«, sagte Orm.
    »Sag mir wenigstens eins: Wie nennt ihr das Land, in das ihr gekommen seid?«
    »Spanien«, fauchte Robert.
    »Aha. Nun ja, es hat viele Namen gehabt. Die Römer haben es Iberien genannt, nach einem Fluss, dem Ebro, der ins Mittelmeer mündet. Später hieß es bei ihnen dann Betica, nach einem anderen Fluss, der im Westen ins Ozeanmeer mündet – dem Fluss, an dem Córdoba liegt. Noch später kannte man es unter dem Namen Hispania oder Spanien, nach einem Mann namens Hispan, der hier einmal geherrscht hat – oder vielleicht wurde es nach Hesperus benannt, dem Abendstern. Viele dieser Namen stammen natürlich von noch älteren Völkern, den Menschen, die hier lebten,
bevor die Caesaren kamen. Und die Mauren nennen es al-Andalus.«
    »Die Mauren sind im Süden«, erwiderte Robert. »Hierher sind sie nie gekommen.«
    »Nein?« Ibn Hafsun grinste. »Einst gab es hier im Norden nicht mehr als einen winzigen Salzkristall Christentum in einem Becher Islam, nachdem die Mauren die Peninsula – die Halbinsel – binnen weniger Jahre überrannt hatten. Und vor nicht allzu langer Zeit – oh, das ist kaum hundert Jahre her – hat ein großer maurischer Wesir namens Al-Mansur diese Stadt geplündert und die Glocken der Jakobskirche nach Córdoba gebracht, wo sie sich bis auf den heutigen Tag befinden.«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Robert.
    »In welchem Punkt?«
    »Dass die Mauren nur ein paar Jahre gebraucht haben, um ganz Spanien zu überrennen. Die Römer hätten sie zurückgetrieben.«
    »Doch, es ist leider wahr«, sagte Ibn Hafsun. »Es geschah nur hundert Jahre nach dem Tod des Propheten. Die

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