Die Zeitdedektive 05 - Geheimnis um Tutanchamun
schlichen hinter dem Tier her. Sie bemühten sich, nur ja keinen Mucks von sich zu geben. Prompt knackte Leons Knöchel. Er kam sich im Vergleich zu Kija plump und ungeschickt vor.
Plötzlich stoppte die Katze. Fast wäre Leon gegen Kamose gelaufen, der ebenso abrupt angehalten hatte wie Kija. Das Tier stand still. Geräuschlos schlug ihr Schwanz hin und her. Schweiß lief über Leons Stirn. Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf irgendwelche Geräusche. Jetzt hörte er es: Stimmen, ganz schwach und offenbar noch ein gutes Stück von ihnen entfernt.
Leon löste sich aus der Erstarrung und hockte sich neben Kija. Beruhigend strich er über ihr Fell und nickte ihr zu. Dann übernahm der Junge die Führung. Auf Zehenspitzen drangen sie weiter in den Kerker vor. Allmählich wurde es wieder heller. Außerdem wurden die Stimmen lauter und deutlicher. Der Gang bog nach rechts. Leon spähte um die Ecke. Im Schein einer weiteren Öllampe saßen zwei Wärter und würfelten. Aber Leon entdeckte etwas, das sein Herz höher schlagen ließ: In einer Zelle hockte eine zusammengesunkene Gestalt, auf deren Gesicht das Licht der Öllampe fiel. Es war Iti!
Leon begann nervös an seiner Unterlippe zu knabbern.
Kim hatte natürlich Recht gehabt: Es gab noch weitere Wachen. Damit hatte er rechnen müssen. Wie sollten sie an den beiden Männern vorbeikommen? Keine Chance, gestand sich Leon ein und begann noch stärker zu schwitzen.
Was jetzt?, war in Kamoses fragendem Blick zu lesen.
Mist, dachte Leon. Sein Plan war nicht bis zum Ende durchdacht. Aber es musste eine Lösung geben! Wenn sie nichts unternahmen, hatte Iti nur noch wenige Stunden zu leben.
In diesem Moment schoss Kija vor und sprang zwischen die Wachen, die erschrocken hochfuhren.
„Wo kommt denn dieses Vieh so plötzlich her?“, brüllte einer der Männer.
Der andere lachte dröhnend. „Warte, das schnappen wir uns!“
Schon rannte er hinter Kija her. Voller Entsetzen sah Leon, wie die Männer versuchten, die Katze zu fangen. Doch Kija war viel zu flink für ihre Verfolger. Immer wenn sich die groben Hände um ihren Körper schließen wollten, entwischte sie. Und jetzt sauste sie in eine leere Zelle, deren Holzgitter offen stand.
„Da kriegen wird dich, da kommst du nicht mehr raus!“, freuten sich die Wächter und stürmten ebenfalls in die Zelle.
Plötzlich machte es bei Leon Klick. Mit einem Satz sprang er zur Zellentür und schlug das Holzgitter zu. Bevor die Männer reagieren konnten, hatte Leon den Riegel vorgeschoben.
„Was fällt dir ein?“, grölten die Wachen. „Lass uns sofort wieder raus! Was hast du hier im Gefängnis überhaupt verloren?“
Kija schlüpfte durch das Gitter zu Leon und rieb sich an seinen Beinen.
„Gut gemacht, Kija! Du bist einfach die klügste Katze der Welt“, lobte Leon. „Ohne dich wären wir mal wieder aufgeschmissen gewesen.“
Die Wachen schlugen kräftig gegen das Gitter. „He, wir reden mit dir, Kleiner! Du sollst das Gitter aufsperren!“
Leon tippte sich nur an die Stirn und ging zu Itis Zelle, die Kamose bereits geöffnet hatte. Vater und Sohn lagen sich stumm in den Armen.
„Äh, ich will ja nicht stören, aber wir sollten uns beeilen“, sagte Leon. „Die beiden Herren machen ziemlichen Lärm. Irgendwann wird man sie mit Sicherheit draußen hören.“
„Danke! Tausend Dank!“, stammelte Iti überwältigt und drückte Leons Hand.
„Bedank dich bei ihr“, erwiderte Leon und deutete auf die Katze. „Es war ihre Idee.“
Dann verließen sie eilig den Kerker.
Verrat
Verrat
Im Speisezimmer des Arztes Kamose herrschte ausgelassene Stimmung. Er hatte die feinsten Speisen aus der Küche holen lassen. In Itis und Kamoses Bechern perlte süßer Wein. Die Freunde stärkten sich mit kühler Ziegenmilch. Niemand war müde, obwohl die Nacht inzwischen weit fortgeschritten war. Immer wieder wollten Kim und Julian die Geschichte hören, wie Kija die Wachen überlistet hatte.
Dann wurde Kamose ernst. „Nun erzähle du, Iti: Was hat sich in deinem Haus abgespielt? Wer hat dich verhaftet? Und vor allem: Was wirft man dir vor?“
Iti verzog das Gesicht. „Ich weiß es nicht, Vater. Plötzlich sind ein paar bewaffnete Männer in mein Haus gestürmt. Wortlos haben sie mich überwältigt und fortgeschleppt.“
„Haben sie nicht einmal gesagt, in wessen Auftrag sie gehandelt haben?“
„Nein, sie sagten kein Wort. Dann brachten sie mich ins Gefängnis und warfen mich in eine Zelle. Dort erst
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