Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
geworden. Bei Tagesanbruch weckte Kija das Mädchen, indem sie sich vom Fußende des Bettes langsam zum Kissen vorarbeitete, leise maunzte und ihren Kopf an Kim rieb.
Auch heute hatte der Weckdienst einwandfrei funktioniert. Und nun stand Kim mit Julian und Leon vor ihrer Klasse. Sie hielten ihr Referat, das sie „Hatschepsut, die erste bedeutende Frau der Geschichte“ überschrieben hatten. Die Freunde trugen ihren Text abwechselnd vor. Zudem hatte Leon einige Folien für den Overheadprojektor vorbereitet. An der Wand erschienen nach und nach Landkarten, Skizzen und wichtige Fachbegriffe mit ihren Erklärungen.
Galten sonst die Referate für manche Schüler als willkommene Gelegenheit, ein Nickerchen zu halten, so war es diesmal anders. Sämtliche Schüler waren hellwach und lauschten gebannt. Vor allem, als Julian von den Verschwörungen und Mordplänen gegen die schöne Pharaonin berichtete, herrschte höchste Aufmerksamkeit. Aber auch Leons Ausführungen, wie ein Grab von innen aussah, fand großes Interesse. Kim lockerte das Ganze mit ihrem Bericht über die damalige Mode, Schminktipps und die Duftkegel auf den Köpfen von altägyptischen Partygängern auf.
Auch Lehrer Tebelmann sah mit großen Augen die drei Freunde an und putzte sich immer wieder beeindruckt die Brille.
„Große Klasse!“, lobte der Lehrer, als Julian, Kim und Leon unter dem Beifall der Zuhörer das Referat beendet hatten. „Das war wirklich sehr anschaulich. Man könnte fast meinen, ihr wärt im alten Ägypten gewesen!“
Die Freunde sahen sich an und mussten lachen.
Wer war Hatschepsut?
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wann Hatschepsut genau gelebt hat. Wahrscheinlich ist, dass sie um 1500/1495 vor Christus geboren wurde. Verschiedene bedeutende Ägyptologen kamen jedoch zu unterschiedlichen Datierungen. Der Autor hält sich an die Ergebnisse des Historikers Manfred Clauss („Das Alte Ägypten“, Alexander Fest Verlag).
Demnach regierte Hatschepsut zunächst gemeinsam mit ihrem Halbbruder und Ehemann Thutmosis II. von 1482 bis 1479 vor Christus. In dieser Zeit war Thutmosis I. Pharao, Hatschepsut „nur“ Regentin. Nach Thutmosis’ Tod im Frühjahr 1479 ließ sich Hatschepsut 1478 zur Königin ausrufen. Dabei konnte (und musste) sie sich auf eine mächtige Partei an ihrem Hof verlassen, denn ihr Vorgehen wurde von vielen als Staatsstreich empfunden. Schließlich übernahm hier eine Frau das traditionell rein männ che Amt des Pharaos.
Hatschepsut versuchte ihre Kritiker zu beruhigen, indem sie Thutmosis III. (einen Sohn von Thutmosis II. und einer seiner Nebenfrauen), der zum Zeitpunkt ihrer Krönung noch ein Kind war, zum Mitregenten erhob. Doch auch als Thutmosis III. erwachsen war, ließ ihn Hatschepsut nicht an die Macht. Hatschepsut regierte bis zu ihrem Tod im Jahr 1457 vor Christus. Laut Manfred Clauss war ihr Regierungsstil vor allem durch friedliche Beziehungen zu den Nachbarstaaten, wagemutige Expeditionen (zum Beispiel im Jahr 1472 nach Punt an der Somaliküste) und rege Bautätigkeit geprägt. Anderen Quellen zufolge scheute sich Hatschepsut aber auch nicht, an der Spitze ihrer Truppen in die Schlacht zu ziehen.
Ein bleibendes Denkmal schuf sich Hatschepsut durch den Bau ihres Totentempels Deir el-Bahari in Theben. Dieser Tempel gilt als eines der feinsten und anmutigsten Bauwerke, die je auf ägyptischem Boden entstanden sind. Ob Hatschepsut ermordet wurde oder eines natürlichen Todes starb, ist ungewiss. Sicher ist nur, dass sich Thutmosis III., dem Hatschepsut den Thron viele Jahre vorenthalten hatte, bitter rächte: Er ließ viele Statuen der Königin zerstören, ihre Bilder aus Reliefs herausmeißeln und ihren Namen auf fast allen Denkmälern tilgen. Dennoch gelang es Thutmosis III. nicht, den Namen der Frau endgültig auszulöschen, die von vielen Historikern als die erste bedeutende Frau der Geschichte bezeichnet wird: den Namen von Hatschepsut, der „vollkommenen Göttin“.
Glossar
Amun oberster Reichsgott, wird sitzend mit einem Zepter oder stehend mit einer Krone und zwei hohen Federn dargestellt
Ankh Henkelkreuz, symbolisierte ewiges Leben Anubis Gott mit einem schwarzen Hundekopf. Er stand dem Totenkult vor, galt auch als zuständig für das Einbalsamieren. Während des Einbalsamierens trug der Oberpriester die Maske des Anubis.
Bastet Katzengöttin
Chons Mondgott in der Gestalt eines Kindes
Diadem Stirnband mit Edelsteinen
Einbalsamieren (Mumifizierung) Konservierung einer
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