Die Zeitdetektive 10 - Falsches Spiel in Olympia
über dem Schankraum war ihm eingefallen. Konnte man sich dort verstecken und hinunterspähen? Oder wenigstens die Gespräche belauschen?
Leon sah, dass der Speicher nicht nur das Lokal bedeckte, sondern auch die angrenzenden Stallungen, wo die Freunde ihr einfaches Zimmerchen hatten. Unvermittelt ging ein Strahlen über sein Gesicht.
„Ich habe eine Idee“, wisperte Leon. „Hört mal her!“
Ein nächtlicher Gast
Ein nächtlicher Gast
Der restliche Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Freunde erwähnten die Sache mit dem Baldrian niemandem gegenüber.
Philanor fühlte sich inzwischen wieder besser. Aber er war immer noch sehr niedergeschlagen. Beim Abendessen versuchten die anderen ihn aufzuheitern, was aber nur zum Teil gelang.
Milon lenkte das Gespräch auf das morgen stattfindende Rennen seines Vaters. Diotimos strotzte vor Selbstvertrauen. Später ging er mit den Freunden noch einmal in den Stall, begutachtete seine Pferde, untersuchte die Quadriga und prüfte das Zaumzeug.
„Geht jetzt schlafen“, sagte er freundlich.
Aber natürlich dachten die Freunde gar nicht daran. Sie fläzten sich auf ihre Lager, erzählten sich leise Witze und spielten mit Kija Fangen. Und sie warteten, dass es Nacht wurde. Immer wieder schauten sie aus dem Fenster oder lauschten auf den Gang hinaus. Nach wie vor drangen Gelächter und Musik aus dem Schankraum.
Doch endlich kehrte Ruhe ein. Der letzte Gast hatte die Schenke verlassen und war leicht schwankend am Brunnen vorbeigelaufen. Das Haus der schönen Elipa versank im Schlaf.
Zumindest überwiegend. Denn Kim, Leon, Julian und Kija waren hellwach und durchstreiften auf der Suche nach einer Leiter leise den Stall. Der Mond bot genügend Licht für eine grobe Orientierung.
Da miaute Kija, die voranlief, aufgeregt.
Leon stolperte als Erster heran. „Hervorragend“, wisperte er und streichelte den Kopf der Katze. Kija hockte vor einer Leiter, die auf den Dachboden führte.
Als Erster wagte sich Leon hinauf. Die anderen folgten ihm. Hier oben gab es keine Fenster. Die Dunkelheit war nahezu vollkommen. Leon tastete sich Richtung Gastraum und stieß dabei mehrfach mit dem Kopf gegen die niedrigen Balken. Er fluchte unterdrückt und rieb sich die Stirn. Weiter ging es. Leon war froh, dass es auf dem Speicher keine Mauern gab, die ihnen den Weg versperrten. Allerdings hatte er keine Ahnung, wo sie sich befanden. Standen sie bereits über dem Schankraum?
Da half ihm ein Lichtschimmer weiter, der vom Boden kam. Mit klopfendem Herzen ließ sich Leon auf die Knie herab. Die Freunde folgten seinem Beispiel. Das Licht sickerte durch einen Spalt zwischen den Bohlen zu ihnen nach oben. Leon beugte sich über die Ritze und schaute hinunter. Sie waren genau über der Schenke! Gerade trug eine von Elipas Angestellten ein Tablett mit Essensresten in die Küche. Ihre Herrin war nicht zu sehen. Dann erschien die Angestellte erneut. Sie gähnte, nahm die Öllampe und trug sie ebenfalls in die Küche. Das Licht erlosch.
„Wir müssen warten“, schlug Leon leise vor.
Julian und Kim waren einverstanden.
„Hoffentlich kommt Elipa überhaupt“, hauchte Kim nach einer Weile. Kija lag auf ihrem Schoß und ließ sich unter dem Kinn kraulen. Kim hatte keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein mochte. Eine halbe Stunde, vielleicht sogar schon eine ganze?
„Ja, allmählich wird’s langweilig“, sagte Julian.
„Psst“, machte Leon. „Klappe halten.“ Er hatte das Quietschen einer Tür vernommen. Jetzt fiel ein Lichtschein in die Schenke. Leon spähte durch den Spalt.
Elipa! Die Wirtin schritt mit einem Lämpchen zu dem Tisch, der genau unter den Freunden stand, und stellte es dort ab. Dann lief sie zur Tür, wartete dort einen Moment, drehte wieder um und ging zurück zum Licht. Elipa setzte sich. Ihre Finger trommelten leise auf den Tisch.
Da, ein leises, energisches Pochen an der Tür!
Elipa fuhr hoch und öffnete. Ein Mann huschte herein.
Den Freunden stockte der Atem: Es war Kleoitas!
„Ich grüße dich“, sagte der Ringer und deutete eine Verbeugung an. „Deine Schönheit bringt Licht in diese dunklen Stunden.“
Elipa lächelte. „Danke, aber ich glaube nicht, dass du nur gekommen bist, um mir zu schmeicheln …“
Statt einer Antwort zog Kleoitas einen Beutel hervor und ließ ihn auf den Tisch fallen. Münzen klimperten.
„Warte“, sagte die Wirtin und ging in die Küche.
Während sich Kleoitas setzte, schauten sich die Gefährten mit
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