Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
Vom Netzwerk:
mit welchem Einsatz sie in die Schlacht gehen werden … ich möchte mir kein Urteil anmaßen.«
    Rufus nickte. Der oströmische General hatte natürlich recht. Es musste hart sein für die Griechen, in einem Tempo durch die Gluthitze Palaestinas gehetzt zu werden, das selbst den marschgewohnten Legionären zusetzte. Wenn sie dann noch zusehen mussten, wie einige ihrer Kameraden den Belastungen nicht mehr standhielten, tot zu Boden sanken und nur in eilig ausgehobenen Gräbern am Wegesrand verscharrt werden konnten, war es nur allzu verständlich, dass ihr Kampfgeist schnell nachließ. Doch es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, wollte man den Persern mit größtmöglicher Stärke begegnen.
    In die vorderen Reihen der Prätorianer kam plötzlich leichte Bewegung, Köpfe bewegten sich. Zwei hochgewachsene vandalische Legionäre kamen auf den Imperator und seine Offiziere zu, doch die Aufmerksamkeit galt nicht ihnen.
    Vielmehr richteten sich zahllose Augen auf die Frau, die in der Mitte zwischen ihnen ging. Selbst im Halblicht der ausklingenden Nacht fiel ihre außergewöhnliche Schönheit auf, die sämtliche Blicke anzog. Die Vandalen blieben vor Rufus Scorpio stehen, salutierten und machten in rauem Latein Meldung.
    »Salve, Imperator! Diese Frau ist bei unseren vorderen Wachposten aufgetaucht. Sie besteht darauf, den Feldherrn des Heeres zu sprechen.«
    Rufus war erstaunt, dass die Fremde es gewagt hatte, eine so kühne Forderung an die Soldaten zu stellen. Er betrachtete sie, und es dauerte einen Augenblick, bis er über den bloßen Eindruck ihrer Schönheit hinaus Einzelheiten wahrzunehmen imstande war. Ihre dunkle Haut ließ eine Herkunft aus fernen Ländern des Orients vermuten, möglicherweise aus Indien oder gar aus Taprobane. Sie trug ein kostbares Seidengewand nach persischer Art, aufwendig gearbeitet, jedoch weitaus dünner, als es für Perserinnen als schicklich galt. Bei genauerem Hinsehen fiel Rufus auf, dass das Kleid blutbefleckt war, und als sein Blick weiter hinabwanderte, sah er, dass sie keine Schuhe trug. Ihre bloßen Füße waren blutig, als hätte sie mehrere Meilen über das felsige Ufer des Lacus Asphaltites laufen müssen.
    »Die seidenen Pantoffeln, die ich trug, waren nicht für dieses Gelände gemacht«, sagte sie unaufgefordert in fremdartig betontem Griechisch, als hätte sie Rufus’ Frage vorausgeahnt.
    Der Imperator sah ihr ins stolze, ernste Gesicht. »Wer seid Ihr?«
    »Mein Name ist Sheila, basileos«, antwortete sie. »Mein Vater war der Radsha von Mansura.«
    Ein Raunen ging durch die Gruppe der Offiziere. Jeder wusste vom Schicksal des indischen Fürsten, dessen Reich von Meh-Adhar erobert worden war und den man als Gefangenen nach Ctesiphon gebracht hatte. Nach einem Moment der Überraschung stieg Rufus rasch aus dem Sattel, und die übrigen Kommandeure taten es ihm gleich. Es war nicht angemessen, vom Pferd aus mit einer Prinzessin zu sprechen, und sie verstand diese Geste, mit der der Imperator zu erkennen gab, dass er ihren Rang anerkannte.
    Noch bevor der Kaiser sie willkommen heißen oder seinem Erstaunen Ausdruck verleihen konnte, sagte Sheila: »Ich bin gekommen, um Euch zu warnen. General Meh-Adhar will Euch in eine Falle laufen lassen.«
    Die umstehenden Offiziere waren sprachlos angesichts dieser unerwarteten Offenbarung der persischen Absichten.
    Marcus Aventinius trat vor, und durch ein Nicken erlaubte ihm der Imperator zu sprechen. »Prinzessin, könnt Ihr uns sagen, welcher Art diese Falle ist?«
    »Das kann ich, strategos. Er rechnet damit, dass Ihr sein Heer durch eine überraschende Attacke auf seine ungeschützte Nachhut aufzuhalten versuchen werdet. Daher hat er alles so eingerichtet, dass es heute für Euch so aussehen soll, als ginge Euer Vorhaben auf. In Wirklichkeit jedoch hat er seine Streitmacht so aufgestellt, dass sie sich beim ersten Anzeichen Eures Angriffs sofort zu einer breiten Verteidigungslinie entfalten kann, mit den Unsterblichen in vorderster Front.«
    »Allmächtiger Gott. Er hat genau vorausgesehen, was wir tun würden«, sagte Victor. Er flüsterte zwar nur, doch jeder hörte ihn, denn Sheilas Worte hatten unter den Befehlshabern eine geschockte Stille entstehen lassen.
    »Vergebt mir«, sagte schließlich Staurakios vorsichtig, »aber wie können wir wissen, dass Ihr die Wahrheit sagt? Es wäre denkbar, dass Ihr nicht die Tochter des Radsha seid, sondern von Meh-Adhar zu uns geschickt wurdet, um uns in die Irre zu führen.«
    Rufus

Weitere Kostenlose Bücher