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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Aachen
     
    In der großen, einem geräumigen Lagerhaus ähnlichen Halle war es kühl und düster; nur einige Fackeln, die in eisernen Haltern an den nackten Ziegelwänden steckten, spendeten ein unruhig flackerndes Licht. In der Mitte des Raumes stand die kegelförmige weiße Zeitmaschine. Ihr Eingang war offen, aus dem Inneren kam ein kühles, gleichmäßiges Leuchten.
    Karl ging unentwegt auf und ab, die porösen Ziegelsteine des Fußbodens knirschten unter jedem seiner schweren Schritte. Manchmal blieb er stehen und blickte nervös zur Zeitmaschine hinüber, um dann seine rastlose Wanderung fortzusetzen. Der König war ungewöhnlich gekleidet, denn er trug eine eilig und kunstlos gewickelte Toga alten Stils, deren üppiger Faltenwurf den massigen Körper noch riesenhafter erscheinen ließ.
    Einhard stieg aus dem Kegel. Sofort hielt Karl inne und wartete mit ungeduldiger Miene auf das, was sein Oberkämmerer ihm mitteilen wollte.
    »Es ist alles bereit«, sagte Einhard, und es klang, als hätte er eine lange, mühevolle Arbeit zu Ende gebracht. »Was der Mönch Gallus mir sagen konnte, reichte aus, damit Larue den betreffenden Zeitpunkt ansteuern kann. Er erinnert sich jetzt auch wieder an das Gespräch mit dem Mädchen. Ihm war längst entfallen, dass er diese gefährlichen Worte mit ihr gewechselt hatte.«
    »Das ist mir gleich. Wann können wir abreisen?«, drängte der Frankenkönig.
    »Auf der Stelle, Larue wartet nur auf Euren Befehl. Aber …« Einhard verstummte kurz, dann fuhr er besorgt fort: »Wollt Ihr wirklich bei Eurem Entschluss bleiben? Ihr könntet doch einen der Soldaten zu Larues Bewachung mitreisen lassen.«
    Karl machte eine scharfe Handbewegung, die deutlich zeigte, dass er zu keiner Diskussion bereit war. »Ich werde selber mitgehen, so habe ich entschieden. Es ist jetzt meine Pflicht, persönlich Sorge dafür zu tragen, dass der Wahre Wille erfüllt wird. Larue hat seine römische Kleidung wieder angelegt?«
    »Ja. Wenn Ihr es wünscht, kann die Reise also unverzüglich beginnen.«
    Karl nickte knapp. Dann stieg er in das helle Innere der Zeitmaschine. Lautlos glitt die Tür hinter ihm zu und schloss sich, sodass nur noch eine haarfeine, kaum sichtbare Linie in der glatten Metallhaut verriet, wo sich der Eingang befand.
    Einhard trat einige Schritte zurück, faltete unwillkürlich die Hände und atmete tief ein.
    Erbarme Dich Deines demütigen Dieners, dachte er.
    Dann erstrahlte die Zeitmaschine in einem grellen, blauen Glühen, das den ganzen Raum in helles Licht tauchte.
        
     

57
     
    In der Kakushöhle
Nahe dem Dorf Weyer
     
    Die beiden Soldaten betrachteten misstrauisch und vorsichtig aus respektvoller Distanz den glatten weißen Kegel; sie gaben sich alle Mühe, zu verbergen, wie unruhig sie waren. Doch dass sie sich auffällig nah am Höhlenausgang hielten, war zu verräterisch.
    Andreas konnte sich bei ihrem Anblick ein rasches Grinsen nicht verkneifen. Er musste daran denken, wie überhastet er aus dieser Höhle geflohen war, nachdem er die Zeitmaschine hier gefunden hatte. Jetzt, nachdem er so viel Unglaubliches erlebt hatte, erschien ihm seine damalige Reaktion vollkommen unverständlich.
    Wie hatte er nur beim bloßen Anblick eines leblosen, nicht im Geringsten bedrohlichen Gegenstandes in solche Panik verfallen können? Er schüttelte den Kopf leicht und wandte sich wieder dem Schriftstück zu, das Gallus’ Erkenntnisse enthielt.
    »Wenn ich das hier recht verstehe«, sagte er zu Franklin, der im Inneren der Zeitmaschine den Zustand des Apparats überprüfte, »kennen wir den genauen Zeitpunkt nicht, an dem Paquia Julia zum Wirtshaus ihrer Eltern zurückkehrt.«
    »Da hast du verdammt recht. Und das ist auch gut so«, antwortete Franklin, der gerade verschiedene Glasflächen betrachtete, auf denen Kolonnen von fremdartigen Worten und Zahlen aufleuchteten. »Einhard und Lieutenant Larue wissen nur, dass sie irgendwann um den Beginn des Ausbruchs herum gerade auf dem Rückweg von Einkäufen ist und schnellstens zum Wirtshaus in der Via dell’Abbondanza – ich meine, in der Via Iovia Longa zurückrennen wird. Larue hat also nur eine Chance, sie zu treffen, wenn er dort auf sie wartet. Das kann uns nur recht sein, schließlich haben wir ja keine Ahnung, wie diese Julia aussieht. Wir müssen also einfach nur gut versteckt in der Nähe warten und sehen, welches Mädchen er anspricht.«
    Andreas stieg in den hell erleuchteten Innenraum der Zeitmaschine. »Woher willst du

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