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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Zurückgekehrt, um zu bleiben.
      
    Andreas und Franklin konnten es sich nicht leisten, den historischen Augenblick auszukosten. Mit einigen Soldaten durchsuchten sie eilig den ausgedehnten Palast, und jeden der wenigen verbliebenen Diener, den sie aufgriffen, befragten sie ungeduldig. Doch keiner der verängstigten Männer wusste etwas über die Anwesenheit eines Mönchs in weißer Kutte im Palast. Schließlich aber konnten die Soldaten einen Bediensteten fassen, der gerade durch einen kleinen Nebenausgang vom Palastgelände zu entweichen versucht hatte.
    Es stellte sich schnell heraus, dass er zur persönlichen Dienerschaft des Oberkämmerers gehörte und von einem Mann in weißem Mönchsgewand wusste, den man vor Monaten heimlich in den Palast gebracht hatte. Er war in Einhards Flügel der Residenz gebracht worden, dort hatte man ihn in abgetrennten Räumen unter strengster Bewachung gehalten. Niemand durfte zu ihm, abgesehen von dem Oberkämmerer selber. Den wenigen Bediensteten, die von dem Mann wussten, war bei schwerster Strafe verboten worden, auch nur seine bloße Existenz zu erwähnen, selbst dem König gegenüber.
    Franklin packte den zitternden Diener am Kragen. »Führ uns dorthin«, sagte er drohend in einem Tonfall, der jeden Widerspruch ausschloss, »sofort!«
      
    Die Tür war verriegelt, doch der kräftige Tritt eines Ostgoten ließ das Holz splittern und das bronzene Schloss mit einem Klirren herausbrechen. Sofort stürmten Andreas und Franklin in den Raum. Sie fanden einen weiß gekleideten Mönch vor, der erschrocken von seinem Stuhl aufgesprungen war, als er den Lärm hörte; doch beim Anblick römischer Uniformen verwandelte sich seine Angst in Erleichterung. Lachend lief er auf seine Befreier zu und griff überglücklich Andreas’ Hand, als ob er sich vergewissern wollte, dass es sich nicht nur um ein Trugbild seiner Phantasie handelte.
    »Ich kann es kaum glauben«, sagte er aufgeregt. »Ich fürchtete schon, ich müsste für alle Ewigkeit Einhards Gefangener bleiben. Ihr ahnt ja gar nicht, wie dankbar …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach Franklin schroff und ungeduldig. »Tut mir leid, wenn ich den Freudentaumel unterbrechen muss. Aber wir haben ein paar dringende Fragen, Bruder Gallus.«
    Der Spicarianer schüttelte unruhig den Kopf. »Nein, dafür ist jetzt keine Zeit. Ihr müsst wissen, dass der Oberkämmerer Einhard und der Frankenkönig Unfassbares planen. Ich habe von Dingen erfahren, die über das Vorstellungsvermögen eines Menschen hinausgehen, und …«
    Franklin versuchte, dem Redeschwall des Mönches mit beruhigenden Handbewegungen Einhalt zu gebieten. »Ja doch, ich weiß. Er will in die Vergangenheit eingreifen, und dazu brauchte er Eure Hilfe.«
    Gallus blieb vor Verwunderung der Mund offen stehen. »Herr im Himmel, wie könnt Ihr davon … oh, wartet! Ich erinnere mich dunkel an eine Vision, die ich wohlweislich Einhard gegenüber nicht erwähnt habe … über einen zweiten Reisenden, der aus der fremden Zeit zu uns kam … das müsst Ihr sein!«
    »Er ist es«, bestätigte Andreas. »Also seid Ihr über alles im Bilde?«
    Der Mönch nickte schnell. »Einhard musste mich in alles einweihen. Das war unumgänglich, wenn ich die schwierigen Visionen, die er wünschte, gezielt herbeiführen sollte. Er wollte exakt wissen, warum, wann, wo und wie der Ablauf der Ereignisse verändert wurde, und zwang mich, ihm diese Auskünfte zu geben.«
    Die Soldaten hinter Franklin und Andreas verstanden kein Wort von dem, was die drei Männer redeten, aber sie zogen es vor, still zu sein.
    Der Zeitreisende griff den Mönch an den Schultern und fragte drängend: »Habt Ihr das herausgefunden? Ich muss es wissen, es ist wichtig!«
    »Ja, ich habe ihm diese Informationen schließlich geben können, nach Wochen mühevoller Meditation. Es verhielt sich folgendermaßen …«
    Gallus fasste in einigen Worten zusammen, was Dave Larue in Pompeji widerfahren war. Während seines Aufenthalts dort hatte er die Bekanntschaft einer jungen Frau gemacht, in die er sich zwar nicht verliebt hatte, für die er aber dennoch genug Sympathie empfunden hatte, um sie während eines Gesprächs mit einem scheinbar harmlosen Nebensatz zu warnen. Er hatte ihr gesagt, dass es besser sei, rasch die Stadt nach Süden zu verlassen, falls der Vesuvius ausbräche, denn wer in den Häusern Schutz suchte, würde jämmerlich sterben. Dave Larue hatte diesen Worten keine große Bedeutung beigemessen und bald darauf

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