Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
wissen, dass er versuchen wird, sie zu treffen?«
»Weil der gute Dave Larue vor zwei Minuten erfahren hat, dass wir uns auch bald auf den Weg nach Pompeji machen werden, um die Geschichte geradezubiegen. Siehst du das Lämpchen da?« Er zeigte auf ein blinkendes gelbes Licht zwischen den zahllosen Skalen und Knöpfen. »Das dient normalerweise zur Koordination, falls sich mehrere TFG in derselben Zeitzone befinden. Daran sehe ich, dass eine andere Zeitmaschine aktiviert wurde, und Larue hat gerade die gleiche Anzeige vor der Nase, weil ich vor zwei Minuten die Systeme hochgefahren habe. Also, er weiß, dass wir ihm folgen wollen. Er wird versuchen, das Mädchen in Sicherheit zu bringen – nicht vor dem Vesuv, sondern vor uns. Und …«
In diesem Moment wechselte das Licht von Gelb zu Rot, um gleich darauf zu verlöschen.
»So eine Scheiße!«, fluchte Franklin. »Er ist gestartet! Und wir sind erst in zehn Minuten so weit. Ich kann nur hoffen, dass er den Zielzeitpunkt aus Gallus’ Vision übernommen hat, sonst kann uns sein Vorsprung das Genick brechen.«
Der Zeitreisende setzte sich auf einen der beiden schalenartigen Sessel und überflog eilig die ständig wechselnden Anzeigen auf den gläsernen Flächen, während seine Finger sehr schnell über die kleinen, mit Buchstaben versehenen Tasten vor ihm flogen. Dann atmete er hörbar auf.
»Glück gehabt. Er hat tatsächlich diese Ankunftszeit gewählt, 8:30 Uhr morgens. Das heißt, wir werden zehn Minuten nach ihm eintreffen und haben dann gut eineinhalb Stunden Zeit, um unseren Auftrag zu erledigen.«
»Aber ist es denn nicht völlig gleich, ob er einige Minuten vor uns die Reise antritt? Du könntest doch einfach deine Maschine so einstellen, dass wir ein wenig früher als er eintreffen.«
»Wenn das mal so einfach wäre«, murmelte Franklin. »Aber so läuft das nicht. Zeitreisen unterliegen ihren eigenen Gesetzen. Wir werden im gleichen Abstand in der Vergangenheit eintreffen, in dem wir hier gestartet sind, und wenn ich mich auf den Kopf stelle.«
Andreas unterließ es, nach den genauen Gründen zu fragen. Es war offensichtlich, dass Franklin vollauf mit den Vorbereitungen zur Reise beschäftigt war. Darüber hinaus hatte der Ostgote mittlerweile schon oft genug Erklärungen gehört, die er nicht verstehen konnte. Er ahnte, dass es in diesem Fall nicht wesentlich anders sein würde. Also setzte er sich auf den zweiten Sessel, ließ seine Blicke über die geheimnisvollen Objekte vor sich schweifen und versuchte, sich auszumalen, welches undenkbare Wissen, welche technischen Fertigkeiten wohl hinter der Konstruktion dieses Mechanismus stecken mochten. Er fragte sich auch immer noch, aus welchem seltsamen Material wohl die Wandverkleidungen und andere Gegenstände im Inneren der Zeitmaschine bestehen mochten, und rätselte über die Bedeutung der zahllosen bunten Knöpfe. Zwar war alles beschriftet, doch die vertrauten Buchstaben formten Worte, deren Sinn ihm sich nicht erschloss. Die Vorstellung, einfach einige dieser Tasten zu berühren und zu sehen, was dann wohl passieren mochte, reizte ihn sehr. Doch die Vernunft war stärker; er hielt sich zurück, denn in einen ihm so völlig fremden Mechanismus blind einzugreifen, hätte möglicherweise unabsehbare Folgen nach sich ziehen können.
Da blieb sein Auge an einem besonders auffälligen, runden Knopf hängen. Er war größer als die übrigen, leuchtend rot und mit einem einzelnen lateinischen Wort versehen: EXIT – »Er geht hinaus«.
Andreas bemühte sich, seine Neugierde zu unterdrücken, aber die unerwartete Begegnung mit einem Begriff seiner Welt inmitten dieser ihm unverständlichen Vorrichtungen hatte sein Interesse geweckt. Er überlegte angestrengt, welche Aufgabe dieser Knopf haben mochte, wer denn eigentlich hinausging und wohin. Endlich überwand er sich und fragte Franklin: »Könntest du mir sagen, wofür das EXIT dort steht?«
»Die Notschaltung?«, entgegnete Franklin, ohne seine Tätigkeit auch nur für eine Sekunde zu unterbrechen. »Klar, die ist für die schnelle Rückkehr im Notfall, so eine Art Rettungsring. Wenn man da draufdrückt, löst man eine automatische Rückkehrprozedur aus. Das bringt einen zu den Raum-Zeit-Koordinaten, die sich am einfachsten berechnen lassen, nämlich letzte geographische Position und … ah! Na, das wurde aber auch Zeit!«
»Was ist geschehen?«
»Der Systemcheck ist beendet, der Reaktor ist bei hundert Prozent. Wir sind in einer Minute startklar,
Weitere Kostenlose Bücher