Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
schweißnassen Haut festsetzte, wo er eine schmierige dünne Kruste bildete.
Im Feldlager des römischen Heeres berieten sich bereits seit Sonnenaufgang Rufus Scorpio, die Generale Aventinius und Victor gemeinsam mit den übrigen Truppenführern im Zelt des Imperators, versammelt um den großen zerlegbaren Kartentisch. Sie waren keinesfalls glücklich mit dem bisherigen Verlauf der Dinge. Das erbarmungslose Klima erschöpfte die Legionäre schnell, und wenn auch der Marsch durchs Nildelta dank der Via Sophia unproblematisch verlaufen war, hatte sie bei ihrer Ankunft in Pelusium doch eine herbe Enttäuschung erwartet. Die dort zu ihnen gestoßenen oströmischen Einheiten waren, wie sich bald herausstellte, wenig brauchbar. Das Heer hätte dringend Reiterei benötigt, denn die alte Achillesferse der weströmischen Legionen war nach wie vor die Vernachlässigung der Kavallerie zugunsten des Fußvolks. Aventinius hatte gehofft, dass wenigstens ein Teil der Verstärkungen aus Cataphracten bestand. Enttäuscht musste er zur Kenntnis nehmen, dass die gesamte griechische Kavallerie beim Feldheer des Basileos war und bei ihm ausschließlich zweitklassige Garnisonsinfanterie eintraf, die zu allem Überfluss mit den Gefechtsformationen der Legionen nicht vertraut war. Auf dem Marsch nach Gaza hatte sich überdies gezeigt, dass die Oströmer Mühe hatten, mit den Legionären Schritt zu halten. Alles in allem drohten die Verstärkungen eher zu einem besorgniserregenden Hemmschuh zu werden denn zu einer Unterstützung.
Eine Ausnahme indes gab es. Bei Rhinocolura waren, gänzlich unerwartet, Araber zu ihnen gestoßen. Die mit Konstantinopel verbündeten Wüstenstämme, denen seit über hundertfünfzig Jahren der Schutz der Handelswege anvertraut war und die einen Sperrriegel gegen das weitere Vordringen der Perser bildeten, hatten gut dreitausend Freiwillige geschickt. Es waren Reiter in wallenden Burnussen auf prachtvollen Pferden, bewaffnet mit furchterregenden Krummsäbeln und Bögen, die sich um das goldbestickte grüne Seidenbanner versammelt hatten, welches ihnen einst der oströmische Kaiser Herakleios verliehen hatte. Unter dem Bildnis des Christus Triumphator befand sich eine Inschrift in kufischen, griechischen und ganz zuunterst lateinischen Buchstaben: Arabia Fidelis. Diese Männer waren die beste leichte Kavallerie, die man sich vorstellen konnte, ungemein geschickt im Sattel vermochten sie sich im unwegsamsten Gelände schnell und unauffällig zu bewegen, wobei gleichzeitig nicht die geringste Kleinigkeit ihrer Aufmerksamkeit entging. Mochte ihr Wert in einer Schlacht auch zweifelhaft sein, da die Araber es nicht schätzten, sich Befehlen unterzuordnen, als Späher waren sie unbezahlbar. Das war umso wichtiger, als die Schiffe den Feind aus den Augen verloren hatten. Kurz hinter Caesarea Maritima hatten die Perser zwei Tage gelagert, bis sie ihre Marschkolonnen umgruppiert hatten, dann waren sie ins Landesinnere umgeschwenkt. Die Gründe, die Meh-Adhar dafür haben mochte, waren unklar.
»Es kann gar keinen Zweifel geben«, sagte General Victor mit Blick auf die Karte Palaestinas. »Mit diesem Manöver wollte Meh-Adhar sich der Beobachtung entziehen. Er wird, sobald er außer Sichtweite der Schiffe ist, seinen Weg südwärts fortsetzen, um so bald wie möglich Ägypten zu erreichen.«
»Und wenn dem nicht so ist?«, gab strategos Staurakios zu bedenken. »Was ist, falls er ein anderes Ziel hat? Er könnte nach Jerusalem wollen. Sein Shahinshah Hormuzan hasst und verabscheut uns Christen, er könnte dem General befohlen haben, die Heilige Stadt zu zerstören, um uns zu demütigen.«
»Nein«, meinte Victor mit Entschlossenheit, »ich weiß von Meh-Adhar, dass er ein ehrenwerter Mann ist. Er würde ein ihm unterstelltes Heer nicht zu einem solchen Zweck einsetzen.«
Marcus Aventinius räusperte sich. »Es gäbe noch eine weitere Möglichkeit, die ich in Betracht ziehen würde. Vielleicht hat Meh-Adhar inzwischen erfahren, dass wir ihm entgegenziehen? Er könnte uns in eine Falle locken wollen, indem er uns glauben macht, Jerusalem sei sein Ziel.«
»Ich bin anderer Meinung. Meh-Adhar ist einer der geschicktesten Strategen, die es gibt. Ihm ist bewusst, dass die Oströmer von Norden her anrücken und dass er nicht unnötig Zeit auf seinem Weg nach Ägypten verlieren darf, will er eine Schlacht vermeiden!« General Victor stellte eines der farbigen Steinchen auf die Landkarte, ein wenig abseits von der Küste des
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