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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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seinen Standesgenossen den Feind gesehen.
    »Verzeiht, Basileos«, sagte ein Mann, der bis dahin schweigend inmitten der übrigen Offiziere gestanden hatte. Eine unauffällige Erscheinung war er dennoch nicht, denn Scheich Yusuf ben Omar, der die arabischen Reiter anführte, trug über seinem weißen Burnus einen reich mit Perlen und Stickereien verzierten Gürtel, an dem ein Krummschwert in einer prächtig mit Edelsteinen besetzten Scheide hing. Das würdevoll gealterte Gesicht mit dem sorgsam gestutzten grauen Bart und den hellen, ruhige Aufmerksamkeit ausstrahlenden Augen, wurde umrahmt von einem schlichten weißen Kopftuch.
    »Ich habe meine Männer bereits ausgesandt, um die Perser zu finden und auf ihrem Weg zu beobachten. Seid versichert, dass wir bald mit Gewissheit zu sagen vermögen, wohin sich unsere Feinde bewegen. Morgen werden wir, so Gott will, Nachricht erhalten.«
    »Eure Dienste sind für uns von großem Wert, Scheich«, sagte Rufus anerkennend. »Wir werden warten, welche Meldungen uns Eure Männer bringen. Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Nichts wäre törichter, als wenn wir uns verhielten wie ein Blinder, dem man ein Schwert in die Hand gedrückt hat.«
    Ein Luftzug wirbelte den Vorhang empor, der den Eingang des Zeltes verdeckte, und der Wind trug ein wenig Wüstenstaub hinein.
        
     

17
     
    Nahe Samaria
Im Thema Palaestina
     
    »Ist das auch sicher?«, fragte General Meh-Adhar nachdrücklich und beugte sich über den Tisch vor. »War es nicht vielleicht ein oströmisches Feldlager?«
    »Es besteht kein Zweifel, Exzellenz«, antwortete der staubbedeckte türkische Offizier, »was ich bei Gaza gesehen habe, war ganz eindeutig ein Lager der Weströmer. Es bestand aus neun einzelnen Marschlagern für je eine Legion. Hinzu kam ein unbefestigtes Lager arabischer Zelte. Wir konnten leider nicht länger auf unserem Beobachtungsposten bleiben, weil mehrere Trupps arabischer Kavallerie ausschwärmten und wir Gefahr liefen, entdeckt zu werden.«
    »Ja, das war richtig so … der Feind braucht nicht zu wissen, dass wir ihn gefunden haben. Ihr dürft gehen.«
    Der Türke verneigte sich und verließ das Zelt des Feldherrn. Meh-Adhar klopfte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe, während er die vor ihm ausgerollt auf dem Tisch liegende Landkarte betrachtete. Bahram stand daneben und schwieg. Er wusste, dass es unklug war, den General in seinen Überlegungen zu stören.
    »Ich habe mich verschätzt. Oder sagen wir besser, ich habe die Römer unterschätzt. Dass sie ihren griechischen Brüdern zu Hilfe eilen würden, stand fest. Ich hatte auch damit gerechnet, dass sie vor ihrer Ankunft erfahren würden, dass Armenien nicht der wahre Schauplatz des Krieges ist. Aber so, wie ich die Römer kenne, konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als dass sie in Tripolis oder Berytus landen würden, um uns so bald wie möglich zur Schlacht zu stellen.«
    Bahram schaute kopfschüttelnd auf die Karte. »Das hätte ich freilich auch nicht erwartet, dass sie uns von Süden her entgegenmarschieren. Was kann dahinterstecken?«
    »Eine strategische Glanzleistung, mein guter Bahram. Sie hatten offenbar eingesehen, dass sie bei ihrer geringen Stärke nur eine Chance haben, uns aufzuhalten, wenn sie uns das Schlachtfeld diktieren können und uns nach Möglichkeit stellen, ehe wir die Grenze Ägyptens überschreiten. Ich schätze, sie sind in Alexandria an Land gegangen, und die Schiffe, die uns bei unserem Vormarsch über die Küstenstraße gefolgt sind, haben sie über unsere Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. Ja, das ist wirklich brillant. Ich weiß nicht, welcher der weströmischen Generale auf diese Idee gekommen ist, aber ich wünschte, er wäre einer von meinen Truppenführern. Die Frage ist, was fangen wir mit unserem Wissen an?«
    »Wir könnten die Weströmer ignorieren«, schlug Bahram vor. »Neun Legionen, ein wenig leichte Kavallerie, vielleicht einige aus Ägypten mitgebrachte oströmische Einheiten – ihr Heer erreicht mit Gewissheit höchstens ein Viertel unserer Stärke. Sie sind keine Gefahr für uns.«
    »Den Gegner nicht ernst zu nehmen ist immer der erste Schritt auf dem Weg in den Abgrund«, erwiderte der General streng. »Diese Streitmacht ist im Gegenteil sogar eine große Gefahr. Sie kann in einer guten Verteidigungsposition unseren Weg blockieren, sodass wir zum Angriff gezwungen wären. Unsere bloße Masse wäre in einem solchen Fall keine Garantie für einen

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