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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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schnellen Sieg. Bedenkt, dass die Legionäre die wohl besten Infanteristen der Welt sind, ihre Verteidigungslinie im Nahkampf zu durchbrechen, wäre ein blutiges Unterfangen für beide Seiten. Wir würden letztlich die Oberhand gewinnen, aber wir würden angeschlagen aus dem Kampf hervorgehen. Schlimmer noch, da uns die Schlacht aufgehalten hätte, müssten wir uns danach sicher den Oströmern stellen, die uns dann zweifellos eingeholt hätten. Und eine Konfrontation mit den Oströmern würde ich schon jetzt angesichts des augenblicklichen Zustandes unseres Heeres vermeiden wollen, umso bedenklicher wäre die Lage nach einer vorangegangenen zähen Schlacht.«
    »Verzeiht, Exzellenz. Ich hatte das nicht bedacht. Aber was sollten wir dann tun?«
    »Den Spieß umdrehen, Bahram. Es erfordert ein wenig Anstrengung, ist aber nicht unmöglich. Ihr Vorteil ist, dass sie uns entgegenziehen und uns den Weg verstellen können, wo immer es ihnen gefällt. Also muss ich dafür sorgen, dass sie diesen Vorteil verlieren und sich die Situation ins Gegenteil umkehrt. Sie sollen uns hinterherlaufen, und ich werde bestimmen, wo es zur Schlacht kommt. Wo immer wir auch stehen bleiben, sie werden gezwungen sein, uns anzugreifen, wenn sie uns vom weiteren Vormarsch abhalten wollen. Dann werden wir die Verteidiger sein und unsere zahlenmäßige Überlegenheit voll ausnutzen können.«
    »Ihr wollt sie in eine Falle locken. Aber welcher Köder wäre stark genug, um die Römer dazu zu bringen?«, fragte Bahram.
    »Dieser«, antwortete der General und legte den Finger an der Stelle auf die Landkarte, wo ein stilisierter turmbekrönter Mauerring Jerusalem symbolisierte. »Die heiligsten Stätten der Christen befinden sich dort. Die Römer haben diese Araber zweifellos als Kundschafter ausgeschickt, daher werden sie bald wissen, dass Jerusalem unser Ziel ist. Angesichts der Haltung, die der Shahinshah, Ahuramazda möge ihn segnen, gegenüber den Christen einnimmt, können sie gar nicht zulassen, dass wir die Stadt erreichen. Sie werden unbesonnen reagieren und versuchen, uns daran zu hindern. Doch sie werden dann feststellen müssen, dass wir an Jerusalem vorübergezogen sind. Wenn sie uns nun noch aufhalten wollen, bis die Oströmer eintreffen, müssen sie uns verfolgen. Das bedeutet, dass sie ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind und wir den Fortgang der Ereignisse bestimmen können.«
    Die Klarheit des Planes, den der General innerhalb weniger Augenblicke erdacht hatte, erfüllte Bahram mit Ehrfurcht. »Exzellenz, das ist beeindruckend. Auf welchen Weg gedenkt Ihr das Heer zu führen, und wo wollt Ihr die Römer zur Schlacht nötigen?«
    »Jenseits von Jerusalem ziehen wir ostwärts weiter, bis wir den Großen Salzsee erreichen, an dessen Westufer wir entlangmarschieren werden. Die Uferebene ist recht schmal und nach Westen hin von zerklüftetem, ansteigenden Gelände begrenzt. Dort kann eine Hälfte der Armee Stellung beziehen, während der Rest des Heeres seinen Weg nach Ägypten fortsetzt. Die Römer werden sich an unserer Verteidigung die Köpfe einrennen. Überdies werden sie ausschließlich frontal angreifen können, das Gelände erlaubt ja keine Flankenmanöver ihrer Infanterieformationen.«
    »Brillant, Exzellenz!«, sagte Bahram, doch er fügte nachdenklich hinzu: »Aber habt Ihr auch an den Prinzen gedacht? Es ist sein Wille, dass wir Jerusalem vernichten, wird er es hinnehmen, wenn Ihr ihm vorschlagt, darauf zu verzichten?«
    »Musstet Ihr mich erinnern? Ja, daran habe ich eben auch schon gedacht. Ich will versuchen, es ihm schmackhaft zu machen, indem ich ihm vor Augen führe, welchen Ruhm er erlangen würde, wenn das unter seinem Oberbefehl stehende Heer nicht nur Ägypten erobert, sondern zudem auch noch die unbesiegbaren Legionen Westroms in die Knie zwingt. Ich werde mich sofort zu ihm begeben, und ich hoffe, dass meine Überzeugungskraft ausreichend sein wird. Bahram, Ihr werdet dafür sorgen, dass sich unsere Späher von den Römern fernhalten. Sie sollen ruhig denken, wir wüssten nicht, wo sie sind. Es reicht, wenn sie wissen, wo wir sind, das ist in diesem Falle ebenso gut.«
    Bahram verneigte sich und verließ das Zelt, um der türkischen Reiterei die Befehle des Generals zu überbringen. Meh-Adhar schnallte sich das Prunkschwert an den einfachen Gürtel, hielt einen Moment inne, um sich zu sammeln, und ging dann, um Prinz Ardashir demütig seine Vorschläge vorzubringen.
      
    Der Prinz saß aufrecht auf seinem

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