Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
ich bin mir nicht sicher, ob dir gefällt, was du dort sehen wirst.“
Jetzt verstand sie gar nichts mehr. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Was sollte es in einem Busch schon Besonderes zu sehen geben?
Sie seufzte. Was auch immer sie heute noch erleben würde, eines jedenfalls stand fest: Zacharias war wirklich ein seltsamer Junge.
Was die Zukunft bringt
Wütend auf sich selbst stapfte Zacharias neben Hanna durch den Wald. Natürlich war es ein Fehler gewesen, sie mitzunehmen. Was würde sie sagen, wenn sie all die Dinge zu sehen bekam, die noch in dem Versteck unter dem großen Busch lagen? Die Wärmedecken mit Kabel und Batterien, seine Jeans und die Turnschuhe, ganz zu schweigen von dem Zeittunnelaktivator?
Wie sollte er das alles bloß erklären? Oder sollte er besser gar nichts sagen? Allerdings glaubte er kaum, dass sie sich damit zufrieden geben würde.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass ihre Lippen vor Kälte zitterten. Mit schlechtem Gewissen zog er den warmen Umhang vor seiner nackten Brust zusammen. Sie gingen schnell, fast im Laufschritt, und ihr Atem wirbelte in dicken Wolken in die Nacht. Obwohl er ernsthaft daran zweifelte, dass er jemals wieder aufhören würde zu fri eren, tat die Bewegung doch gut. Zumindest begann er, seine Füße wieder zu spüren. Schon kam ihm der Wald zu beiden Seiten des Pfades nicht mehr ganz so undurchdringlich vor. Es konnte nicht mehr weit sein.
Vielleicht sollte er ihr einfach sagen, dass er aus der Zukunft kam, grübelte er weiter. Eigentlich gab es keinen Grund mehr, die Wahrheit zu verbergen. Bald würde er für immer fort sein und dann war es völlig egal, ob Hanna ihn für einen Verrückten, einen Zauberer oder für was auch immer hielt. Ja, dachte er erleichtert. Er würde ihr alles erzählen. Endlich kein Versteckspiel mehr.
Der schmale Pfad nahm eine letzte Windung. Vor ihnen lag die fast kreisrunde Lichtung im Mondlicht. Sie blieben stehen, und er versuchte mit zusammengekniffenen Augen die Richtung auszumachen, in der das Versteck lag.
„Wir müssen dort drüben hin“, sagte Hanna und deutete auf die andere Seite des grasbedeckten Platzes. „Da hinten am Waldrand habe ich dich im Gebüsch entdeckt.“
Plötzlich war er froh, dass sie bei ihm war. Finster zog sich der Waldrand wie ein schwarzes, gleichmäßiges Band um die Lichtung. Bis eben wäre er noch jede Wette eingegangen, dass er sich die Lage des Verstecks genau eingeprägt hatte. Doch jetzt, in dem silbrigen Zwielicht, in dem die Umrisse der Bäume zu zerfließen schienen, war er sich keineswegs mehr so sicher.
„Weißt du das genau?“
„Natürlich weiß ich das genau“, antwortete Hanna in einem Ton, dem anzumerken war, dass sie diese Frage ziemlich überflüssig fand. „Ich kenne diesen Wald fast ebenso gut wie meine Mutter.“
Er folgte ihr über die Lichtung. An einem umgestürzten Baumstamm blieb sie stehen. „Von hier habe ich den Stein auf den Burgvogt geschleudert.“
Sie stellte sich hinter den Baumstamm. „Und du hast direkt neben mir gekniet.“
Zacharias nickte. „Wenn du recht hast, ist mein Versteck nicht weit.“
Sie stiegen in das dichte Unterholz. Doch schon nach ein paar Schritten kamen ihm Zweifel. War er an jenem ersten Morgen, als er den Professor gesucht hatte, wirklich hier lang gegangen?
Als er das Gefühl hatte, dass sie weit genug in den Wald hinein gelaufen waren, bog er nach rechts ab und kämpfte sich weiter durch Äste und Gesträuch, bis er auf eine riesige alte Wurzel stieß, die irgendwann einmal einem mächtigen Baum Halt gegeben haben mus ste. Ratlos betrachtete er das helle, rindenlose Holz, das in der Dunkelheit zu leuchten schien. Wenn er hier vorbeigekommen war, müsste er sich doch an diese Wurzel erinnern? Mutlos drehte er sich zu Hanna um.
„Es ist zu dunkel. Es hat keinen Zweck, ich finde es nicht.“
„Bist du denn sicher, dass wir in die richtige Richtung gegangen sind?“
„Eigentlich schon. Aber was heißt schon sicher. Hier sieht doch alles gleich aus.“
„Dann müssen wir eben warten, bis es hell wird.“ Plötzlich stieß sie ihn in die Seite. „Sieh mal dort! Die abgeknickten Zweige an dem großen Busch! Das ist doch nicht von selbst passiert! Vielleicht war es ja ein Tier, ein Hirsch vielleicht ... aber es könnte auch ein Mensch gewesen sein!“
Zacharias hob den Ast mit den abgeknickten Zweigen an. Obwohl es schwierig war, überhaupt etwas zu erkennen, zeigte ihm schon der erste Blick, dass Hanna
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