Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
unteren Rand trocken geblieben war. „Hier, nimm das fürs Erste.“
„Aber frierst du nicht auch?“
„Doch, schon. Meine Beine fühlen sich an wie Eiszapfen. Aber wenigstens bin ich obenrum nicht nass geworden.“ Sie hielt ihm den Umhang hin. „Nun nimm schon. Du brauchst etwas Trockenes am Leib.“
Zacharias sah sie dankbar an, zog das tropfnasse Hemd und die wollene Jacke aus und wickelte sich in das Kleidungsstück.
„Jetzt ist es schon viel besser. Ich glaube, so kalt war mir in meinem ganzen Leben noch nicht.“
Mit einer Ecke des Umhangs trocknete er sich notdürftig die Haare ab, die wie ein brauner Helm an seinem Kopf klebten. Hanna hüpfte von einem Fuß auf den anderen, in der Hoffnung, dass ihr davon wenigstens ein bisschen warm werden würde.
„Und was soll jetzt geschehen?“
„Ganz einfach. Ich werde weiterziehen, so wie ich es vorhatte.“
Hanna warf Zacharias einen Blick zu, als sei er völlig verrückt geworden.
„Du kannst heute Nacht nicht draußen bleiben. Deine nassen Hosen werden dir an den Beinen festfrieren. Komm mit mir nach Hause, lass deine Sachen trocknen und ruh dich aus. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Zacharias schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht, Hanna. Ich muss weiter.“
Er deutete auf die Leiche des Burgvogts.
„Und was ist, wenn die Reiter zurückkommen? Sie werden ihn suchen.“
Hanna zuckte mit den Schultern. „Sollen sie doch. Wenn sie ihn hier finden, werden sie glauben, dass sein Pferd auf der Brücke ausgerutscht ist. Ein Unfall. So etwas kann passieren. Und du hast die G elegenheit genutzt und dich davongemacht. Ich glaube nicht, dass Mutter und ich Angst haben müssen.“
„Vielleicht hast du recht. Aber ich kann trotzdem nicht bleiben.“
Ungläubig runzelte Hanna die Stirn. Dieser Junge war einfach nicht zu begreifen. Es sprach doch nun wirklich nichts dagegen, mit ihr nach Hause zu kommen und sich morgen ausgeschlafen und mit trockenen Kleidern auf den Weg zu machen. Und wenn die Reiter tatsächlich zurückkamen, würde sie ihn ganz einfach wieder im Hühnerstall verstecken.
Warum bloß wollte er auch jetzt noch unbedingt weg? Wo doch von dem Burgvogt keine Gefahr mehr ausging? Sie sah ihn nachdenklich an. Warum hatte er es nur so eilig, endlich fortzukommen? Und was war das für ein komisches Gerede von einem sicheren Ort gewesen?
Ihr fielen die Dinge wieder ein, die sie in den Tagen mit ihm so eigenartig gefunden hatte. Seine komische Aussprache, die manchmal kaum zu verstehen war. Wie er die Hütten des Dorfes bestaunt hatte, als hätte er nie zuvor welche gesehen. Diese merkwürdige Neugier, mit der er die selbstverständlichsten Dinge fragte ... und völlig unglaublich war, dass er tatsächlich lesen konnte. Sie wusste wirklich nicht, was sie davon halten sollte. Er war einfach ... anders. Anders als alle Menschen, die sie kannte.
Aber das änderte nichts daran, dass sie Freunde geworden waren. Und Freunde ließ man nicht allein. Schon gar nicht in einer eisigen Winternacht.
Sie stampfte heftig mit dem Fuß auf.
„Schluss jetzt. Ich werde dich nicht gehen lassen. Du kommst mit zu uns. Wir werden deine Sachen am Feuer trocknen und morgen kannst du gehen, wohin du willst.“
„So versteh doch endlich, Hanna!“
Zu ihrem Erstaunen klang Zacharias Stimme flehend, fast verzweifelt.
„Ich kann nicht bleiben. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich habe trockene Kleider in meinem Versteck, nicht weit von hier.“
Er zögerte und ihr war, als würde er mit sich selbst um jedes Wort kämpfen. „Ich muss mich beeilen. Es ... es gibt einen Plan, um Meister Freisius zu befreien. Aber ich habe nicht mehr viel Zeit.“
Das also war der Grund. Aber wie um Himmels willen wollte er es anstellen, Meister Freisius ganz allein aus Burg Sonningen zu befreien? Das war völlig unmöglich. Sie wartete darauf, dass er ihr mehr über seinen Plan erzählte, aber Zacharias schwieg.
„Also gut“, sagte sie schließlich mit einem Anflug von Ärger. „Mach doch, was du willst. Aber wenn du trockene Kleider in deinem Versteck hast, werde ich dich bis dorthin begleiten. Ich hätte nämlich ganz gern meinen Umhang wieder. Es ist mein einziger.“
Zacharias ließ die Schultern sinken und seufzte. „Wenn du unbedingt mitkommen willst, kann ich dich nicht daran hindern. Das Versteck ist in einem Busch, am Rand der Lichtung, ganz in der Nähe von der Stelle, wo wir uns zum ersten Mal begegnet sind.“
Er wandte sich zum Gehen. „Aber
Weitere Kostenlose Bücher