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Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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auf seinen Charakter, daß er die Möglichkeit in Kauf nahm, sich durch die Ermordung des Elmer S. Danbury selbst zu annihilieren. Die Vorstellung, daß Paul Danbury sich in dem Augenblick, in dem er den tödlichen Schuß auf Elmer S. Danbury abfeuerte, in Luft auflöste, machte ihm makabren Spaß.
    Allerdings glaubte er nicht wirklich daran. Er konnte sich so etwas nicht vorstellen, und das Leben hatte ihn gelehrt, daß, was er sich nicht vorstellen konnte, auch nicht geschah. Deswegen verband er das Angenehme, nämlich die Befriedigung seiner Neugierde, mit dem Nützlichen. Und der Nutzen lag darin, daß er bei seinem Versuch in der Vergangenheit gleichzeitig seinem Konkurrenten der Gegenwart den Wind aus den Segeln nehmen und sich dadurch zusätzliche Einnahmequellen erschließen konnte. Seine intensive Beschäftigung mit den Vorbereitungen der Zeitreise hatte sich nämlich auf das Geschäft nicht gerade günstig ausgewirkt. Danbury’s Trucking & Hauling, Inc., hatte innerhalb von drei Jahren mehr als die Hälfte ihrer Kundschaft verloren. Besonders ein kleines Fuhrunternehmen, Zavecchi’s Moving and Storage, hatte es verstanden, Kunden von Danbury’s wegzulocken und das eigene Geschäft damit zu verbessern. Der jetzige Besitzer, Sam Zavecchi, war ein Urenkel eines Mannes namens Giulio Zavecchi, und dieser Giulio Zavecchi war in seiner Zeit der engste Freund und früherer Kriegskamerad des Elmer S. Danbury gewesen. Giulio Zavecchi ernährte sich recht und schlecht von unselbständiger Arbeit in einer Fabrik, die hauptsächlich Flugzeugtriebwerke herstellte. In den Jahren 1962 bis 1975 zeugte er insgesamt acht Kinder, von denen alle bis auf den Zweitältesten Sohn, Larry, in die Fremde gingen. Inzwischen hatte Elmer S. Danbury sein Fuhrunternehmen gegründet und hatte im Herbst 1965 einen Sohn namens George. George blieb Elmers und Nancys einziges Kind. Nach Elmers Tod übernahm er das Fuhrgeschäft in Alleinbesitz und widmete sich so intensiv der Arbeit, daß er aufs Heiraten fast ganz vergaß. Erst im Alter von knapp fünfzig Jahren, im Jahre 2013, ließ er sich von einem weiblichen Wesen bestricken und vor den Altar führen. Auch George S. Danbury hatte nur einen Sohn, Paul, der im Jahre 2017 geboren wurde, als George schon zweiundfünfzig Jahre alt war, worüber es in der Stadt einiges Gerede gab.
    Inzwischen nährte sich Larry Zavecchi – und nach ihm sein Sohn Mario – recht und schlecht von unselbständiger Arbeit in einer Fabrik, die hauptsächlich Flugzeugtriebwerke herstellte. Auch Larry hatte eine stattliche Anzahl von Kindern, vier Söhne und drei Töchter, von denen nur Mario im Lande blieb und in die Fußstapfen seines Vaters trat. Allerdings wurde Mario die Arbeit in der Fabrik ziemlich bald sauer, und er sah sich nach anderen, besseren Verdienstmöglichkeiten um. Die Freundschaft zwischen den Familien Danbury und Zavecchi war inzwischen zur Tradition geworden. Mario Zavecchi hatte in George S. Danbury einen väterlichen Freund. George machte Mario darauf aufmerksam, daß es auf dem Gebiet der Kurzstrecken-Spedition noch einiges zu verdienen gebe, und er lieh Mario Geld, so daß dieser sich ein Fuhrgeschäft einrichten konnte. Mario machte sich mit Fleiß an die Arbeit und hatte recht bald einen ansehnlichen Fuhrpark beisammen, mit dem er drei- bis viermal soviel verdiente wie zuvor in der Flugzeugfabrik. An das Geschäftsvolumen der großen Firma Danbury allerdings reichte er noch lange nicht heran.
    George S. Danbury starb im Jahre 2048. Um diese Zeit saß seinem Sohn Paul S. Danbury der Zeitreisefloh schon lange im Ohr. Mario Zavecchi segnete im Jahr darauf das Zeitliche und hinterließ sein Fuhrunternehmen seinem Sohn Sam. Von allen Zavecchis war Mario der erste, der weniger als fünf Kinder hatte, nämlich nur zwei, einen Sohn und eine Tochter. Dieser Sohn Sam aber war es, der in den sechziger Jahren begann, sich zu einer ernsthaften Konkurrenz für Danbury’s Trucking & Hauling zu entwickeln.
    Diese Konkurrenz beabsichtigte Paul auszuschalten. Er würde verhindern, daß George S. Danbury zur Welt kam und damit auch, daß er Mario Zavecchi Geld lieh. Ohne das Geld aber würde es Zavecchi’s Moving and Storage nicht geben. Es bereitete Paul Danbury gedanklich keine Schwierigkeiten zu glauben, daß er den Prozeß des Geldleihens unterbinden könne, und gleichzeitig annähernd sicher zu sein, daß er seine eigene Existenz nicht gefährde. Er war eben ein einfacher Mann, und vor komplizierten

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