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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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wir, dass die Erde sich um die Sonne dreht und jagen sogar Spielzeugballons (Satelliten) um die Erde, so dass wir nicht mehr herausfinden, welche Richtung welche ist. Ein Gedicht von Muso Soseki (1275–1351) lautet:

    Wenn du verwirrt bist, erscheinen
    die drei Welten [10] als Burg.
    Wenn du erleuchtet bist, ist das Universum shunyata [11] .
    Ursprünglich gibt es weder Osten noch Westen.
    Wie kannst du nach Süden oder Norden zeigen?

    Was das Gedicht sagt, ist wahr. Es gibt weder Glück verheißende noch Unheil bringende Richtungen. Du magst dich zwar über Richtungen einigen, doch denkst du immer noch, dass reich besser als arm ist. Kinder, die in einer reichen Familie aufwachsen, können sich jedoch kaltherzig gegenüber ihren Eltern verhalten oder untereinander um ihr Erbe kämpfen.

    Menschen sagen oft: „Das ist wirklich“ oder „Das ist wahr“, doch was „wirklich“ oder „wahr“ ist, kann in Frage gestellt werden. Auf jeden Fall ist es nur wirklich vom Standpunkt einer gewöhnlichen Person aus.

    Uchiyama Roshi : Heutzutage leben viele junge Menschen in Mietshäusern; sie sorgen sich um Richtung nicht so wie Menschen, die ihre eigenen Häuser gebaut haben. Moderne Großstädter denken an Richtung im Sinne von hoch und runter auf der sozialen Leiter. In jedem Fall hängt Richtung nur vom individuellen Standpunkt des Betrachters ab. In einem unbegrenzten Universum ist dieser Standpunkt nicht von Bedeutung. Wenn du denkst, reich sei gut und arm sei schlecht, eine hohe Position großartig und Schönheit wundervoll, dann hast du eine begrenzte Sicht. Es ist die Sicht eines gewöhnlichen Menschen. Wenn du denkst, die Verwirrung einer gewöhnlichen Person sei schlecht und die Erleuchtung des Buddha gut, schaust du nur von deinem besonderen Standpunkt aus. Zazen heißt aufhören, von irgendeinem Standpunkt aus zu betrachten. Darum heißt es im Herzsutra : „Ungeboren, unausgelöscht. Keine Beschmutzung, keine Reinheit. Kein Wachsen, kein Vergehen.“

Zazen lieber als Geld

    Sawaki Roshi : Seit kurzem betreiben Priester Gästehäuser in ihren Tempeln. Die Menschen sind schon witzig. Einige von ihnen denken an nichts anderes als ans Essen und Geldverdienen.

    Uchiyama Roshi : Wenn du ein Bild des Buddha als Buddha, der Erwachte, wertschätzt, wird es zum Buddha für dich. Wenn du um die Statue kämpfst oder sie verkaufst, wird sie nur zu einem Objekt der Gier.
       Der Tempel, wo ich jetzt lebe, hat keine Sponsoren und kein Einkommen. Über zehn Jahre lang habe ich mein Einkommen aus Betteln bestritten. Manchmal schlägt mir jemand aus Freundlichkeit vor, ich solle doch von den 6500 Quadratmetern des Antaiji welche für Parkplätze vermieten oder Apartments bauen oder Zimmer an Studenten vermieten und so Geld einnehmen. Meine Reaktion darauf ist, dass ich nicht wüsste, was ich mit dem Geld anfangen sollte. Antaiji ist ein Zen-Tempel. Wenn das Dach leckt und ich es nicht reparieren kann, sollte ich mit Zazen an einer Stelle fortfahren, wo das Wasser nicht hereintropft. Wenn das Gebäude mangels Reparaturen verfällt, ich jedoch mit Zazen fortfahre, würde Antaiji „Buddha werden“ (friedvoll sterben). Solange ich es reparieren kann, tue ich es. Wenn nicht, fahre ich einfach mit Zazen fort. Sawaki Roshi stimmte mit meiner Ansicht zu diesem Punkt überein und sagte: „Zu meiner und deiner Zeit ist Antaiji antai (in Frieden).“ Mein tiefster Wunsch ist, dass immer irgendjemand hier mit Zazen fortfährt und Antaiji so belässt, wie es ist: ein armer Tempel, nicht nur jetzt, sondern für immer.
       Wie äußerst erquicklich wäre es, eine kleine Ecke in dieser Welt zu finden, wo Geld nicht über alles andere geschätzt wird. Doch wenn ich betteln gehe, geben mir die Menschen in Kioto Almosen und retten mich vorm Verhungern. Das achte ich.

Sich wie ein König fühlen

    Sawaki Roshi : Hör auf zu flennen! Aus Furcht denkst du, du seist wertlos und andere wären bedeutsam; du heulst und sorgst dich um kleine Dinge, und wenn es einmal gut läuft, flippst du vor Freude aus.

    Uchiyama Roshi : Du bist nie hungrig, obwohl du nie ein einziges Reiskorn herstellst. Du lebst in einem Haus, das vor Unwetter schützt, obwohl du keinen Baum fällen und in Bretter zersägen kannst. Du trägst feine Kleidung, obwohl du nicht weißt, wie man Baumwolle zu Fäden spinnt. Du machst Licht, indem du einen Knopf drückst und Wasser, indem du einen Hahn drehst. Wenn du deinen gegenwärtigen Lebensstil mit dem eines Königs in

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