Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
einen Schritt weit vor Euren Gegenstücken unter den dortigen Rechtsorganen aus der Stadt verschwunden.«
»Kopfgeld?«, fragte Fei.
Ich nickte. »Aber nicht hoch genug, um die Transportkosten zu rechtfertigen, falls Ihr daran denkt, es einzukassieren.«
»Aber groß genug, dass Ihr nicht mehr nach Hause zurückkehren könnt.«
»Nirgendwohin in Varya oder den Kvanas. Aber das war mir eine Lehre – inzwischen weiß ich, dass es im Schatten gute und schlechte Arbeit zu tun gibt und dass ich von Letzterer für alle Zeiten die Finger lassen werde.«
»Gebranntes Kind ...«, bemerkte sie.
»Ich glaube nicht, dass das alte Sprichwort wirklich auf mich zutrifft. Ein gebranntes Kind bin ich nicht. Ich war es damals nicht, und ich bin es heute nicht. Sagen wir einfach, ich bin vorsichtig geworden, wenn es um die Arbeit geht, und dabei sollten wir es bewenden lassen. Wir haben mehr als genug über mich gesprochen. Was führt Euch zu diesem Ende der Stadt? Falls ich mich mit dieser Frage nicht auf gefährliches Terrain begebe. Sollte ich das tun, dann vergesst einfach, dass ich gefragt habe.«
Fei drehte ihr Glas zwischen den Fingern hin und her, erwärmte den Sake, der im Lauf unseres Gesprächs abgekühlt war. »Das ist ganz und gar ungefährlich. Jedenfalls für Euch, es sei denn, Ihr versteckt einen Magier unter diesen alten Lumpen, in die Ihr Euch kleidet. Es könnte sogar die eine oder andere Münze für Euch drin sein, falls Ihr interessiert und nicht anderweitig beschäftigt seid.«
»Einen Moment.« Ich zog mein Hemd vor und lugte in den Kragen. »Nein. Niemand drin außer einem leicht rußbeschmutzten Löhner.« Ich rang mir ein Grinsen ab. »Ich dachte, ich sehe besser mal nach, immerhin fallen nächtliche Auslieferungen ja durchaus in meinen Arbeitsbereich, auch wenn die Pakete normalerweise nicht so groß ausfallen, aber ich bin Euch gegenüber lieber so ehrlich, wie ich nur kann.«
Fei schnaubte und trank wieder etwas Sake. »Nein, wer immer dieses Spiel spielt hat, ein Blatt Karten, die alle über einem Bauern stehen. Ich suche nach einem König oder einem Ass, falls es hier wirklich um einen Schattenseitenfall geht, und nach einem Grafen und einer Baronin, falls die Hoheiten der Sonnenseite im Spiel sind.«
Bei dem Wort »Baronin« spitzte ich die Ohren. »Hört sich übel an.«
»Und politisch. Jemand hat ungefähr hundertfünfzig Meter von hier in dieser Richtung ein paar Kadeshi-Söldner ausgelöscht.« Der Hauptmann wedelte vage mit der Hand in Richtung Tür. »Was normalerweise in meinem Amt ein Grund zum Feiern wäre. Niemand macht so viel Ärger wie ein Kadeshi.«
»Aber ...« Es bereitete mir einige Mühe, mein Interesse aus meiner Stimme fernzuhalten.
»Aber diese Mistkerle hatten alle Todesmarken am Nacken, solche von der Magieblitzvariante. Ein Todesfunke ist ein tückisches und teures Stück Magie, selbst wenn man ihn nicht gleich an drei Tote knüpft statt an nur einen. Und dabei kommt noch gar nicht zur Sprache, wie illegal das ist. Aber auch das gehört nicht zu den Dingen, über die ich mir normalerweise den Kopf zerbrechen muss. Meine Aufgabe verlangt von mir, sicherzustellen, dass alles sauber und ruhig verläuft, aber nicht, dem Gesetz Geltung zu verschaffen.«
»Was wurde aus den Mördern? Holzkohle? So funktioniert ein Todesfunke doch, richtig?«
»So sollte er funktionieren, und ich wünschte, er hätte es getan, aber nein. Welche Gegenpartei die drei auch aufgeschlitzt hat – und das war eine wirklich kunstvolle Messerstecherei, wie ich hinzufügen möchte –, ist vollständig verschwunden.«
»Und wo kommt Ihr nun ins Spiel? Und, noch wichtiger, wo ich? Ich bin immer daran interessiert, mir ein paar Münzen zu verdienen, aber ... Böse Jungs sind markiert worden. Böse Jungs sind getötet worden. Die Mörder sind gleich ganz verschwunden. Das hört sich so sauber und ruhig an, wie Ihr es Euch nur wünschen könnt. Ich hätte gedacht, Ihr würdet es einfach dabei belassen wollen.«
»Nichts würde mich mehr erfreuen«, sagte Fei, »aber diese Sache erzeugt eine ganz eigene Geräuschkulisse in Form einer Baronin des Königshauses und ihrem Lieblingsoberst in der Elite, die beide wissen wollen, was passiert ist und warum noch nicht allen Beteiligten Gerechtigkeit widerfahren ist.«
Dreckselite.
»Gut, aber ich verstehe immer noch nicht, wo ich dabei ins Spiel komme«, sagte ich.
Inzwischen erging sich Triss in einer Gewohnheit, die sich darin äußerte, dass er
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