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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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unsichtbare Tausendfüßler über meinen Rücken marschieren ließ.
    »Ich dachte, Ihr würdet vielleicht ein bisschen für mich die Ohren aufsperren können. Nicht Eure übliche Arbeit, ich weiß, aber sauber, und Ihr seid ein kluger Spieler. Der Druck des Adels verlangt von mir, diese Sache besonders schnell abzuschließen, und das ruft nach einem weiten Netz. Solltet Ihr irgendetwas über diese Sache erfahren, was ich möglicherweise wissen möchte, so soll es Euer Schaden nicht sein.«
    »Also, das hört sich ... Oh, Mist.«
    Soeben war die Tür des Propellerfischs geöffnet worden.
    »Was ist los?«, fragte Fei.
    »Euer Eliteoberst, ist das so ein dürrer kleiner und etwas gehbehinderter Quink?«
    »Das ist er.« Sie zog die Nase kraus.
    »Tja, er ist gerade auf dem Weg zu uns.«
    In dem Moment, ehe Fei sich auf ihrem Stuhl umdrehte und dem Oberst zuwinkte, sah ich eine kaum wahrnehmbare Spur von Furcht durch ihre Augen rieseln. Schon im nächsten Augenblick war sie von den stählernen Nerven ausgelöscht worden, die sie zu solch einer machtvollen Figur im Schattengewerbe von Tien gemacht hatten, aber ich hatte sie doch gesehen.
    Ausgebildete Klinge oder nicht, ich fing an zu schwitzen.

8
    P hysisch war der Oberst nicht sonderlich beeindruckend, aber er glühte förmlich vor Magie. Brodelnde Lichter umtanzten ihn in wilden Mustern aus Orange- und Brauntönen, bildeten für Augen, die sie sehen konnten, ein Netzwerk aktiver und inaktiver, aber einsatzbereiter Banne, die instandzuhalten ihn jeden Tag mehrere Stunden Zeit kosten musste. Ein dicker Strang von feurigem Orange schlang sich um sein linkes Handgelenk und stürzte von dort wie ein Wasserfall aus geschmolzenem Eisen aus dem Tiegel eines Schmieds oder die Leine des Höllenhundes persönlich zu Boden.
    Ich zwang mich, seine Spur nicht bis in die Erde zu verfolgen, um Ausschau nach dem verborgenen Vertrauten des Obersts am anderen Ende des Bannes zu halten. Seinem steinernen Hund. Denn Aral der Löhner war kein Magier, und Aral der Schwertführer hatte sich einen herausragenden Platz auf der Todesliste der Elite verdient. Zwar schien der Oberst mich gar nicht wahrzunehmen, aber ich wusste, dass er gesehen hatte, wer da bei Fei saß, und mich folglich nur allzu genau unter die Lupe genommen hatte. Auf meinem Rücken wuchs sich Triss absolute Reglosigkeit allmählich zu einer präsenten Abwesenheit aus, während er so tat, als wäre er weiter nichts als ein Schatten.
    Ich fixierte beständig die Füße des Mannes, brachte sowohl im Mienenspiel wie auch in der Körperhaltung Unterwürfigkeit zum Ausdruck und schwitzte vor mich hin. Die Elite war für mehr tote Klingen verantwortlich als jede andere Organisation in unserer Geschichte. Im Umgang mit körpereigenen Waffen waren sie beinahe so gut wie wir, und sie waren noch erheblichbesser, wenn es um Magie ging. Doch nicht nur das, sie hatten überdies die steinernen Hunde.
    Wie die Statuen, die die Tempel von Zhan bewachten, zum Leben erwachten, so auch die Hunde, die eine Schulterhöhe von fünf Fuß hatten, kraftvolle Leiber und Köpfe wie Löwen. Die steinernen Hunde konnten durch die Erde fahren, wie sich Haie ihren Weg durch klares Wasser bahnten. Weicher als Granit, aber härter als Sandstein, zeichneten sie sich durch eine fanatische Loyalität gegenüber ihren Freunden aus der Elite und Zhans rechtmäßigem Herrscher aus. Sie hatten mindestens zwei der drei Klingen getötet, die versucht hatten, Ashvik VI. auszuschalten, ehe mein Schwert das königliche Blut vergossen und mich für immer an den Namen Königsmörder gebunden hatte.
    Als der Oberst sich gemächlich und umsichtig einen Weg zu unserem Tisch suchte, nutzte ich die Augenwinkel, um sein Gesicht zu studieren. Hager und verkniffen, gekennzeichnet von langem Leiden und dem Fanatismus, der in der Elite epidemische Ausmaße hatte. Ein hässlicher und zugleich vertrauter Ausdruck auf einem fremden Gesicht ... Nein, plötzlich, als er näher gekommen war, stellte ich fest, dass mir das Gesicht bekannt war, falls man nach einem kurzen, wilden Zusammentreffen vor zehn Jahren von Bekanntschaft sprechen konnte.
    Mist, Mist, Mist!
    Ich erkannte den Oberst, doch ich betete im Namen der verlorenen Namara, dass er mich nicht erkennen würde. Zum letzten Mal hatte ich dieses Gesicht in der Nacht gesehen, in der ich einen König getötet hatte. Von all dem Ärger, der mir in jener Nacht begegnet war, war der schlimmste ein junger Eliteleutnant

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