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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Zeichen zu deuten und deiner Wege zu ziehen. Das sieht ganz ähnlich aus wie die Symptome einer Carasstaubsucht – leuchtende Augen, dünnes Haar, Schweißausbrüche, und sie reden zu viel. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Carasschnüffler keine in Asche gezeichnete Glyphe auf dem Nacken haben.«
    »Und wenn es heißt, er oder du?«, hakte ich nach.
    Erks Augen blickten für einen Moment in weite Ferne und weiteten sich dann. »Du sprichst von den Kadeshi. Von den Kerlen in der anderen Nacht. Das erklärt so einiges.« Nun schüttelte er den Kopf und schien nach innen zu blicken. »Mich wundert, dass mir das nicht aufgefallen ist. Der Funke muss ganz frisch gesetzt worden sein. Tja, das, und ich bin es nicht mehr gewohnt, ständig nach so etwas Ausschau zu halten.« Endlich zuckte er mit den Schultern. »Er oder du ist immer eine schwere Frage, aber ich glaube, jemand wie du hätte einfach mit den Schatten verschmelzen und davonspazieren können, wenn du es nur gewollt hättest.«
    Damit hatte er getroffen, aber wenn wir uns über die Fehler unterhalten wollten, die ich in letzter Zeit begangen hatte, dann würden wir noch die ganze Nacht hier sitzen, also ging ich nicht darauf ein. »Da ich gerade beim Fragen bin, ich habe da noch eine. Ich habe kürzlich ein Mädchen getroffen und mich gefragt, ob du etwas über sie weißt. Das ist der Grund, warum ich hier bin.«
    »Um mir Fragen zu stellen?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich streng. »Wenn sie eine Kundin ist, dann weiß ich nicht mehr über sie als über dich, wenn mich jemand fragt.«
    »Nein, nicht um dir Fragen zu stellen, aber um einigen deiner anderen Kunden Fragen zu stellen«, sagte ich. »Du bist nur zufällig derjenige, der sich zuerst zu mir gesetzt hat. Außerdem verstehst du mich falsch. Sie ist eine Auftraggeberin, eine adlige Auftraggeberin, und sie ... sagen wir einfach, ich schulde ihr was. Ich bin nicht hinter vertraulichen Informationen her, mich interessiert nur das übliche Gerede. Außerdem glaube ich nicht, dass sie viel Zeit im Propellerfisch verbracht hat. Ihr Name ist Maylien, und sie ist mit der Baronin Marchon verwandt.«
    »Tut mir leid«, sagte Erk, und seine Miene verschloss sich noch mehr. »Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen.«
    Was mir verriet, dass sie oft genug im Propellerfisch gespeist hatte, da Erk ihren Namen kannte. Und das bedeutete, dass es hier auch jemanden geben könnte, der mir etwas Nützliches zu berichten hätte. Lächelnd nippte ich noch einmal an meinem Whiskey.
    »Nun gut. Damit bin ich dann auch am Ende«, sagte ich. »Wonach fischst du heute Abend? Du sagtest, dass die Kadeshi an einen Todesfunken gebunden waren, würde einiges erklären, geht es darum?«
    »Ich fische nicht, und, ja, es geht um die Kadeshi. Außerdem wollte ich dich warnen ...« Er drehte sich auf seinem Stuhl umund schaute zur Tür. Einen Moment später wurde sie geöffnet, und eine große Frau trat ein. Sie trug eine gold-schwarze Uniform mit den Insignien eines Wachhauptmanns an der Schulter. »Nun ja, davor«, sagte Erk, als er das Ohrgeläut in die Tasche seiner Jacke steckte und auf die Frau zuging.
    »Hauptmann Fei«, sagte Erk. »Es ist wie stets eine Freude, Euch hier zu sehen. Wünscht Ihr, an Eurem üblichen Tisch zu sitzen?«
    Fei nickte geistesabwesend, während ihr Blick durch den Raum schweifte. Sie hatte breite Schultern und Hüften und die massiven Muskeln einer Jindu-Meisterin. Ein dicker, brauner Zopf, oben abgeflacht, um bequem unter einen Helm zu passen, reichte ihr beinahe bis zur Taille. Sie war zu bleich für eine Hochgeborene und hatte Sommersprossen auf den Wangen und Armen und hellgrüne Augen, die offenbarten, dass es in der Reihe ihrer Vorfahren einen Fremden gegeben haben musste, und das vor nicht sehr langer Zeit. Ihr Gesicht war rund, die Züge schlicht, aber hübsch, beinahe sanft, ein Eindruck, der durch eine Messernarbe konterkariert wurde, die von ihrem linken Wangenknochen bis zur Kinnspitze verlief.
    Ich zog die Schultern ein wenig hoch und starrte auf den Tisch, als sie in meine Richtung sah. Unter anderen Umständen hätte ich Wert darauf gelegt, zu lächeln und ihr direkt in die Augen zu schauen, um ihr meine Unschuld zu demonstrieren, aber nicht im Propellerfisch. Hier und jetzt hätte ich, wenn ich mir den Anschein gegeben hätte, ich hätte nichts zu verbergen, einen anderen Eindruck erweckt als die übrigen Gäste und mich folglich erst recht verdächtig

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