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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Cousin Kyril? Seid Ihr wahrhaftig – Terranan!«.
»Das bin ich.« Peter sah Magda fragend an. »Wer… und was…?«
»Sie ist meine Freundin und Schwester, Peter«, erklärte Magda ruhig, »und sie weiß, wer wir sind. Deshalb brauchen wir uns nicht zu verstellen.«
Peter beugte sich über Jaelles schlanke Hand. »Wie kann ich Worte finden, Euch zu danken, mestra? Die Mittwinternacht war mir zu nahe gerückt, als daß ich noch behaupten könnte, keine Angst gehabt zu haben.«
Jaelle warf einen Blick zurück und sah, daß Rumal und seine Leute am Ende des Dammes stehengeblieben waren und zu ihnen hersahen. Mit zögerndem Lachen gestand sie: »Jetzt glaube ich wirklich, daß Ihr nicht mein Cousin Kyril seid. Ich glaube, er würde lieber in Stücken von Rumais Mauern hängen als zugeben, er habe Angst gehabt!« Nach kurzer Pause setzte sie hinzu: »Bestimmt beobachten sie uns und wundern sich, warum Ihr mich nicht als Verwandte begrüßt.«
Aus dem Mund beinahe jeder anderen Frau, dachte Magda, hätte das unerträglich kokett geklungen; Jaelle aber war nichts als verlegen. Peter sagte: »Das wird mir ein Vergnügen sein – Verwandte.« Er beugte sich zu ihr nieder und wollte sie offensichtlich umarmen und ihr einen brüderlichen Kuß auf die Wange geben. Jaelle errötete und schlug die Augen nieder. Da ergriff Peter plötzlich ihre Hand und hauchte einen Kuß auf das Handgelenk.
Magda staunte über sich. Tatsächlich, ich bin frei von ihm, dachte sie. Früher wäre ich schrecklich eifersüchtig geworden, wenn er eine andere Frau mit diesem Blick angesehen hätte. Ich wurde beinahe wahnsinnig, als er letztes Jahr auf der Silvesterparty mit Bethany tanzte. Jetzt kümmert es mich nicht mehr. Ihre Liebe, ihre Schuldgefühle und ihr Kummer waren so lange ein Teil von ihr gewesen, daß sie sich kalt, leer und ausgehöhlt vorkam. Nun betrachtete sie ihn voller Mitgefühl, voller Sorge um seine Magerkeit und Blässe… Als sei er mein Bruder, mein Kind. Aber nicht mein Liebhaber. Nicht mehr.
Jaelle wandte sich zum Gehen, doch dann drehte sie sich noch einmal um und ergriff Peters Hand. »Ich kann es nicht glauben. Ihr seht meinem Cousin Kyril so ähnlich, und doch… laßt mich Eure Hände sehen! Wie viele Finger habt Ihr?«
»Die normale Anzahl«, antwortete Peter, »vier und einen Daumen – o mein Gott!« Er blickte auf Jaelles schlanke Hand nieder, die in seiner ruhte. »Ihr habt sechs Finger an jeder Hand«, stellte er benommen fest.
»Ja. Alle mit Ardais- und Aillard-Blut haben den zusätzlichen Finger«, erwiderte Jaelle. »Ist das unter Terranern völlig unbekannt? Rohana ist eine geborene Aillard, und ihr Mann ist ein Ardais, und alle ihre Kinder haben die Aillard-Hände.« Sie brach in hysterisches Lachen aus. »Wenn Rumal… sich die Mühe gemacht hätte, Eure Finger zu zählen…«, brachte sie zwischen Lachkrämpfen heraus, »würdet Ihr jetzt… in Stücken… von seiner Burgmauer hängen.«
Sie konnte nicht wieder aufhören zu lachen. Magda trat zu ihr und versuchte, sie zu beruhigen. Schließlich bekam Magda es tatsächlich mit der Angst zu tun, faßte sie bei den Schultern und schüttelte sie heftig. Jaelle begann, ebenso hysterisch zu weinen, wie sie gelacht hatte. »Du wärest tot«, schluchzte sie, »du wärest tot…«
Der Ritt war zuviel für sie; sie ist immer noch nicht kräftig genug. Magda sagte zu Peter: »Kannst du sie mit auf deinen Sattel nehmen? Wir müssen vor Dunkelwerden von hier fort.« Sie beobachtete, wie er Jaelle liebevoll auf sein Pferd hob, selbst aufstieg und das kraftlos im Sattel hängende Mädchen mit seinen Armen aufrecht hielt. Magda bestieg ihr eigenes Pferd, ergriff die Zügel von Jaelles Tier und führte es ihnen nach. Jetzt schon war ihr klar, was geschehen würde.
    III. Teil JAELLE n’ha MELORA, Freie Amazone 12
    Die Decke war blau gestrichen mit einem Fries und einem Muster aus goldenen Sternchen. Anfangs kam Jaelle nicht darauf, wo sie sein mochte. Dann erinnerte sie sich, daß sie, als sie sechzehn Jahre alt war, in diesem Zimmer während ihres einzigen längeren Besuchs auf Burg Ardais geschlafen hatte.
    »Bevor du auf dein Erbe als Comynara verzichtest«, hatte Kindra in ernsterem Ton als je zuvor zu ihrer Pfle getochter gesagt, »mußt du wissen, was das ist, dem du entsagst.« Also war Jaelle gegen ihren Widerspruch für ein halbes Jahr nach Ardais geschickt worden. Sie war nicht glücklich dort gewesen; sie war sich, so hatte sie Rohana einmal rebellisch

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