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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erklärt, wie ein Fisch auf einem Baum vorgekommen.
    Aber ich bin keine sechzehn mehr! Warum bin ich hier? Sie verlagerte das Gewicht, und bei dem stechenden Schmerz in der verwundeten Schulter fiel es ihr wie der ein. Wo waren ihre terranischen Gefährten? Sie waren spät am Abend eingetroffen, und Jaelle hatte den Dienern am Tor gesagt, sie sollten Lady Rohana melden, ihre Verwandte sei gekommen, um das Mittwinterfest bei ihr zu verbringen, und habe zwei Freunde mitgebracht. Rohana hatte sie alle liebenswürdig willkommen geheißen und war über Jaelles verbundenes Gesicht bestürzt gewesen. An alles übrige erinnerte sie sich nur noch undeutlich.
Jaelle lag in einem großen Bett. Sie trug ein langärmeliges Nachtgewand, an Ausschnitt und Ärmeln mit Spitzen besetzt. Vermutlich gehörte es Rohana oder ihrer Tochter. Jaelle hielt im Zimmer Umschau und bemerkte ein zweites Bett nahe dem Fenster, in dem die Terranerin schlief. In diesem Augenblick drehte Magda sich um und sah sie an.
    »Du siehst besser aus«, stellte sie fest. »Als du vorgestern abend hier heraufgetragen wurdest, glaubte ich, du werdest sterben.« Magda stand auf und trat an Jaelles Bett. Auch sie trug eins dieser spitzenbesetzten Nachtgewänder.
    Jaelle gestand: »Ich erinnere mich an gar nichts mehr nach unserer Ankunft. Hast du mich heraufgetragen oder…«
    »Nein; Dom Gabriel persönlich hat dir diese Ehre erwiesen.«
Jaelle lächelte schief. »Armer Dom Gabriel! Wie zuwider bin ich doch dem Gatten meiner Verwandten! Oder zumindest ist es ihm zuwider, eine Freie Amazone in der Familie zu haben.«
»Er schien ehrlich besorgt um dich zu sein«, widersprach Magda. und Jaelle lachte leise. »Oh, er behandelt alles freundlich, was zu Rohana gehört – Schoßhunde, Freie Amazonen und sogar Terraner, vermute ich.« Das Lächeln tat ihrem verbundenen Gesicht schrecklich weh. »Weiß er es?«
»Rohana hat ihm nur gesagt, wir seien Freunde von dir«, antwortete Magda. »Später warnte sie mich, das Haus sei voll von Mittwinter-Gästen, und wir müßten vorsichtig sein. Natürlich wurde Dom Kyril sehr neugie rig, als er Peter sah. Er fragte, wer er sei, und Peter erzählte ihm seine übliche Geschichte – er sei in Caer Donn geboren und kenne den Namen seines Vaters nicht.«
Jaelle legte sich wieder zurück. Wie kann ich so müde davon sein, daß ich ein paar Minuten gesessen habe? Ihre Schulter brannte wie Feuer. »Wo ist… wo ist er?«
»Er schläft im Nebenzimmer.« Magda wies auf die Verbindungstür. »Lady Rohana entschuldigte sich dafür, daß sie uns nur diese Räume zur Verfügung stellen könne. Ich sagte ihr, du dürftest auf keinen Fall nachts allein gelassen werden. Du hast den ganzen gestrigen Tag verschlafen und bist nicht einmal aufgewacht, als Domna Alida kam, um deine Wunden zu verbinden.«
»Also habe ich einen Tag verloren«, konstatierte Jaelle. Jetzt erinnerte sie sich verschwommen wieder daran, wie sie hergekommen waren. Rumal di Scarp würde annehmen, daß sie sich auf direktem Weg nach Ardais wandten, und es verdächtig finden, wenn sie eine andere Richtung einschlugen. So oder so war der Scaravel-Paß hinter ihnen vom Schnee blockiert. Magda war der Meinung gewesen, da Lady Rohana die Mission arrangiert habe, sei es ihr Recht, von dem Erfolg benachrichtigt zu werden.
Jaelle fiel auch wieder ein, wie Peter neben ihr geritten war und ihr geholfen hatte, wenn sie anhielten, um die Pferde ausruhen zu lassen. Den größten Teil dieser Zeit war sie vor Schmerzen und Müdigkeit nicht ganz bei Bewußtsein gewesen, doch sie wußte noch, daß er ihr gut zugeredet hatte zu essen und daß er, als sie sich nicht mehr auf dem Pferd halten konnte, sie vor sich auf den Sattel genommen und an sich gedrückt hatte.
Schuldbewußt dachte sie:… daß ich keinen Mann bitten werde, mich zu beschützen… und schloß die Augen. Tränen der Erschöpfung rollten ihr über die Wangen. Sie fühlte Magdas sanfte Hand auf ihrem Arm. »Ich werde Lady Rohana sagen, daß du wach bist.«
Nicht lange danach kam Rohana, klein und königlich in einem pelzbesetzten Gewand. Sie beugte sich nieder und küßte Jaelle auf die Wange, die nicht von dem Verband bedeckt war. »Wie fühlst du dich, mein Kind? Und wie bist du zu dieser schrecklic hen Wunde gekommen? Margali hat mir sehr wenig erzählt, nur daß du für sie gekämpft hast.«
»Vermutlich hat sie dir nicht erzählt, daß sie mir das Leben gerettet hat«, antwortete Jaelle, »und ebensowenig, daß sie sich der

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