Die zerbrochene Krone
trocken und ebenfalls an die Luft gewandt hinzu, »ist kein Narr. Das glaube ich jedenfalls.«
Rand erwiderte Mins Lächeln herzlich und sah dann Nandera und Sulin an, aber als er seinen Blick wieder zu Kiruna hob, wirkten seine Augen erneut steinhart. »Nun gut.« Als sie vortrat, fügte er hinzu: »Aber nicht Ihr sollt es tun.« Ihr Gesicht wurde so starr, daß es zu zerspringen drohte. Taim verzog den Mund zu einem Lächeln und trat auf Rand zu, aber Rand streckte hinter ihm plötzlich eine Hand aus. »Ihr sollt es tun. Kommt her, Alanna.«
Perrin zuckte zusammen. Rand hatte direkt auf Alanna gedeutet, ohne auch nur hinzusehen. Dadurch begann es in Perrins Nacken zu kribbeln, wenn er auch nicht wußte warum. Dieses Gefühl schien auch Taim ergriffen zu haben. Das Gesicht des Mannes wurde eine höfliche Maske, aber sein Blick flackerte zwischen Rand und Alanna hin und her, und die einzige Bezeichnung, die Perrin für den sich in seine Nase windenden Geruch einfiel, war ›verwirrt‹.
Auch Alanna zuckte zusammen. Aus welchem Grund auch immer, sie war schon gereizt, seit sie sich Perrin auf dem Weg hierher angeschlossen hatte. Ihre Heiterkeit war bestenfalls eine dünne Maske. Jetzt glättete sie ihre Röcke, warf einen trotzigen Blick zu Kiruna und Bera und stellte sich schließlich vor Rand. Die anderen beiden Schwestern beobachteten sie wie Lehrer, die sichergehen wollten, daß ein Schüler seine Sache gut machte, aber nicht davon überzeugt waren. All das ergab keinen Sinn. Vielleicht war eine von ihnen die Anführerin, aber Alanna war immerhin genauso eine Aes Sedai wie sie. Das erhärtete Perrins Verdacht noch. Sich mit Aes Sedai einzulassen, ähnelte zu sehr dem Waten in den Strömen des Wasserwaldes nahe dem Mire: Wie friedlich die Oberfläche auch schien - die unterschwelligen Strömungen konnten einen von den Füssen reißen. Hier schienen jeden Moment neue Unterströmungen aufzutauchen, und nicht nur von Seiten der Schwestern.
Ungehörigerweise umfaßte Rand Alannas Kinn und wandte ihr Gesicht zu sich. Bera sog zischend den Atem ein, und Perrin mußte ihr zum ersten Mal recht geben. Rand wäre nicht einmal bei einem Tanzfest zu Hause einem Mädchen gegenüber so forsch gewesen, und Alanna war kein Mädchen auf einem Tanzfest. Genauso überraschend war, daß sie errötete und unsicher roch. Aes Sedai erröteten nach Perrins Erfahrung nicht, und sie waren niemals unsicher.
»Heilt mich«, sagte Rand, und es klang wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte. Alanna errötete noch stärker und roch jetzt auch ein wenig verärgert. Ihre Hände zitterten, als sie sie hob, um seinen Kopf zu umfassen.
Perrin rieb sich unbewußt die Handfläche, diejenige, die ein Shaidospeer gestern aufgerissen hatte. Kiruna hatte mehrere seiner Wunden Geheilt, und er war auch schon früher Geheilt worden. Es fühlte sich an, als würde man mit dem Kopf zuerst in einen gefrorenen Teich getaucht. Man keuchte und zitterte und bekam schwache Knie. Und man wurde für gewöhnlich hungrig. Rand zeigte jedoch nur durch ein leichtes Zittern an, daß etwas mit ihm geschah.
»Wie ertragt Ihr den Schmerz?« flüsterte Alanna ihm zu.
»Also ist es vorbei«, erwiderte er und nahm ihre Hände fort. Rand wandte sich ohne ein Wort des Dankes von ihr ab. Dann schien er noch etwas sagen zu wollen, hielt inne, wandte sich halbwegs um und schaute zu den Brunnen von Dumai zurück.
»Sie sind alle gefunden worden, Rand al'Thor«, sagte Amys sanft.
Er nickte und nickte dann noch einmal heftiger. »Es ist an der Zeit zu gehen. Sorilea, wollt Ihr die Weisen Frauen benennen, die die Gefangenen von den Asha'man übernehmen? Und auch Begleiter für Kiruna und ... meine anderen Gefolgsfrauen.« Er grinste flüchtig. »Ich will nicht, daß sie durch Unwissen auf Abwege geraten.«
»Alles wird Euren Wünschen gemäß geschehen, Car'a'carn.« Die Weise Frau mit dem lederartigen Gesicht richtete entschlossen ihre Stola und wandte sich dann an die drei Schwestern. »Schließt Euch zunächst Euren Freunden an.« Wie nicht anders zu erwarten, runzelte Bera die Stirn und Kiruna wurde der fleischgewordene Frost. Alanna schaute ergeben, fast schwermütig zu Boden. Sorilea tat nichts von alledem. Sie klatschte laut in die Hände und vollführte rasche, scheuchende Bewegungen. »Nun? Geht!
Geht!«
Die Aes Sedai ließen sich widerwillig davontreiben, vermittelten aber den Eindruck, als gingen sie nur hin, wo sie hingehen wollten. Amys schloß sich Sorilea an und
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