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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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anderen waren jünger, einige kaum mehr als Jungen, und doch beobachteten sie das ganze Durcheinander mit der Selbstbeherrschung von Männern, die dies schon ein Dutzend Male mitgemacht hatten. Sie hielten sich jedoch abseits, bis auf Dashiva, der nur wenige Schritte von Perrin entfernt stand und ins Leere blickte. Perrin erinnerte sich an Taims Warnung in bezug auf den Burschen und hoffte, daß er wirklich nur tagträumte.
    Perrin fand Rand auf einer Holzdeichsel sitzend, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sulin und Nandera hockten auf beiden Seiten Rands und vermieden angestrengt den Blick auf das Schwert an seiner Hüfte. Sie hielten ihre Speere und Schilde hier inmitten der Menschen, die Rand treu ergeben waren, nur lose umfaßt und behielten alles im Auge, was sich in seiner Nähe bewegte. Min saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden zu seinen Füßen und blickte lächelnd zu ihm auf.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Rand«, sagte Perrin und verlagerte das Heft seiner Streitaxt, damit er sich hinhocken konnte. Niemand außer Min und Rand und den beiden Töchtern des Speers war nahe genug, um ihn hören zu können. Wenn Sulin oder Nandera zu den Weisen Frauen laufen wollten, dann sollte es so sein. Er berichtete ohne weitere Vorrede über das, was er heute morgen beobachtet hatte. Was er außerdem gerochen hatte, erwähnte er jedoch nicht. Rand gehörte nicht zu den wenigen, die von ihm und den Wölfen wußten. Er gab vor, alles nur gesehen und gehört zu haben. Die Asha'man und die Weisen Frauen. Die Asha'man und die Aes Sedai. Die Weisen Frauen und die Aes Sedai. Der ganze durcheinandergeratene Zunder, der jeden Moment in Flammen aufgehen konnte. Und er ließ auch die Leute von den Zwei Flüssen nicht aus. »Sie machen sich Sorgen, Rand, und wenn sie schwitzen, kannst du sicher sein, daß irgendein Cairhiener daran denkt, etwas zu unternehmen. Oder ein Tairener. Vielleicht wollen sie den Gefangenen nur zur Flucht verhelfen, vielleicht aber auch etwas Schlimmeres. Licht, ich könnte mir bei Dannil und Ban und fünfzig weiteren vorstellen, wie sie ihnen zur Flucht verhelfen, wenn sie wüßten, wie sie es anstellen sollten.«
    »Du glaubst also, etwas anderes wäre soviel schlimmer?« bemerkte Rand ruhig, und Perrins Haut kribbelte.
    Er erwiderte Rands Blick offen. »Tausendmal schlimmer«, antwortete er mit ebenso ruhiger Stimme. »Ich will nicht an einem Mord teilhaben. Wenn du das willst, werde ich mich dir in den Weg stellen.« Es entstand ein ausgedehntes Schweigen, bei dem unbewegte blaugraue Augen unbewegten goldenen Augen begegneten.
    Während sie sich gegenseitig stirnrunzelnd betrachteten, stieß Min einen verärgerten Laut aus. »Ihr zwei Wollköpfe! Rand, du weißt, daß du niemals einen solchen Befehl erteilen oder zulassen würdest, daß jemand anderer ihn erteilt. Perrin, du weißt, daß er das nicht tun würde. Und jetzt hört auf, euch wie zwei feindliche Hähne im Hühnerhof zu benehmen.«
    Sulin kicherte, aber Perrin hätte Min gern gefragt, wie sicher sie sich dessen sei. Er konnte ihr diese Frage jedoch nicht stellen. Rand fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schüttelte dann den Kopf wie jemand, der sich gegen Worte eines Unsichtbaren wehrte. Gegen eine Stimme, wie Wahnsinnige sie hörten.
    »Es ist schließlich niemals leicht«, sagte Rand nach einer Weile und wirkte traurig. »Die bittere Wahrheit ist, daß ich nicht weiß, was schlimmer wäre. Ich habe keine guten Wahlmöglichkeiten. Dafür haben sie selbst gesorgt.« Sein Gesicht wirkte verzagt, aber er roch zornig. »Lebendig oder tot - sie sind ein Mühlstein an meinem Hals und könnten ihn mir so oder so brechen.«
    Perrin folgte seinem Blick zu den gefangenen Aes Sedai. Sie standen jetzt alle zusammen, obwohl es ihnen dennoch gelang, ein wenig Abstand zwischen die drei Gedämpften und die übrigen zu bringen. Die Weisen Frauen um sie herum gaben nur mit Gesten und angespannten Gesichtern knappe Befehle. Vielleicht waren die Weisen Frauen auch besser, als Rand glaubte. Wenn er nur Gewißheit hätte.
    »Hast du etwas gesehen, Min?« fragte Rand.
    Perrin zuckte zusammen und warf einen warnenden Blick zu Sulin und Nandera, aber Min lachte weich. Sie lehnte an Rands Knie und schien wirklich zum ersten Mal, seit sie sie bei den Brunnen gefunden hatten, wieder so wie die Min, die Perrin kannte. »Perrin, sie wissen über mich Bescheid. Die Weisen Frauen, die Töchter des Speers, vielleicht alle. Und es kümmert sie

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