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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Tiefen der Zentralregion verschwunden. Man hätte glauben können, der Überfall auf die Heilige Insel Jâr’en habe niemals stattgefunden, wenn nicht die Narben zurückgeblieben wären. Buchstäbliche, da man die verwüsteten Gebäude vor Augen hatte, und solche, die einen am längsten quälen, die Narben an der Seele.
    Für Xydia, Lasia und all die anderen Getöteten wurde am Rande von Gan Nephaschôth ein eigenes Gräberfeld ausgehoben. Die Ganesen versprachen, sich um die Pflege zu kümmern. Etliche hatten in den geheimen Gängen und Höhlen unter Beth Gao überlebt. Auch Naría, die Kindermuhme und Lehrerin, konnte Shúria wieder in die Arme schließen.
    Marnas hatte noch am Tag der Rückkehr offiziell seinen Abschied genommen. Er müsse die Konsequenzen aus seinem Versagen ziehen, erklärte er Eli und empfahl gleich einen Nachfolger. Der Hohepriester stimmte dem Vorschlag spontan zu. Schon am nächsten Morgen ernannte er Taramis zum neuen Hüter von Jâr’en. Seine Kameraden spendeten frenetischen Beifall.
    In den folgenden Wochen begann das, was man später »Die wundersame Heilung Jâr’ens« nennen sollte. Eli kümmerte sich wie früher um das spirituelle Wohl der Berither und um das Gleichgewicht der Welt. Überdies wurden die Schäden am Tempel repariert, die Säule des Bundes wieder aufgerichtet und neue Gebäude erstellt. Bald erstrahlte Beth Gao in nie da gewesenem Glanz. Sogar einige der von Gaal verletzten Bäume im Garten der Seelen konnten gerettet werden. Ihre Symbionten indes trugen die Narben bis an ihr Lebensende.
    Genau einen Monat nach dem Abzug der Dagonisier wurde der neue Friedhof eingeweiht. Eli hielt eine bewegende Ansprache und sprach noch ergreifendere Gebete. Taramis weinte, als er am Grab seiner Mutter stand. Shúria legte ihren Arm um ihn und sagte nicht viel, nur dass es richtig sei, dass er endlich um seine Lieben trauern könne.
    Als sie zu Xydias Gedenkstein wechselten, vergoss ihre Schwester die meisten Tränen. Taramis wunderte sich, dass der Schmerz sich mit einem Mal anders anfühlte. Er vermisste Xydia nach wie vor. Niemals würde er aufhören, sie zu lieben. Doch mit Shúria war wieder Licht in seine Seele eingekehrt, sowie Freundschaft und Hoffnung. Dieses Mädchen verkörperte für ihn weit mehr als Schönheit, es stand für jene, die ihn liebten und die auch er lieben sowie beschützen wollte. Lag darin nicht des Menschen ureigenstes Wesen? Ihm zu dieser Einsicht verholfen zu haben, dafür war er Shúria unendlich dankbar.
    Eli bestand darauf, dass der junge Hüter von Jâr’en jeden Abend an seiner Tafel speiste, vorgeblich, um die Angelegenheiten des heiligen Dienstes zu besprechen. Des Öfteren war die Pflicht aber nur Vorwand. Der Hohepriester sah, dass seine Tochter und Taramis sich gegenseitig durch die Zeit der Trauer halfen. Bald war den beiden der regelmäßige Gedankenaustausch so wichtig wie das tägliche Brot. Ihre Freundschaft verwandelte sich dadurch in ein festes Band. Noch ahnten sie nicht, welch mörderische Zerreißprobe es in der Zukunft würde aushalten müssen.
    Bei einem Abendspaziergang der beiden kam das Gespräch auf Mobula.
    »Ich glaube, niemand darf ein Geschöpf wie Har-Abbirím besitzen«, sagte Shúria. Sie saß mit Taramis am See. Über ihnen funkelten die Sterne.
    Er betrachtete lange ihr hübsches, in diesem Moment ungewöhnlich ernstes Gesicht. Dann nickte er. »Mir geht es ebenso. Tief in mir drin habe ich das von Anfang an so empfunden.«
    Und so entließen sie in der folgenden Nacht den Berg der Engel in die Weiten des Ätherischen Meeres.
    »Sollten die Kinder des Lichts sie jemals wieder brauchen, wird sie sich von uns finden lassen«, sagte Taramis, als sich Mobula mit atemberaubenden Illuminationen von ihm und ihren Freunden auf Jâr’en verabschiedete.
    Shúria stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Wusstest du eigentlich, dass du mein Held bist?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich mag das Wort nicht besonders. Die Menschen machen viel zu viel Aufhebens darum.«
    »Ich sagte, du seist mein Held.«
    »Das ist natürlich etwas anderes.«
    »Es ist dir also nicht unangenehm?«
    »Ich … äh … Nein! Wenn ich sowieso dein Bruder und Freund bin, warum nicht noch dein … Held ?« Er verdrehte bei dem ungeliebten Wort theatralisch die Augen. »Bin gespannt, was als Nächstes kommt.«
    Sie schaute wieder zu Har-Abbirím auf und schmunzelte. »Da fällt mir schon was ein.«
    Auch Taramis blickte zu den

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