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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Antisch auf ihn. Taramis setzte sich mit Ez zur Wehr. Einmal, zweimal und ein drittes Mal stieß er zu. Der König parierte, obwohl er sein Schwert nun mit links führte, jede Attacke. Zugleich hieb er mit seiner breiten Klinge auf den Gegner ein. Die Zähe Zeit bewahrte Taramis vor empfindlichen Treffern, doch Schélet bekam etliche neue Kerben hinzu.
    Beim vierten Versuch, die Deckung Gaals zu durchbrechen, bohrte sich Ez’ Spitze zwischen den Armausschnitt des Brustpanzers und das Kettenhemd. Anstatt sich von dem Beinahetreffer beeindruckt zu zeigen, reagierte der König kaltblütig und schnell. Er drehte sich herum und hebelte seinen Gegner dadurch buchstäblich aus. Um vom gewaltigen Zug am hölzernen Schaft nicht in die offene Klinge des Antischs gerissen zu werden, musste Taramis den Stab loslassen. Ez löste sich infolge der Drehung aus dem Panzer und wurde außer Reichweite geschleudert.
    Sofort stürzte sich Gaal auf den entwaffneten Widersacher. »Und jetzt bist du an der Reihe«, brüllte er und prallte gegen den Schild.
    Taramis konnte dem ungeheuren Gewicht des ungleich schwereren Gegners nicht standhalten und fiel rücklings hin. Als Gaal auf ihm landete, hatte er das Gefühl, in seinem Leib brächen sämtliche Rippen entzwei. Er versuchte nach dem Dolch zu greifen, den er aus gegebenem Anlass Bochim nannte. Ehe seine Hand auch nur den Griff berührte, hatte Gaal die Waffe schon gefunden und achtlos davongeschleudert.
    Die Klinge bohrte sich ins Bein eines Kriegers und er sackte keuchend zusammen.
    Ein Raunen ging durch die versammelte Menge.
    »Taramis!« Es war Shúria, die da schrie.
    Er biss die Zähne zusammen, nicht allein um der Schmerzen im Brustkorb willen, die ihm die Luft abschnürten. Er verspürte blanke Angst, Furcht, die sich wie Säure in seine Seele fraß. Das alles kam ihm so bekannt vor! Offenbar war Reghosch bei seinem Vater in die Schule gegangen.
    Gaal kniete sich auf die Arme seines Opfers, warf sein Schwert fort und legte seine Hand um Taramis’ Hals. Dann beugte er sich zu ihm herab. Seine Barteln zitterten vor Zorn. »Ich werde dir das Schlimmste antun, das du dir vorstellen kannst. In dir beschreite ich erneut den Weg der Unsterblichkeit.«
    Das Herz des Nebelwächters schlug immer wilder, als der König sein Fischmaul aufriss, um den Rüssel hervorzuwürgen. Gaals Gesicht kam näher. Sein stinkender Atem war wie der Geruch des Todes. Als seine Hand sich vom Hals des Opfers löste und dessen Kiefergelenke umfasste, um dem Legerüssel einen Weg zu bahnen, wurde das Gefühl der Panik schier übermächtig. Irgendwo in der Nähe schluchzte Shúria. Wenn du jetzt versagst, ist ihr Leben und das ihres Vaters verwirkt , bemerkte der Namenlose, der Taramis schon zuvor aufgerüttelt hatte.
    Nein! , schrie die Stimme seines geschundenen Geistes. Er durfte nicht zulassen, dass sie Xydias Schicksal teilten. Taramis ballte seinen Willen wie eine Faust und schmetterte sie gegen die Angst, die sein Bewusstsein wegzuschwemmen und ihn zu einem willenlosen Opfer des Feuermenschen zu machen drohte. Du hast damit gerechnet! , rief der Ratgeber in seinem Kopf. Jetzt tu, was du dir vorgenommen hast!
    Unter Aufbietung aller Kraft füllte er seine Lungen mit Luft. Gaals flaches Fischgesicht war ihm jetzt ganz nah, der schleimige Legerüssel berührte schon seine Lippen. Die Augen des Königs verdrehten sich. Als seine Finger den Druck auf die Kiefergelenke verstärkten, zerbiss Taramis die Darmkugel, die er sich vor Betreten des Heiligen Hains in den Mund gesteckt hatte. Ein Klumpen bitteren Nesselpulvers lag auf seiner Zunge. Ehe der Speichel sich mit dem Qimmosch vermischen konnte, spie Taramis es aus.
    Eine tiefrote Wolke flog dem Antisch ins Gesicht. Das Pulver verteilte sich auf den Augen und dem Legerüssel, es drang tief in Gaals Nase und Rachen ein. Seine Pupillen sprangen in ihre normale Stellung zurück. Einen Moment lang starrte er das Opfer an, das sich so überraschend zur Wehr gesetzt hatte. Tränen quollen aus den riesigen Fischaugen hervor, wohl, weil das Nesselpulver sie reizte. Taramis meinte, Gaal würde ihm sämtliche Knochen im Leib brechen, doch stattdessen stieß er sich von ihm ab, richtete sich im Rückwärtstaumeln auf und krächzte: »Was hast du getan?«
    Unter den dagonisischen Beobachtern verbreitete sich ein ängstliches Raunen.
    Taramis wälzte sich herum und erhob sich mühsam. Während er auf den Stab Ez zuwankte, antwortete er: »Ich habe die Ordnung der Natur

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