Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
wiederhergestellt. Antische sind, wie Ihr wohl wisst, nicht für die luftigen Inseln geschaffen.«
Der König sank auf die Knie. Seine Augen schienen ihm aus den Höhlen zu quellen. »Aber, woher …?« Die Frage ging in einem Husten unter.
»Woher ich das Qimmosch habe? Von dem Kirrie Jagur, bei dem sich Euer Sohn eingeschlichen hatte.« Taramis deutete auf Eglon, der entsetzensbleich zwischen den Antischen stand. »Euer Freund dort hatte uns den Rat gegeben.«
Gaal blinzelte. Er würgte. Seine verschiedenen Gesichtsfarben wurden bedrohlich dunkel. Offenbar strengte er sich verzweifelt an, brachte indes kein Erbrochenes hervor, sondern nur eine düstere Drohung. »Du glaubst, mich besiegt zu haben, aber du bist ein Narr. Ich bin nicht der Letzte meiner Art. Bald wird ein Seelenbaum in diesem Hain sprießen, der dein Schicksal besiegelt. Ich komme wieder, Taramis, und es wird schrecklicher sein als zuvor.« Er schloss die Augen. Sein Oberkörper schwang vor und zurück. Es sah aus, als habe er sich mit seiner Niederlage abgefunden und warte nur noch auf den Erstickungstod.
Plötzlich riss er die Augen wieder auf, warf seine ganze Wut in ein animalisches Brüllen und kam wieder auf die Beine. Mit schweren Schritten wankte er auf den Nebelwächter zu, schaffte es sogar, sich nach dem Feuerfischschwert zu bücken, es aufzuheben und mit der Linken zum Hieb auszuholen.
Taramis hatte dem letzten Aufbäumen des Königs nicht tatenlos zugesehen. Im selben Moment, als dieser das Schwert hochriss, hatte er seinen Fuß unter den Feuerstab geschoben und ihn mit einer schnellen Bewegung des Beins hochgeschleudert. Mit der Rechten fing er den schwarzen Schaft auf und schleuderte Ez fast ansatzlos auf den Antisch.
Die Spitze des Stabes traf genau den Adamsapfel des Königs, durchschlug danach dessen Wirbelsäule und trat hinten am Hals wieder aus.
Gaals Kopf kippte zur Seite. Seine riesigen Augen glotzten Taramis zwei, drei Herzschläge lang hasserfüllt an. Dann brach der König von Dagonis zusammen.
Gleich danach stieg grauer Rauch von ihm auf. Nicht nur aus der Halswunde, sondern am ganzen Körper quoll der Qualm hervor. Und dann begann er zu brennen.
Eli trat in den Kreis der Krieger und breitete die Hände zum Himmel aus. »Gao hat euren König gefällt. Nehmt dies als Zeichen seines Willens und verlasst diesen heiligen Ort. Erzählt euren Kindern davon, damit dieser Tag nie in Vergessenheit gerät. Ich verspreche euch, dass wir eure Seelenbäume schützen werden so wie die jedes anderen Volks. Wenn der Fluch des Höchsten euch nicht niederstrecken soll, dann legt nun eure Waffen ab und geht in Frieden.«
Mehr als diese wenigen Worte bedurfte es nicht, um die Kapitulation der Dagonisischen Armee zu besiegeln. Die Soldaten zogen sich nicht etwa mit hängenden Köpfen zurück, sie ließen ihre Waffen fallen, wo sie gerade standen und ergriffen die Flucht.
Taramis war unterdessen zur Leiche seines Erzfeindes gegangen und hatte Ez aus den Flammen gezogen. Als er sich von dem toten König abwandte, wurde er angefallen. Er meinte, seine Rippen würden ein zweites Mal brechen. Diesmal war es jedoch ein friedlicher Angriff.
Shúria schlang ihre Arme um seinen Hals und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Zwischendurch sprudelte sie über vor Freude: »Taramis, du lebst! Ich bin so glücklich! Hätte Gaal dich umgebracht, ich wäre meines Lebens nicht mehr froh geworden.«
»Mir geht es ebenso«, sagte er leise.
»Wirklich?« Sie sah ihn einen Moment prüfend an und schmiegte erneut ihre Wange an die seine. Auf einmal hörte er sie schluchzen. »Es ist so ungerecht! Warum kann jetzt nicht Xydia hier sein und dich an meiner Stelle ganz fest drücken?«
Er griff nach ihren Handgelenken, um sich behutsam aus ihrer Umklammerung zu lösen. In ihren Augen glitzerten Tränen. Sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte. »Sie fehlt mir genauso wie dir. Und doch bin ich froh, dich als Freundin zu haben, Shúria. Ohne dich hätten Trauer und Zorn mein Herz vergiftet. Du hast mich gerettet.«
Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und schniefte. »Ist das wahr?«
Taramis nickte so entschieden, wie er nur konnte. »Ich bin zwar kein Seher, doch eines weiß ich gewiss: Du hast wieder Licht in mein Leben gebracht.«
Epilog
B is zum Sonnenuntergang waren sämtliche Dagonisier abgezogen. Kampflos. Ohne ihre Waffen. Sie hatten einfach ihre Ätherschlangen gerufen und waren in den dunklen
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