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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zu bringen. Selbst die Drachenaura schien vor ihm zu verblassen. Starr blickte Taramis in die Fratze, die sich zu ihm herabsenkte.
    Bochim öffnete das Fischmaul und würgte den Rüssel hervor, dieses schleimige Legeorgan, das wie ein Riesenblutegel aussah.
    Shúria! Ari! Taramis bäumte sich auf, als die Namen seiner Lieben im Gewirbel der Angst aufblitzten. Du darfst nicht sterben. Für sie musst du kämpfen. Irgendwie.
    Den sinnlosen Versuch, seinen Feind abzuschütteln, gab er auf, da ihm der Seelenfresser körperlich weit überlegen war. Er wusste, was ihn erwartete. Der Antisch würde ihm mit einem schmerzhaften Zangengriff den Kiefer öffnen, die Augen verdrehen und ihm den Rüssel in den Rachen schieben. Soll er es doch versuchen.
    Taramis biss sich auf die Zunge.
    Der Schmerz machte ihn benommen und betäubte ein wenig die panische Angst. Er schmeckte warmes Blut, für ihn der Saft des Lebens, für Bochim …
    Dessen Hand gab endlich den Hals des Opfers frei und schloss sich um seine Kiefergelenke. Die großen Pupillen verschwanden. Der Antisch war blind. Sein schwärzlicher, ebenso egel- wie ekelhafter Rüssel kroch einer Muräne gleich weiter aus ihrer Höhle hervor.
    Taramis füllte seine gepeinigten Lungen durch die Nase. Als er den ersten Schleimtropfen auf den Lippen spürte, atmete er mit aller Kraft aus. Ein Schwall aus Luft und Blut spritzte dem Feuermenschen ins Gesicht.
    Schlagartig kehrten Bochims Augen in ihre normale Stellung zurück. Hasserfüllt blickten sie auf den Mann herab, der seine Larve hatte nähren sollen. »Was hast du getan, du …!?« Röchelnd rang er nach Atem. Sein Körper versteifte sich, begann zu zittern. Das Gift hatte zu wirken begonnen.
    Taramis stieß den Antisch von sich herunter und rollte sich von ihm weg. In einer fließenden Bewegung war er wieder auf den Beinen, lief zum Feuerstab, hob ihn auf und kehrte damit zum Seelenfresser zurück.
    Wie sehr die Situation doch jener im heiligen Garten von Jâr’en glich! Nur jetzt lag Bochim auf dem Rücken, eitergelben Schaum auf den Lippen, unfähig, das krampfhafte Zucken seines Körpers zu kontrollieren. Aus hervorgetretenen, blutunterlaufenen Augen starrte er feindselig seinen Bezwinger an.
    »Du hättest dir einen anderen Lieblingsgegner suchen sollen«, sagte Taramis mitleidlos. Dann hob er Ez mit beiden Händen hoch und stieß die Spitze des Feuerstabes durch den Brustpanzer des Antischs tief in dessen Herz hinein.
    Auf der rechten Seite.

28. Siaths Wahl
    S húria erschrak, als plötzlich Eglon neben ihr stand. Der Schatten des Oberpriesters war auf sie gefallen und hatte sie aus ihrer Versenkung gerissen.
    »Es ist Zeit«, sagte er. Seine Augen blickten kalt auf die Braut herab, die Stimme klang ausdruckslos.
    »Ist es nicht Aufgabe des Königs, mich aufs Dach zu führen?«
    »Og ist aufgehalten worden. Wir wollen das Volk nicht warten lassen.« Er streckte ihr die Hand hin, damit sie sich darauf stützen konnte.
    Shúria erhob sich, ohne ihn anzufassen. Dabei fiel ihr auf, dass Eglons langes Hemd jenem ähnelte, das der Ersatzbräutigam während der Proben getragen hatte. Sie wandte sich zu Siath um, die ebenfalls aufgestanden war. Die Ganesin zuckte unmerklich mit den Schultern. Sie wusste offenbar auch nicht, was die Änderung im Ablauf der Zeremonie zu bedeuten hatte.
    Das Publikum honorierte das Erwachen der Braut mit Applaus. Ihr regloses Dasitzen hatte wohl schon viele gelangweilt.
    »Ihr solltet meine Hand nehmen«, sagte Eglon, »sonst könnten die Leute denken, ich sei ein Henker, der Euch zur Hinrichtung abholt.«
    Widerstrebend gehorchte sie.
    Der Oberpriester geleitete sie von der Plattform herunter zu einer Tür, die in den Thronsaal mündete. Siath folgte ihnen mit dem Tuch der Reinheit in respektvollem Abstand. Dahinter schlossen sich eine Reihe von Priestern und Tempelwächtern an. Ziemlich weit hinten im Zug entdeckte Shúria Abah, den Obereunuchen der Palasthetären, sowie die erste Haremsdienerin Adluh. Hatte man sie für ihre Verdienste in das Brautgeleit berufen oder sollten sie mit Hand anlegen, falls ihre Schutzbefohlene in irgendeiner Hinsicht schwächelte?
    Durch den quadratischen Saal mit der spitz zulaufenden Kuppel bewegte sich die Prozession in eine Vorhalle hinein, an die sich ein Treppenhaus anschloss.
    »Warum zittert Ihr?«, fragte Eglon, als sie gemeinsam die ersten Stufen nahmen.
    »Wegen all dem, was mich erwartet.«
    »Habt keine Angst, Shúria. Vor Euch haben schon neun

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