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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Adler, dazu den üblichen Unterleibsschutz, Beinschienen und feste Sandalen. Der Helm fehlte allerdings – wie bei allen Männern, die Og ganz nahe waren.
    Gaals Sohn ließ die Spitze seiner Schwertklinge provozierend kreisen. »Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, vom Besuch meines Lieblingsgegners im Palast zu hören. Nach unserer letzten Begegnung hätte ich nicht mal das Schmutzige unter dem Fingernagel auf dein Leben verwettet.«
    »Wetten verdirbt ohnehin den Charakter. Es macht gierig. Du bist das beste Beispiel dafür.«
    »Du steckst heute ja mal wieder voller Lebensweisheiten. Kennst du auch das Geheimnis, wie ein Wurm einen Feuerfisch besiegt?«
    »Ja. Er lässt ihn den Haken schlucken, an dem er zappelt.«
    Bochim stieß seine Klinge pfeilschnell in eine vermeintliche Lücke der gegnerischen Deckung. Taramis hatte ihm diese mit Absicht angeboten und lenkte das Feuerfischschwert mit Ez ab. Eine rasche Drehung führte die Spitze des Stabes in die Nähe der ungeschützten Beine des Gegners – der offenbar mit der Finte gerechnet hatte. Überraschend geschmeidig brachte sich der Seelenfresser in Sicherheit.
    »Mehr hast du nicht zu bieten, mein zorniger Freund?«
    Taramis war zu erfahren, um sich von durchsichtigen Provokationen zu Unvorsichtigkeiten hinreißen zu lassen. »Wo hast du den Reif der Erkenntnis?«
    Bochim lachte. »Das habe ich dir doch gesagt. Eglon hat ihn.«
    »Du meinst, dein Vater.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    Erneut versuchte der Antisch eine Attacke. Mit einer unglaublichen Stafette von Schwerthieben setzte er Taramis so sehr unter Druck, dass dieser kaum zum Atmen, geschweige denn zum Kontern kam. Ob der echte Asor wohl jemals so schnell gewesen war?
    Mit einem Mal spürte Taramis Äste im Rücken. Wieder schwang der falsche Leibgardist seine Klinge. Der Stabträger duckte sich, indem er das rechte Bein anwinkelte und das linke zur Seite streckte. Zugleich fuhr seine freie Hand nach vorn.
    Bochim flog wie von einer unsichtbaren Riesenfaust getroffen quer über den Gang in die gegenüberliegende Hecke. Mit zornigem Brüllen versuchte er sich daraus zu befreien, schaffte es jedoch nicht.
    Taramis setzte sofort nach. Bleib, wo du bist! Nur für vier Schritte. Leider war es lediglich seine viel zu lang vernachlässigte Fernwirkergabe, die ihm aus der Bedrängnis geholfen hatte. Könnte er den mörderischen Intriganten nur mit dem Drachenfeuer ein für alle Mal in Asche verwandeln! Drei … Vielleicht genügte ja die Macht von Ez. Noch zwei Schritte … Er umfasste den schwarzen Schaft mit beiden Händen und holte zum entscheidenden Stoß aus.
    Im selben Augenblick verwandelte sich die Asor-Gestalt in einen Stegonten. Auf Inseln mit Lufthülle dienten diese Ehrfurcht gebietenden Echsen den Dagonisiern als Reittiere. Ihre mit graubraunen Schuppen besetzten Körper glichen nicht nur denen von großen Stieren, sie waren auch ebenso kraftvoll. Im Kampf trotzten solche »Schlachtrösser« mit ihren mächtigen, von einer herzförmigen Knochenplatte verstärkten Schädeln dem Gegner. Ein Paar langer gebogener Hörner sowie ein kleineres über der schnabelartigen Schnauze dienten ihnen dabei als tödliche Waffe.
    Das gewaltige Dreihorn befreite sich allein durch sein Körpergewicht aus der Hecke und warf den Kopf herum, genau in dem Moment, als Ez ihn treffen sollte. Dadurch geriet der Feuerstab zwischen das Hornpaar und wurde Taramis aus den Händen gerissen. Die Entwaffnung kam so überraschend, dass er sich gerade noch fallen lassen und herumrollen konnte, um nicht von dem zurückschwenkenden Gehörn erfasst zu werden.
    Plötzlich war Bochim über ihm. In seiner Antisch-Gestalt landete er hart auf Taramis’ Brust, klemmte seine Arme mit den Knien fest und drückte ihm den Hals zu. Sein Fischgesicht beugte sich herab und grinste, während seine Stimme vor Häme troff. »Du siehst, ich habe dazugelernt. Immer noch so schlimm, deine Scheu vor allzu großer Nähe? Du armer, armer Lurch! Zu dumm – diese lähmende, unbeherrschbare Angst, nicht wahr? Trotzdem sollst du diesmal keine Gelegenheit bekommen, deinen Willen neu zu sammeln. Also machen wir’s kurz. Schließ die Augen. Geh mit mir den Weg der Unsterblichkeit.«
    Die Panik war tatsächlich überwältigend. Taramis brach der Schweiß aus, sein Herz raste, ihm wurde schwindlig und Luft bekam er ohnehin nicht. In diesem Gefühlssturm gab es überhaupt nichts, an dem er sich festhalten konnte, um seine Geisteswaffen in Position

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