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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Nähstube. Ich hoffe, sie ist noch immer dort, wo sie sich vor zwölf Jahren befand.«
    »Ja, schräg gegenüber der Bruminerie.«
    »Was ist eine … Bruminerie? «
    »So nennen wir hier die Gewächshäuser zum Überwintern der Herzfrüchte und anderer empfindlicher Pflanzen.«
    »Daran erinnere ich mich.«
    »Herr Taramis?«
    »Ja?«
    »Werde ich noch in der Leibwache dienen können, wenn das alles hier vorbei ist?«
    »Nicht mehr unter König Og.«
    Das Andachtszimmer des Monarchen nahm, anders als sein Schlafgemach, nicht die gesamte Breite des Gebäudetraktes ein. So war zum ruhigeren Teil des Gartens hin genügend Platz für einen lichten Spiegelgang, in dem die Leibwächter den Sitz ihrer Uniformen überprüfen und Grimassen schneiden konnten. Als Taramis und Peridas durch eine Fenstertür den Korridor betraten, stellten sie diese Tätigkeiten ein.
    »Der Besucher«, meldete der junge Gardist. Mehr war offenbar nicht nötig.
    Einer der beiden Posten streckte Taramis die Hand entgegen. »Den Stab bitte.«
    »Den nehme ich«, sagte der Lockenkopf schnell, ließ sich Ez geben und erklärte, im Garten auf die Rückkehr seines Schutzbefohlenen warten zu wollen. Er nickte seinen Kameraden zu und ging nach draußen.
    Der Wachmann, der zuvor um den Feuerstab gebeten hatte, klopfte an eine Tür gegenüber den Parkfenstern. Dahinter war deutlich Ogs Stimme zu vernehmen.
    »Ja doch! Jetzt schickt ihn endlich herein.«
    Der Gardist öffnete dem Besucher die Tür, ließ ihn ein und schloss sie hinter ihm gleich wieder.
    Taramis stand in einem dämmrigen Raum, in dem er nach dem lichtdurchfluteten Spiegelgang kaum etwas erkennen konnte. Die Luft war schwer von Weihrauch. Wie schon im Schlafgemach des Monarchen gab es auch hier an der gegenüberliegenden Seite eine Wand mit verhüllten Fenstern. Die Menschenmassen draußen sollten den Großen Fisch nicht in seiner besinnlichen Einkehr stören. Von der Tür aus war er nirgendwo zu sehen.
    »Ich bin am Altar, Taramis. Kommt ruhig näher«, ertönte die Eunuchenstimme aus den Schatten des Andachtsraumes.
    Rasch griff Taramis über Kopf in seinen Halsausschnitt. Unwillkürlich schnitt er eine Grimasse, als er seinen Arm fast überdehnte, ehe er das Heft zu fassen bekam. Glücklicherweise war die Parierstange des Kurzschwertes auf seinem Rücken nicht sehr breit. So konnte er es ohne weitere Schwierigkeiten nach oben herausziehen.
    Bedächtig, damit sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnten, erkundete er daraufhin den Raum. Aus den Schatten schälte sich eine hölzerne, mit Schnitzwerk verzierte Faltwand zu seiner Rechten. Aus dieser Richtung war auch die Stimme des Königs gekommen. Über dem Paravent lugte das bärtige Haupt Dagons hervor. Mit dem Altar hatte Og wohl das Götzenbild gemeint.
    Die Ausstattung des Andachtszimmers erschien Taramis überraschend schlicht: heller Marmorboden, keine Vogelbauer oder Fischbecken und Deckenstuck, der nicht einmal vergoldet war. Auf hohen silbernen Ständern am Ende der Stellwand staken lediglich zwei große Kerzen, deren Flackern auf einen leichten Luftzug hindeuteten. Sie beleuchteten ein Paar runder Tischchen mit wagenradgroßen Schalen: In der einen war Wasser, in der anderen Sand.
    Taramis trat zwischen die Kerzenständer, das Schwert hinter sich haltend. Der Anblick des fischleibigen Götzen ließ ihn vor Abscheu erschauern. Dem Aussehen nach musste die Figur aus massivem Granit gehauen sein – erstaunlich, wie man eine so schwere Statue überhaupt hatte hereinschaffen können. Neben ihrem Schwanz stand ein tonnenförmiger Behälter, aus dem heller Rauch strömte. Vor dem Idol lud eine niedrige Bank mit gepolstertem Querbalken zum Niederknien ein. Weil akrobatische Übungen solcher Finesse dem König nicht möglich waren, saß er daneben in einem Sessel. Seine fleischige Hand winkte.
    »Tretet näher, Taramis, damit ich mich nicht umdrehen muss.«
    Dieser folgte der Anweisung, sorgfältig darauf achtend, seine wichtige »Botschaft« vorerst noch hinter dem Rücken zu verbergen. Zwischen der Dagonfigur und dem Monarchen blieb er stehen und neigte andeutungsweise das Haupt.
    »Majestät, entschuldigt meine Störung so kurz vor dem …«
    »Warum sprecht Ihr so seltsam?«
    »Ich habe mich auf die Zunge gebissen.«
    »Ist mir auch schon passiert. Unangenehme Sache. Mein Leibwächter sagte mir, es gebe da ein Geheimnis das Drachenhemd betreffend, das Ihr mir unbedingt mitteilen müsstet. Es dulde keinen Aufschub, weil Leben und

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