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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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lösen und seinem alten Lehrer Liver helfen wollte, so wenig konnte er seine Gefährten einfach ihrem Schicksal überlassen. Er wirbelte herum und begab sich unter den Schutz der Zähen Zeit.
    Gerade zischte ein Pfeilhagel auf den Lesetisch hernieder, unter dem seine Freunde kauerten. Etliche Geschosse trafen das steinerne Buch, weitere blieben in der Holzplatte stecken, niemand wurde verletzt. Ein halbes Dutzend Soldaten eilte zu den beiden Wendeltreppen, die ins Erdgeschoss führten, die andere Hälfte zog neue Pfeile aus den Köchern.
    Taramis nahm Anlauf. Bis jetzt war kein einziger Pfeil auf ihn abgeschossen worden, wahrscheinlich weil Bochim ihn, auf die Rachsucht seines Erzrivalen spekulierend, in irgendeinen noch gemeineren Hinterhalt hatte locken wollen. Doch nun fassten die Schützen Taramis ins Auge. Er sprang auf den Lesetisch und rannte darauf entlang.
    Unter seinen Stiefeln zersplitterten Pfeile. Drei riss er mitten im Lauf aus dem Holz und schleuderte sie in schneller Folge auf die Krieger hinter der Brüstung. Zwei Eisenspitzen durchbohrten Hälse. Das dritte Geschoss prallte vom Harnisch des Schützen ab, der über dem Kopfende des Tisches stand. Er grinste und zielte erneut.
    Unterdessen hatte Taramis fast das Ende des langen Lesetisches erreicht. Noch bevor ihn sein Gegenüber richtig ins Visier genommen hatte, warf er Ez wie einen Speer nach oben. Die Spitze des Stabes durchschlug den Brustpanzer des Soldaten. Im selben Augenblick stieß sich Taramis ab. Mit einem gewaltigen Satz katapultierte er sich bis zum Handlauf der hölzernen Brüstung hinauf. Als er sich daran hochziehen wollte, hörte er Jagurs polternde Stimme.
    »Achtung, Taramis!«
    Instinktiv ließ der Gewarnte mit der linken Hand das Geländer los und brachte seinen Körper im Herumschwenken aus der Schusslinie. Gleich zwei Pfeile bohrten sich dicht neben ihm ins Holz, während er sich nach oben schwang.
    Als er zum Lesetisch hinabblickte – er traute seinen Augen nicht –, schleuderte Jagur gerade eine der Steintafeln zum gegenüberliegenden Wandelgang hinauf. Sie wirbelte durch die Luft und traf einen der Bogenschützen an der Nase, was für diesen das vorzeitige Aus bedeutete.
    »Du verrückter Zwerg, das ist ein heiliges Buch! Schlag sie doch einfach mit Blindheit«, schrie Taramis entsetzt.
    »Ich bin Kirrie«, antwortete Jagur verdrossen und brachte eine weitere Seite des ehrwürdigen Werkes auf den Weg. Sie schlug mit vergleichbarer Präzision ein.
    Damit war das Kräfteverhältnis zwischen Angreifern und Verteidigern zahlenmäßig ausgeglichen. Taramis und sein etwas kurz geratener Kampfgefährte hatten dafür nur wenige Augenblicke benötigt. Ischáh und ihre Männer huschten aus der Deckung hervor. Drei duckten sich hinter die Regale, der kleine Almin schwang seine Steinschleuder. Ein hühnereigroßer Kiesel löste sich daraus und ersetzte das Auge des letzten Bogenschützen. Die strategische Höhe war genommen.
    Gerade erreichten die verbliebenen sechs Komanaer das Ende der beiden Wendeltreppen und schwärmten in den Lesesaal aus. Taramis sammelte auf dem Wandelgang eilig die Waffen der gefallenen Krieger ein. Zwei Bogen warf er samt Pfeilköchern Ischáh und Almin zu, den dritten behielt er für sich. Die Schwerter ließ er einfach herabfallen, sodass sie mit den Spitzen im Boden stecken blieben.
    »Was sollen wir denn damit?«, grunzte Jagur und löste seine Streitaxt vom Gürtel. Ganz auf sein Hemd der Unverwundbarkeit vertrauend, hatte er offenbar nicht bemerkt, dass hinter einem Regal ein Soldat auf ihn zielte.
    Taramis riss den Bogen hoch und schoss einen Pfeil ab. Er zischte über den Kirrie hinweg zwischen den Buchrollen hindurch und streckte den Heckenschützen nieder.
    »Danke«, knirschte Jagur.
    »Fünf sind noch übrig«, warnte Taramis seine Freunde.
    Ischáh ließ ihre Bogensehne los, ein weiterer Pfeil sirrte durch die Luft. Aus den Tiefen der Regalfluchten zeugte ein gellender Schrei davon, dass sie getroffen hatte.
    »Vier«, korrigierte sie ihn.
    »Kümmere dich um Liver. Vielleicht kannst du ihm helfen«, rief ihr Taramis zu und zog seinen Stab aus der Brust des toten Soldaten. Der Mann war so schnell gestorben, dass er nicht einmal das hämische Grinsen hatte loswerden können. Taramis nickte den Seeleuten zu, die jetzt die Waffen ihrer Gegner trugen. »Kommt Ihr mit dem Rest alleine zurecht?«
    »Klar doch«, gab Jagur zurück, ehe ein anderer antworten konnte. »Falls es eng wird, befolge ich

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