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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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deinen Rat und schlage sie mit Blindheit. Wird aber nicht nötig sein.« Er ließ seine Axt probehalber durch die Luft fauchen.
    Ein Pfeil flog auf ihn zu und prallte vom Hemd Leviat ab.
    »Ach, da steckst du, Bürschchen«, knurrte der Kirrie und stapfte auf die Deckung des Schützen zu. »Komm mal her, ich stell dir meine Lehi vor.«
    Ein zweites Geschoss sollte wohl seinen Kopf treffen. Jagur lenkte es mit der breiten Axt ab und lief unbeirrt weiter.
    Wieder traf ein Pfeil das Drachenhemd.
    »Jetzt reicht’s aber!«, wetterte er.
    Taramis wandte sich ab, als König Jarmuths Sonderbeauftragter mit der Streitaxt ausholte. Es krachte vernehmlich. Offenbar hatte Jagur den direkten Weg durchs Regal gewählt.
    Wenn du es vermeiden kannst, kämpfe nie auf unbekanntem Terrain. Taramis wünschte, er könnte den Rat seines Mentors Marnas beherzigen. Doch im Bibliotheksgebäude kannte er sich nicht aus. Notgedrungen tat er, was ihm in ähnlichen Fällen schon oft den Hals gerettet hatte: Er gaukelte.
    Für Bochim mochte es so aussehen, als schlichen nicht weniger als sechs Ausgaben seines Erzrivalen durchs Haus – alles war nur Illusion. Der echte Taramis versteckte sich hinter Türen und Kleiderständern. Einen Herzschlag lang musste er an den streitbaren Kirrie denken. Sie hatten wohl beide die gleiche Schwäche und verließen sich lieber auf Muskeln und Reflexe als auf die Waffen des Geistes. Marnas hatte dies stets als Torheit gerügt.
    Vom einfach ausgestatteten Arbeitszimmer des Bibliothekars – ein Tisch, ein Stuhl, viele Bücher und Papiere – gelangte er in einen schmalen, dämmrigen Gang. Solche Engpässe waren immer besonders heikel. Sollte er sich da hineinwagen? Blieb ihm denn überhaupt etwas anderes übrig? Bochim hatte sich ihn vornehmen wollen. In diesem Punkt waren seine Anweisungen an die Gefolgsleute unmissverständlich gewesen.
    Ich krieg dich! Nur Taramis’ Lippen bewegten sich, als er den Korridor betrat. Durch eine offen stehende Tür am Ende fiel Licht. Am Boden des Raumes standen Vorratsgefäße und von der Decke baumelte Kochgeschirr. Offenbar die Küche. Dafür sprach auch der angebrannte Geruch, der in der Luft hing. Dort müsste Slot zu finden sein. Falls er noch lebte.
    Auf Zehenspitzen arbeitete sich Taramis weiter voran, peinlich darauf bedacht, keine der Dielen unter seinen Füßen zum Knarren zu bringen. Vier seiner unechten Doppelgänger schlichen vor ihm her. Als er sich einer Tür zur Rechten näherte, zog er vorsichtig sein Langschwert aus der Scheide, um sich notfalls mit zwei Waffen verteidigen zu können. Vor der Tür blieb er stehen, holte tief Luft und ließ sie so behutsam wie möglich aufschwingen.
    Fehlanzeige. Vor ihm lag eine enge Kammer mit einer Pritsche, einem Hocker und einer kleinen braunen Truhe. Da man bei einem Seelenfresser nie wissen konnte, in welche Gestalt er gerade geschlüpft war, betrat Taramis leise den Raum und öffnete mit der Schwertspitze die Holzkiste. Darin herrschte gähnende Leere, abgesehen von einem Paar Sandalen von jener besonderen Art, die Slot zu tragen pflegte. Wahrscheinlich war es sein kostbarer Schatz.
    Als Taramis das Schlafgemach des Dieners wieder verlassen wollte, vernahm er plötzlich ein Geräusch. Er ließ seine Doppelgänger im Flur ausschwärmen, stieß zur Sicherheit erst mit der Spitze des Feuerstabes in den Gang und folgte unmittelbar darauf nach.
    Deutlich hörte er von links ein Keuchen und Ächzen, gefolgt von lautem Klappern. War das ein Kampf? Es klang jedenfalls danach. Das kann eine Falle sein!
    Vorsichtig schlich er auf die offene Tür am Ende des Korridors zu. Der Geruch angebrannter Bohnensuppe biss ihm in die Nase. Taramis meinte darunter noch einen anderen Duft wahrzunehmen. Das Bild einer von marodierenden Nomaden niedergemetzelten Dorfbevölkerung stieg aus seiner Erinnerung auf …
    Mit einem Mal stolperte eine schlaksige Gestalt in dem Türausschnitt. Slot! Der Bibliotheksgehilfe prallte mit dem Rücken an die Wand. Sein Kopf stieß dabei gegen eine herabhängende Bratpfanne, die sich hierauf vom Haken löste und scheppernd zu Boden fiel. Der Diener hob die Pfanne auf und verschwand mit einem wütenden Knurren wieder aus dem Sichtfeld.
    »Dreckiges Fischgesicht, ich mach dich platt«, drohte er – ganz ungewöhnlich für den sonst so sanften Priestersohn.
    »Du jämmerlicher Lurch«, antwortete Bochims Stimme voller Verachtung. »Glaubst du wirklich, du könntest mich damit beeindrucken?«
    Slot gab eine

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