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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ähnliches aus dem Mund des komanaischen Priesters gehört zu haben. Damals hatte es sich jedoch erheblich positiver angehört.
    Der Alte nickte ernst. »Durch den Feuerkult kontrolliert Eglon eine schier unerschöpfliche Machtquelle. Todesangst im Überfluss. Verstehst du jetzt, warum ich geneigt bin, den Spekulationen über seine unsägliche Gabe zu glauben?«
    »Allerdings! Umso dringender muss ich die lästige Pflicht erfüllen, die mir Jarmuth auferlegt hat.« Taramis warf einen Seitenblick auf Jagur, der sich gerade eingehend mit den Flusen in seinem Tee beschäftigte.
    »Du meinst den Reif der Erkenntnis?«
    »Ja. Gibt es ihn wirklich?«
    Livers blaue Augen schienen plötzlich tiefer zu blicken als nur ins Gesicht seines Gegenübers. In ihnen flackerte ein Licht verborgenen Wissens. Schließlich nickte er ein weiteres Mal. »Ja, diesen Reif gibt es, Taramis. Und ich glaube, du bist der Richtige, ihn in unsere Welt zurückzuholen. Kommt, ich will Euch etwas zeigen.«
    Der Bibliothekar schwitzte, als schleppe er und nicht Reibun die schwarzen Basalttafeln durch den Saal. Es war Angstschweiß, weil sich der dunkelhäutige Hüne alle zwölf Steinplatten auf einmal aufgeladen hatte. Auf dem ellenlangen Lesetisch lud er sie erstaunlich behutsam ab und breitete sie auf Geheiß des Alten in zwei Reihen zu je sechs Tafeln aus. Drum herum versammelten sich Liver, Taramis und dessen Gefährten. Jagurs Nase reichte gerade über die Tischkante.
    Der Raum, in den sie der Herr der Bücher von Jâr’en geführt hatte, war von beeindruckender Größe, zwei Stockwerke hoch und nahm die gesamte Längsseite des Gebäudes ein. Die Wandregale ragten bis zur Decke empor. Ein hölzerner Wandelgang mit einem geschlossenen Geländer ermöglichte ringsum den Zugang zum oberen Bereich. Außerdem gab es etliche Leitern.
    Im Saalinneren reihten sich weniger hohe Regale, die in der Mitte eine Gasse bildeten. In den großzügig bemessenen Zwischenräumen standen die Lesetische. Deren große Zahl erklärte Liver mit dem Gewicht der Bücher – manche seien einfach zu schwer, um sie durch die ganze Halle zu schleppen. Reibun lachte.
    Der Alte hatte eine Öllampe mitgebracht, da die kleinen Fenster, die Taramis schon von Weitem gesehen hatte, das Sonnenlicht nur gedämpft einließen. Sie waren mit einer pergamentenen, milchigen Haut gefüllt, die man gewöhnlich aus Schwallblasen größerer Ätherbewohner gewann. Glasfenster gehörten zu dem Luxus, den sich nur reiche Leute leisteten.
    »Wo ist eigentlich Slot?«, wunderte sich Ischáh.
    »Ich habe ihm gesagt, er solle ein Mahl für uns bereiten«, erklärte der Bibliothekar.
    »Ihr seid zu freundlich, Herr. Wir haben genug Vorräte auf dem Donnerkeil. Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Aber auch nicht unnötig«, platzte der Kirrie heraus und brummte: »Wenn ich noch eine Woche lang nur Gemüse esse, wird meine Axt stumpf. Gibt’s hier eigentlich auch Bier?«
    »Das ist also das steinerne Buch«, sagte Taramis ungeduldig. Ihm brannte die Zeit auf den Nägeln.
    »Sehr scharfsinnig, mein Lieber«, antwortete Liver schelmisch. »Es ist in etwa so alt wie die Inschrift unter der Säule des Bundes. Ihr wisst, wovon ich spreche?«, fragte er in die Runde und ähnelte dabei einem Meister im Kreis seiner andächtig lauschenden Schüler. »›Speer Jeschuruns, du ew’ger Born … hast sieben Säulen auserkor’n … im Sternenhaus erlischst du nicht.‹ Lange hielt man den rätselhaften Spruch für das einzige schriftliche Zeugnis, das auf Olams Refugium jenseits unserer Welt Bezug nimmt. Beim Bau des Tempels fand man dann dieses Buch unter den Fundamenten eines wesentlich älteren Altars.«
    »Ist es spannend?«, knurrte Jagur. Der flache Blickwinkel gestattete ihm nicht, die in den polierten Stein gemeißelten Textzeilen zu erkennen.
    »Ausnehmend fesselnd sogar, mein lieber Zwerg«, erwiderte Liver überschwänglich.
    »Ich bin Kirrie.«
    »Bitte entschuldigt.«
    Ischáh beugte sich über die aufgereihten Tafeln und ließ ihre Fingerkuppen die Zeilen entlangwandern. »Das ist Alt-Berith, nicht wahr? Ich kann kaum etwas enträtseln.«
    »Sehr richtig, meine Tochter.«
    »Und was steht da?«
    »Frag Taramis. Er hat bei mir gelernt, die alte Sprache zu lesen.«
    »Das steinerne Buch berichtet vom Großen Weltenbruch«, erklärte Taramis leise. Seine Augen wanderten über die auch für ihn nicht ganz leicht zu entziffernden Zeilen. »In diesem Zusammenhang erwähnt es den Speer Jeschuruns und das

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