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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zornige Antwort, die wohl eher seine Hilflosigkeit verriet, als dass sie abschreckend klang.
    Taramis unterdrückte den Impuls, einfach loszustürmen und ins Geschehen einzugreifen. Scheinbar lösten sich seine Doppelgänger in Luft auf. Er hatte beinahe die Küchentür erreicht. Und machte eine grauenvolle Entdeckung.
    Eine große Blutlache bedeckte den glatten Steinboden der Küche.
    Darin spiegelte sich Slot.
    Es war nicht derselbe Mann, der gerade eben angeblich mit Bochim gestritten hatte, sondern wohl der echte Diener des Bibliothekars. Wie ein geschlachtetes Tier hing er da, vermutlich an einem Fleischhaken. Sein Bauch war bis zum Unterleib aufgeschlitzt, Därme und andere Organe quollen heraus. Kein Wunder, dass selbst der angebrannte Bohneneintopf den Gestank nicht völlig zu überdecken vermochte.
    Fieberhaft überlegte Taramis, was er nun tun sollte. Für den armen Slot kam jede Hilfe zu spät. Das zynische Theaterspiel mit seinem Ebenbild in der Küche war nur ein Köder gewesen. Das hieß, Bochim wusste, wer da vor der Tür stand, und er wartete nur darauf, die Falle zuschnappen zu lassen. Bei früheren Begegnungen hatte Taramis nur mit Mühe gegen diesen ungemein flinken und wandlungsfähigen Kämpfer bestehen können. Ihn zu unterschätzen, wäre zweifellos ein tödlicher Fehler. Der Bastard war ebenso stark wie hinterhältig.
    »Bist du tatsächlich der Sohn von Gaal und Lebesi oder nur ein Doppelgänger des Antischs, den ich vor zwölf Jahren getötet habe?«, rief Taramis. Augenblicklich verstummte das vorgetäuschte Wortgeplänkel in der Küche. Er wagte sich noch ein Stück näher an die Tür heran und ging in die Hocke. Durch den veränderten Blickwinkel kam sein Gegner in Sicht.
    Das Spiegelbild in der Blutlache zeigte einen lauernden Krieger mit Feuerfischkopf, dessen Haupt fast bis zur Decke reichte. In der Hand hielt er ein Kurzschwert.
    Eine Weile lang war es so leise, dass man hören konnte, wie Slots Blut in die Lache am Boden tropfte. Dann, hörbar belustigt, antwortete Bochim. Es war unverkennbar dieselbe Stimme, die Taramis auf dem Rücken der Drachenkröte Tumba nichts Geringeres als die Teilhabe an der Weltherrschaft angeboten hatte.
    »Du meinst, ob ich den Weg der Unsterblichkeit gegangen bin? Nein. Um einen – wie nennt ihr uns? – Sohn der Finsternis zu töten, bedarf es mehr als eines Wurms aus Zeridia.«
    Lass dich nicht provozieren, Taramis! »Wie kannst du derselbe Bochim sein, dem ich einen Dolch ins Herz gestoßen habe?«
    »Offensichtlich weißt du nicht viel über Antische. Wir tragen unser Herz auf der rechten Seite. Ich habe von meiner Mutter zwar Lungen geerbt, die sind aber anders gewachsen als bei gewöhnlichen Menschen. Deshalb hat mich deine Klinge auch nicht so schwer verletzt. Nachdem mich deine Riesenschwallechse verschluckt hatte, veränderte ich meine Gestalt und wand mich als Schlange durch ihren Rachen ins Freie zurück. Dein Mamogh hat mich übrigens mehrere Tage lang ernährt, bis ich zufällig von einem Donnerkeil der Kirries entdeckt und aus dem Äther gefischt wurde. Ich hatte wieder Tagors Maske angelegt. Einer der Freibeuter meinte in mir den ehemaligen Kerkermeister von Karka zu erkennen – und so nahmen sie mich bedenkenlos mit.« Es war unüberhörbar, wie Bochim noch nach so vielen Jahren seinen Triumph genoss.
    »Wie hast du mich gefunden?«, rief Taramis.
    »Das braucht dich nicht zu interessieren«, kam die Antwort aus der Küche zurück. Sie klang amüsiert.
    Wir haben einen Verräter in unseren Reihen. »Dann sag mir wenigstens, warum du dich ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier wieder zurückmeldest. Sinnst du auf Rache?«
    »Nicht an dir. Es ist mein Vater, von dem ich Vergeltung fordere.«
    »Das habe ich dir schon damals nicht glauben können. Dazu hast du Gaal zu große Dienste geleistet.«
    »Es war eine List, die übrigens meine Mutter ausgeheckt hatte.«
    »Sie ist tot. Ebenso wie du es bald sein wirst. Euer Traum von Komana als Beherrscherin der Welt wird sich nie erfüllen.«
    »Wenn ich sterbe, werden auch Shúria und Ari ins Haus der Toten gehen.«
    Taramis erschauderte. Das Spiegelbild des Antischs blieb nahezu unverändert. Nur Bochims Mund verzog sich. Er lächelte, ahnte er doch wohl, was seine Äußerung bei dem Ehemann und Vater der Erwähnten auslöste. »Was weißt du über sie?«
    »Die beiden sind in Peor. Sie erwartet der Tod in einem Feuerofen. Allerdings könnte ich sie davor bewahren …«
    »Was verlangst

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