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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Eglon erreichte es gar nicht. Es war den Makeln menschlichen Miteinanders entrückt.
    Eine Weile lang schwebten Allon und Taramis durch den luftleeren Raum. Kälte spürten sie dabei nicht. Livers Vermutung im Hinblick auf die wärmende Kraft der Drachenaura erwies sich als zutreffend; selbst das Zweihorn schützte sie. Der Hengst hatte seine Flügel angelegt – in Belimáh nützten sie ihm nichts.
    Plötzlich wurde sich Taramis seiner Manövrierunfähigkeit bewusst. Sofort waren die angstvollen Zweifel wieder da. Wie viele Meilen war die Paradiesinsel entfernt? Sehr weit jedenfalls, wie es ihm schien. Konnte er sie überhaupt rechtzeitig erreichen? Der Luftvorrat in der kleinen Blase erschöpfte sich nach etwa einer Stunde. Wahrscheinlich sogar früher, weil ja das Ippo und sein Reiter davon zehrten …
    In Gedanken steckte Taramis die Strecke zum Ziel ab. Er wurde immer unruhiger. Da stimmte noch etwas anderes nicht. Er kontrollierte es ein zweites Mal und wenig später nochmals. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    Der Kurs stimmte nicht.
    Wie ein Schlag mit der Streitkeule traf ihn die furchtbare Erkenntnis. Sie waren nur geringfügig von der Ideallinie abgekommen, deshalb hatte er es anfangs nicht bemerkt. Doch die Abweichung vergrößerte sich mit der zurückgelegten Strecke. Am Ende würde er weit an dem Sternenhaus vorbeitreiben, hinein in die Unendlichkeit des Universums.
    Fieberhaft suchte er nach einer Möglichkeit, den Fehler zu korrigieren. Er verlangte Allon ruckhafte Bewegungen ab, mit denen er aber lediglich erreichte, dass sie sich unkontrolliert drehten. Ein unwilliges Grollen entstieg dem Rachen des Hengstes. Mit einiger Mühe konnte er seine Lage unter Einsatz der Schwingen wieder stabilisieren.
    Als Taramis mit der Paradiesinsel fast auf gleicher Höhe war, sich aber mindestens eine Meile neben ihr befand, übermannte ihn die Verzweiflung. Haltlos begann er zu schluchzen und haderte mit seinem Schicksal. Was für ein Held war er denn, wenn er die Menschen, die er liebte, ständig im Stich ließ? Xydia hatte er verloren, seine Mutter, viele gute Freunde und jetzt auch noch Shúria und Ari. Sie waren für ihn mit einem Mal wie dieser Smaragd vor dem Sternenhimmel: ganz nahe und zugleich unerreichbar fern. »Greif doch nach ihnen, du dummer Trottel«, jammerte er. Tränen liefen ihm über die Wangen. »Greif sie und halt sie fest.«
    Plötzlich geschah das Unglaubliche: Allon änderte den Kurs. Sie beschrieben eine enge Kurve und hielten dann direkt auf die Paradiesinsel zu.
    Reiß dich zusammen, Mann!, rief Taramis sich selbst zur Ordnung. Wenn dich die anderen so sehen würden.
    Während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, dämmerte ihm, dass er seine Rettung dem uralten Lurkon verdankte. Das Drachenfeuer schien die Gaben in ihm tatsächlich zu verstärken. Als Fernwirker hatte er nie sonderlich auftrumpfen können. Immerhin brachte er es dank Marnas zu brauchbaren Ergebnissen. Nun aber waren seine Kräfte von solch unbändiger Gewalt, dass scheinbar nichts sie im Zaum halten konnte. Er hatte die Unsichtbare Insel in zwei Teile gespalten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und hier verhielt es sich wohl ähnlich. Er zog sich und sein Ippo wie an einem Tau zu der Paradiesinsel hin. Hatte die Sehnsucht nach Shúria und Ari das bewirkt?
    Bald erkannte Taramis Einzelheiten. Die grüne Scholle besaß die Form eines perfekten Quadrats, des uralten Symbols für die göttlichen Haupteigenschaften Liebe, Macht, Weisheit und Gerechtigkeit in vollkommener Harmonie. Je weiter sich Allon und sein Reiter ihr näherten, desto mehr Einzelheiten schälten sich heraus: unterschiedliche Wälder, Wiesen, Seen und sogar kleine Flüsse. War dies tatsächlich der Garten der Wonne , den das heilige Buch Jaschar erwähnte?
    Inmitten des üppigen Grüns ließ sich ein merkwürdiges Etwas erkennen. Es schillerte im warmen Licht der tief stehenden Sonne. Wellen aller denkbaren Farben huschten darüber hinweg. Gerade hatte es noch die Form eines Kubus gehabt, ehe es sich jäh in einer irisierenden Wolke auflöste, um gleich darauf eine Kugel zu formen. Das Haus der Sterne? Taramis hatte nie zuvor ein Gebäude gesehen, das seine Gestalt ständig veränderte.
    Allon drang in die Lufthülle der Insel ein und breitete die Schwingen aus. Im Gleitflug lenkte Taramis das Zweihorn zu einer Waldlichtung, einen Bogenschuss abseits von dem sonderbaren Wechselding. Punktgenau landete der Hengst auf dem grasbewachsenen Stück.
    Es

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