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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich Jagur. »Du bist doch beim Donnerkeil geblieben, als wir den Hügel raufgeklettert sind. Und Taramis hat erst davon gesprochen, als wir schon außer Hörweite waren.«
    »Ich habe von der Büchergilde im Kreis der Verschwörer erfahren, die sich gegen das Zweigestirn Og und Eglon auflehnen. Persönlich bin ich nie einem von ihnen begegnet. Stimmt es, Taramis, dass die Mitglieder dieses Zirkels zum Orden der Nebelwächter gehören?«
    »Erwartest du allen Ernstes, dass ich darauf antworte?«
    Der blonde Recke grinste. »Großes Geheimnis. Verstehe. Trotzdem sollten wir uns davor hüten, vorschnell Verdächtigungen auszusprechen. Jeder hier weiß, dass einige über die Gabe verfügen, Botschaften per Geisteskraft durch die ganze Welt zu verschicken. Dieser Seelenfresser ist auf einen Verräter aus unseren Reihen nicht angewiesen.«
    »Das kann ich nicht leugnen«, lenkte Taramis zum Schein ein, um seinen Erzfeind in Sicherheit zu wiegen, sollte dieser ihn tatsächlich aus einem der Gesichter um ihn herum anblicken. Insgeheim bereitete er sich jedoch auf das Schlimmste vor.
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages waren die Vorbereitungen für Taramis’ einsame Reise so gut wie abgeschlossen. In der Nacht hatten sie das Ende der Welt erreicht. Der Vergleich hinkte allerdings, da Berith wie eine gigantische Schwallblase durch den luftleeren Raum zog. Das Ende der Welt war genau genommen die gesamte Innenseite der Aura, jener erstaunlich dünnen Hülle, die das Leben in ihr vor der tödlichen Kälte Belimáhs schützte.
    Aus der Nähe sah sie wie der feine Dunst aus, der die Fernsicht an einem Sommertag trübt. Der Schleier war so hauchzart, dass man die Gestirne trotzdem deutlich sehen konnte. Taramis interessierte sich vor allem für ein bestimmtes dieser Lichter. Es leuchtete in einem lebhaften Grün.
    »Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg«, sagte Ischáh. Sie saß auf dem Sitz des Steuermanns. Im hinteren Bereich der Kiemenkapsel mühten sich die Männer damit ab, ein provisorisches Schott einzuziehen, das einen Teil des Laderaums luftdicht versiegelte. In dieser Kammer wollten sie Schutz suchen, wenn ihr Gefährte mit seinem Ippo den Ausstieg wagte.
    Um sich wegen der niedrigen Höhe vorne den Kopf nicht anzustoßen, beugte sich Taramis über die Ganesin. »Meinst du, mir ist wohl bei dem Gedanken, auf Allons Rücken die Aura zu durchstoßen? Zu oft habe ich gesehen, wie Irrgänger aus Belimáhs Weiten in ihr verglühen. Vielleicht sind wir bald auch nur noch eine Sternschnuppe am Himmel.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn du diese Gefahr fürchten müsstest, hätte davon etwas im steinernen Buch gestanden.«
    »Schon vergessen? Bochim hat uns daran gehindert, es gründlich zu studieren.«
    »Mein Vater pflegte zu sagen: ›Der Zauderer kommt nie ans Ziel.‹ Dein Allon kann durch schützende Hüllen hindurchschlüpfen. So hat Gao die Zweihörner erschaffen. Ich bin mir sicher, er hat dir deinen geflügelten Freund nicht ohne Grund gleich zu Beginn deiner Reise gesandt.«
    »Ich mache mir aber auch Sorgen um euch«, seufzte er. »Wir müssen einen Großteil der Luft entweichen lassen, um Allon und mich herauszulassen. Wenn sich das Gewächshaus nicht schnell genug wieder füllt, werdet ihr alle ersticken.«
    »Darum kümmere ich mich schon. Sobald du abgesprungen bist, werde ich Narimoth ein wenig durchs Meer scheuchen. Dann atmet er häufiger und treibt den Äther aus der Kiemenkapsel hinaus.«
    Keter kam nach vorn und meldete die Fertigstellung der Arbeiten. Die Seeleute hatten die Trennwand aus der milchigen Haut von Schwallblasen hergestellt, also demselben pergamentartigen Material, aus dem auch die Fenster der Jâr’enischen Bibliothek bestanden hatten. Die meisten Schwaller führten es stets in großen Bögen mit sich, um beschädigte Kiemenkapseln notfalls schnell abdichten zu können.
    Ischáh nickte. »Danke. Wir sind gleich bei euch.«
    Der Steuermann entfernte sich wieder.
    »Sollte mir etwas zustoßen …«, begann Taramis.
    »Davon will ich nichts hören«, unterbrach sie ihn ärgerlich. Sie erhob sich aus dem Sitz, indem sie einen Haltegriff unter der Kuppel ergriff und sich rückwärts über die niedrige Lehne zog. Er machte ihr Platz, schon um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Plötzlich trat sie rasch auf ihn zu, umarmte ihn, drückte ihm zwei Küsse auf die Wangen und raunte ihm ins Ohr: »Ich weiß, wie du das hasst, aber das musste jetzt sein. Damit du zurückkommst. Du bist

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